Älteste Kirche der Welt entdeckt?

In dieser unwirtlichen Gegend, in einer Höhle, sollen Gottesdienste gefeiert worden sein.

Archäologen wollen in der Ortschaft Rihabin in Jordanien die älteste christliche Kirche der Welt entdeckt haben. In einem Höhlengewölbe sollen christliche Gottesdienste abgehalten worden sein.

Abdul Kader Hussan ist sich sicher. Der Chef der lokalen Antikenbehörde im nordjordanischen Ort Rihab glaubt, dass eine jüngst entdeckte Erdhöhle das Versteck der ersten Christen war. Der Unterschlupf befindet sich unter einer bereits bekannten Kirche aus dem 3. Jahrhundert. "Wir haben Hinweise darauf, dass diese Kirche den frühen Christen als Unterschlupf diente", sagte Hussan der Zeitung "Jordan Times".

Stimmt die Datierung?

Diese Archäologen glauben, in Jordanien die älteste christliche Kirche der Welt und einen Beleg für eine Passage des Lukasevangeliums in der Bibel entdeckt zu haben. Nach Ansicht der jordanischen Forscher sollen 72 Anhänger der damals noch jungen Religion im Verborgenen gelebt und heimlich ihren Glauben praktiziert haben. Die Gruppe von Urchristen sei aus Jerusalem geflüchtet und habe in der Höhle in den Jahren 33 bis 70 Gottesdienste gefeiert.

Diese Datierung könnte falsch sein. Wer sich die Bibelstelle anschaut, welche Abdul Kader Hussan zitiert, stellt fest, dass (Lukas, Kapitel 10, Vers 1) folgendes steht: „Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.“

Warum sollten sich diese zusammengetan haben und sich in Jordanien verborgen haben, wenn sie doch in alle Richtung geschickt wurden?

Schon eher könnte eine andere Stelle gemeint sein: (Lukas, Kapitel 21, Vers 20) „Wenn ihr Jerusalem von feindlichen Heeren eingeschlossen seht, dann seid gewiss: Seine Zerstörung steht bevor. Dann sollen die Bewohner Judäas in die Berge fliehen (die liegen auch in Richtung Jordanien). Wer in der Stadt ist, soll sie schnell verlassen, und die Leute vom Land sollen nicht in die Stadt gehen!“

Unter römischer Herrschaft wurde Jerusalem belagert und im Jahre 70 n. Chr. am Ende des Jüdischen Krieges durch Titus zerstört. Damals, so nach historischen Berichten, flüchtete auch die christliche Kirche aus Jerusalem. Dann müsste man aber die Datierung dieser Zuflucht in Jordanien, auf später ansetzten.

Unterschlupf aus Stein gemeisselt

Die Forscher haben in der Höhlenkirche die Apsis der Kirche und eine Gruppe von Sitzgelegenheiten, die in den Stein gemeisselt wurden, ausgemacht haben sowie eine Wand, die den sakralen Bereich von der Wohnhöhle trennte. Durch einen Tunnel sollen die Christen zu einer Quelle gelangt seien, aus der sie ihr Wasser bezogen.

Das Dorf Rihab liegt nahe der Stadt Mafrak im Norden von Jordanien. In der Ortschaft waren zuvor bereits mehrere christliche Kirchen aus den ersten 7. Jahrhunderten ausgegraben worden.

Der Originalbericht aus der "Jordan Times"

Quellen: Jordan Times/Livenet/Der Spiegel/baz/APA/dpa

Datum: 11.06.2008

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