Religiosität beeinflusst die Werte
Im Rahmen der Studie werden mehrere schriftliche und persönliche Befragungen von Kinder, einem Elternteil, Katechetinnen und Katecheten sowie Pfarrern durchgeführt. Die Wissenschaftler interessieren sich dabei besonders für die religiöse Sozialisation von acht- und neunjährigen Kindern.
Vertrauen und Gesellschaft
Die erste von insgesamt vier Befragungen ist inzwischen abgeschlossen. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass christliche Religiosität einhergeht mit einem höheren Vertrauen in Personen und Institutionen. «Vertrauen ist Teil des Sozialkapitals einer Gesellschaft und wird mit gesellschaftlicher Stabilität, politischer Partizipation und Akzeptanz demokratischer Regierungsformen in Verbindung gebracht. Somit trägt die christliche Religion zum Zusammenhalt in der Gesellschaft bei», betonen die Heidelberger Wissenschaftler Dieter Hermann und Angelika Treibel.
Religion zunehmend wichtig
«Die christlich-kirchliche Religion in modernen Gesellschaften hat an Bedeutung verloren – gleichzeitig ist aber zu beobachten, dass in den vergangenen Jahren Religion für viele Menschen wieder zunehmend wichtig geworden ist», betont der Soziologe Hermann vom Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg. In diesem Zusammenhang gehe die Forschungsgruppe der Frage nach, wie religiöse Wertorientierungen entstehen. Dabei beziehe sich Religiosität nicht ausschliesslich auf das Christentum.
Orientierung durch die Eltern
Die Analysen zeigen dabei auch, dass religiöse Wertorientierungen bei der Sozialisation von Kindern einen hohen Stellenwert besitzen. Überraschenderweise, so Hermann, bestehe lediglich bei den religiösen Werten ein starker Zusammenhang zwischen Eltern und Kindern; in anderen Bereichen würden Eltern- und Kinderwerte deutlich geringer korrespondieren. «Die Orientierung der Kinder wird hier in erster Linie von den Eltern vermittelt», erläutert der Wissenschaftler.
Die Studie, die von der Forschungsgruppe «Religion und Gesellschaft» durchgeführt wird, gehören Theologen und Sozialwissenschaftler der Universitäten Tübingen, Bonn, Heidelberg und Dortmund sowie der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main an. Die dreijährigen Arbeiten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit über 600.000 Euro finanziert.
Datum: 24.11.2010
Quelle: Universität Heidelberg/Informationsdienst Wissenschaft idw