Bibelstudium unter der Dusche und im Maisfeld

Andrew Page führt in einer Viertelstunde durchs Labyrinth.
Das Mais-Labyrinth bei Lützelflüh aus der Luft
„Jesus gibt nicht auf“: Andrew Page (links) mit Walter Wieland im Maisfeld.

Bis zum 16. Oktober ist im Maisfeld von Johann Ulrich Liechti südöstlich von Lützelflüh BE ein Mais-Labyrinth zum Markus-Evangelium zu besichtigen. Inspiriert wurde der Emmentaler Bauer von Andrew Page. Der aus England stammende Theologe erläutert im Livenet-Interview, was die Pfade und Räume im Maisfeld sollen.

Emmental.Livenet.ch, Walter Wieland: Das Markus-Evangelium im Maisfeld – wie ist diese Idee entstanden?
Andrew Page: Vor fünf Jahren haben Johann Ulrich und Andrea Liechti aus Lützelflüh Vorträge von mir über das Markus-Evangelium und seine Struktur gehört. Der Landwirt und Betreiber eines Mais-Labyrinths ist dann auf die Idee gekommen, ein spezielles Labyrinth aus dieser Struktur des Markus-Evangeliums zu machen. Ich würde nie auf eine solche Idee kommen!

Wie ist es bei dir zu dieser Vorliebe für das kürzeste Evangelium gekommen?
Ich bin eingeladen worden, Vorträge über Markus zu halten. Bei der Vorbereitung habe ich angefangen, diese Struktur zu entdecken, die man sehr leicht lernen kann. Dann konnte ich Bibelstudium unter der Dusche machen, ohne dass die Bibel nass wird – weil ich die Reihenfolge von Markus im Kopf habe! Ich liebe das Markus-Evangelium, weil ich dadurch Jesus besser kennen gelernt habe.

Welches ist die spezielle Botschaft von Markus für heute?
Markus macht besonders klar, wie langsam die Jünger sind – wie langsam sie erkennen, wer Jesus ist. Wie langsam sie verstehen, wozu Jesus in diese Welt gekommen ist und wie langsam sie kapieren, was es wirklich bedeutet, Jesus nachzufolgen. Trotzdem gibt Jesus nicht auf! Er ist geduldig, er vergibt, er ermutigt, er erklärt. Das ist eine tolle Botschaft für mich: Jesus ist auch heute so mit denen, die ihm nachfolgen!

Für wen ist das Markus-Projekt im Maislabyrinth geeignet?
Für alle Menschen, welche die Jesus-Geschichte zumindest ein bisschen kennen und die einen neuen Zugang zur Bibel suchen. Normalerweise sagen wir, dass es nicht unbedingt für Kinder geeignet ist – aber einige Kinder, die eine Führung miterlebt haben (Dauer: 10 Minuten) waren recht begeistert.

Wie reagieren Besucher auf das Markus-Mais-Labyrinth?
Sehr unterschiedlich! Ich denke, es ist für einige ziemlich ‚ergähnenswert’, aber für andere ist es unheimlich spannend. Einige haben gesagt, sie wollen das Markus-Evangelium jetzt noch einmal durchlesen und studieren. Wenn das dazu führt, dass sie dadurch Jesus besser kennen lernen, bin ich sehr froh!

Du setzt das Markus-Evangelium auch als Theater um. Kannst du das kurz erklären?
Kurz ist schwer! 15 Leute aus einer Kirchengemeinde führen das ganze Evangelium (d.h. jede Begebenheit) als Rundtheater auf. Die Zuschauer sitzen im Kreis und die Handlung findet in der Mitte, in den Gängen und auch manchmal hinter dem Publikum statt. Es ist sehr spannend, das ganze Evangelium in einem Abend so lebendig zu erleben, und es ist eine tolle Gelegenheit, Freunde und Bekannte einzuladen. Bis jetzt habe ich nur in Österreich und in England beim Markus-Theater Regie geführt. Es wäre super, wenn so etwas auch in der Schweiz stattfinden würde.

Welche Beziehung hast du selbst heute zum Markus-Evangelium?
Viel wichtiger natürlich ist meine Beziehung zu Jesus selbst! Aber gerade meine Beziehung zu Jesus ist viel intimer geworden, weil ich wegen der Struktur des Evangeliums gelernt habe, mit Jesus über all das zu reden, was er im Laufe des Evangeliums tut. Wegen des Markus-Evangeliums erlebe ich jetzt mein Christ-Sein anders!

Datum: 31.08.2005
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung