Trotz Herausforderungen

Weihnachten bringt Hoffnung in Pakistan

Der Bischof der Diözese Lahore, Nadeem Kamran, hält eine Rede auf der ersten Weihnachtskundgebung, die am 14. Dezember 2025 in Lahore veranstaltet wurde
Mit dem Näherrücken von Weihnachten entfalteten sich in Pakistans Gerichten ebenso wie auf den Strassen feierliche Szenen, die der christlichen Minderheit inmitten anhaltender Herausforderungen Momente der Wärme und Besinnung boten.

Von feierlichen Kuchenanschnitt-Zeremonien an den Hohen Gerichten in Islamabad und Lahore bis hin zu einer erstmals von der Regierung unterstützten Weihnachtskundgebung in der Provinz Punjab rückte die Weihnachtszeit die Bedeutung von interreligiöser Harmonie, verfassungsmässiger Gleichheit und der mit Weihnachten verbundenen Botschaft des Friedens in den Mittelpunkt.

Bei einer Zeremonie im Gebäude des «Islamabad High Court» (IHC) nahm der oberste Richter Sardar Mohammad Sarfraz Dogar gemeinsam mit Kirchenvertretern, Richterkollegen und christlichen Mitarbeitenden an einer Kuchenanschnitt-Veranstaltung teil, die das Engagement der Justiz für die Rechte von Minderheiten unterstrich.

«Ein Symbol von Liebe und Frieden»

In seiner Ansprache richtete Richter Dogar herzliche Weihnachtsgrüsse an Christen in ganz Pakistan und bezeichnete den Anlass als Symbol für Liebe, Mitgefühl und Frieden. Er betonte, dass das gesellschaftliche Gefüge Pakistans aus vielfältigen Glaubensrichtungen und Kulturen bestehe und dass die Förderung von Toleranz und gegenseitigem Verständnis eine gemeinsame nationale Verantwortung sei und nicht die Aufgabe einer einzelnen Institution.

Er hob hervor, dass die Verfassung unmissverständlich die Gleichheit vor dem Gesetz, die Religionsfreiheit sowie den Schutz von Leben und Würde für alle garantiere, und bezeichnete diese Garantien als verbindliche verfassungsrechtliche Verpflichtungen und nicht als blosse symbolische Ideale. «Eine gerechte Gesellschaft kann nur gedeihen, wenn sich jeder Einzelne geschützt, respektiert und wertgeschätzt fühlt», sagte Richter Dogar.

Unabhängig davon organisierte die Anwaltskammer des «Islamabad High Court» ihre eigene Weihnachtsveranstaltung und begrüsste den Botschafter des Vatikans, Erzbischof Germano Penemote, in ihren Räumlichkeiten.

Empfang auch in Lahore

Ähnliche Töne waren am Sonntag, 14. Dezember, in Lahore zu hören, als das «Lahore High Court» (LHC) mit einer Weihnachts-Kuchenanschnitt-Zeremonie sein Bekenntnis zu interreligiöser Harmonie und Religionsfreiheit bekräftigte.

Die oberste Richterin des «Lahore High Court», Aalia Neelum, hob gemeinsam mit dem Bischof der Diözese Lahore der «Church of Pakistan», Nadeem Kamran, sowie mit Mitarbeitenden aus Minderheiten und Anwälten die langjährige Tradition des Gerichts hervor, die religiösen Feste aller Glaubensrichtungen zu respektieren und zu feiern. «Die Feier von Weihnachten innerhalb des Gerichts spiegelt die Rolle der Justiz bei der Förderung von Toleranz, Solidarität und Einheit im Einklang mit den Gründungsprinzipien Pakistans wider», sagte sie.

Prominente Mitglieder der «Christian Lawyers Association of Pakistan» nahmen an der Zeremonie teil. Bischof Kamran dankte der Obersten Richterin und sprach Gebete für Frieden und Wohlstand des Landes.

Erstmals öffentliche Kundgebung genehmigt

Auch jenseits der Gerichtssäle wurde Weihnachten in einem grösseren öffentlichen Rahmen begangen. In Lahore, der Hauptstadt der Provinz Punjab, nahmen am Sonntag, dem 14. Dezember, Hunderte von Christen an der ersten von der Provinzregierung unterstützten Weihnachtskundgebung teil.

Angeführt von katholischen und protestantischen Geistlichen sowie dem Minister für Minderheitenangelegenheiten der Provinz Punjab, Sardar Ramesh Singh Arora, führte der Umzug von der «Sacred Heart Cathedral» in Lahore bis zu einem Kreisverkehr im Stadtzentrum. Begleitet wurde er von Weihnachtsliedern, Sprechchören sowie festlich geschmückten Bussen und Lastwagen.

Botschaft an die Welt

In seiner Ansprache verwies Arora auf eine Erhöhung des Haushalts für Minderheitenangelegenheiten der Provinz Punjab im Jahr 2025 um 300 Prozent und stellte eine einwöchige Weihnachtskampagne vor, die Sportveranstaltungen, Radtouren sowie Feiern in Kirchen und Bildungseinrichtungen umfasste.

Die leitende Ministerin Marriyum Aurangzeb gab bekannt, dass die Zahl der in Punjab ausgegebenen Minderheitenkarten deutlich gestiegen sei. Dadurch könnten mehr einkommensschwache christliche Familien Zugang zu Stipendien, Gesundheitsleistungen und Nothilfen erhalten. Zudem hob sie ein Sozialprogramm hervor, das berechtigten Minderheitenfamilien vierteljährliche finanzielle Unterstützung gewährt.

Weitere Bemühungen wichtig

Der frühere Minister für Menschenrechte und Minderheitenangelegenheiten der Provinz Punjab und heutige Abgeordnete Ejaz Alam Augustine begrüsste das Engagement der Regierung und erklärte, die Kundgebung habe eine positive Botschaft an die marginalisierten Christen gesendet.

«Dennoch bestehen in der christlichen Gemeinschaft weiterhin Ängste, insbesondere unter Jugendlichen, die anfällig für falsche Blasphemievorwürfe und soziale Diskriminierung sind. Die Regierung sollte sich bemühen, sicherzustellen, dass Christen und andere Minderheitengruppen sich geschützt fühlen und gleiche Chancen erhalten, sich zu entwickeln und Teil des nationalen Mainstreams zu werden.»

In einem Land, in dem Christen der Weihnachtszeit häufig mit Sorge entgegensehen, spiegelten die diesjährigen Ereignisse – getragen von verfassungsrechtlichen Zusagen, öffentlicher Anerkennung und gemeinsamem Feiern – hoffnungsvolle Zeichen wider.

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Datum: 25.12.2025
Autor: A.S. John / Daniel Gerber
Quelle: Christian Daily International / gekürzte Übersetzung: Livenet

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