«Eimer-Mission»

Wasser des Lebens für Tausende im grössten Slum Afrikas

Zwei Frauen mit Eimern in den Slums von Nairobi
Was bescheiden als Hilfe in der Not begann, hat sich zu einer tiefgreifenden Bewegung des Glaubens entwickelt. Sie wurzelt in einem der einfachsten Gebote Jesu: einem Menschen in Jesu Namen einen Becher kalten Wassers zu reichen.

Inmitten der engen Gassen und einfachen Blechhütten von Kibera, dem grössten städtischen Slum Afrikas in Nairobi (Kenia), geschieht etwas ganz Besonderes. Wo einst Not, Krankheit und Hoffnungslosigkeit herrschten, ist eine wunderbare Veränderung im Gange. Über 22‘000 Menschen haben hier nicht nur sauberes Trinkwasser erhalten, sondern auch ein neues Leben.

Eine Not, die oft übersehen wird

Die Zahlen für Kibera sind erschütternd. Mehr als 400‘000 Menschen leben hier auf engstem Raum. Familien drängen sich in kleinen Lehmhütten von gerade mal 2,4 mal 2,4 Metern – ohne Strom und fliessendes Wasser. Toiletten gibt es kaum, nur 78 öffentliche Latrinen für das gesamte Gebiet. Das führt dazu, dass Abfälle ins Erdreich sickern und das Wasser verunreinigen. Krankheiten wie Cholera, Typhus und Ruhr sind hier keine seltene Gefahr, sondern traurige Realität Woche für Woche.

Als Chris Beth, der Gründer von «The Bucket Ministry», im Jahr 2017 zum ersten Mal nach Kibera kam, fand er eine Gemeinschaft vor, die von Wasser lebte, das so verschmutzt war, dass es sie krank machte. «Es gab kein einziges Haus, das Zugang zu sauberem, sicherem Trinkwasser hatte», erinnert er sich.

Eimer und Evangelium Hand in Hand

Beths Lösung war verblüffend einfach und doch so wirkungsvoll: ein einfacher Plastikeimer, ausgestattet mit einem speziellen Sawyer-Wasserfilter. Dieser Filter kann 99,999 Prozent der schädlichen Verunreinigungen entfernen. Doch der Plan war alles andere als zufällig. Sein Team erfasste jedes der 81‘077 Häuser, zählte die 408‘000 Einwohner und bereitete sich darauf vor, jeden einzelnen Menschen zu erreichen. Mithilfe einer speziellen Software namens «Mission Mapping» behielten sie den Überblick über jeden verteilten Filter, jede Familie und jedes Gespräch über den Glauben.

Was folgte, war eine gewaltige Aktion von Mensch zu Mensch. Einheimische Missionare, die meisten von ihnen selbst Bewohner Kiberas und von «The Bucket Ministry» (dt. Der Eimer-Dienst) geschult, zogen durch das Slumgebiet. Sie brachten die Filter, zeigten, wie sie funktionieren, und – was am wichtigsten war – erzählten von der Botschaft Jesu Christi.

«Wasser ist der zweitwichtigste Grund, warum wir dort sind», erklärt Beth. «Das Evangelium ist der einzige Grund.»

Der letzte Eimer – und reiche Ernte des Glaubens

Taufe in den Slums von Nairobi

Im Dezember 2024, nach Jahren der hingebungsvollen Arbeit von Tür zu Tür, wurde der letzte Wasserfilter an einen Mann namens Michael Wanjohi übergeben. «Für mich ist das ein Wunder. Ein 100-prozentiges Wunder», sagte er mit Tränen in den Augen, während er den Eimer in Händen hielt.

Doch das wahre Wunder hatte sich schon lange vor diesem Moment ereignet. Über 22‘000 Menschen haben Christus in ihr Leben aufgenommen. Mehr als 1‘500 Menschen liessen sich taufen. Die Kriminalität ging zurück. Drogendealer gaben ihr Geschäft auf. Frauen, die zuvor in der Prostitution gefangen waren, fanden neue Würde und einen Sinn im Leben. Familien, die unter Sucht litten, begannen zu heilen.

Samuel Mwang, der einst ein Dieb und Süchtiger war, sagte nach seiner Taufe mit tiefer Überzeugung: «Ich war ein sehr schlechter Mensch. Aber Gott hat mich geheilt. Missionare kamen zu mir nach Hause und erzählten mir von Jesus Christus, und ich nahm ihn in mein Leben auf.»

Eine Strategie der liebevollen Präsenz

Anders als viele grosse Hilfsorganisationen setzte «The Bucket Ministry» nicht auf grosse Medienauftritte oder Massenveranstaltungen. Sie gingen zu jedem einzelnen Haus, manchmal sogar mehrmals. Sie brachten Gebete mit, ein offenes Ohr und die Geduld, Menschen im Glauben zu begleiten.

Pastor Raphael Dihanda, der seit 44 Jahren in Kibera lebt und dort Pastor ist, war von diesem Ansatz tief beeindruckt. «Einmal, zweimal, dreimal jemandes Haus zu besuchen – das hat es noch nie gegeben», sagte er. «Aber sie haben es getan.» Diese beständige, treue Nähe führte dazu, dass selbst alteingesessene Gemeindeleiter – die oft skeptisch gegenüber Fremden sind – erkannten, dass hier etwas Besonderes geschah.

«Viele NGOs sind gekommen, aber sie haben nie etwas bewirkt», sagte der lokale Anführer George Owegi. «Aber was wir gesehen haben – Menschen, die sich vom Verbrechen abgewandt haben, ihr Leben geändert haben und sich gebessert haben – ist erstaunlich.»

Ein neues Feld für die Mission

Nachdem das Projekt in Kibera nun abgeschlossen ist, weitet sich die Mission aus. Nur wenige Kilometer entfernt liegt Kawangware – ein weiteres riesiges Slumgebiet mit über 700‘000 Einwohnern. Seit dem 1. Januar 2025 hat «The Bucket Ministry» dort bereits über 3‘400 Filter verteilt und 1‘075 Menschen durften Jesus Christus annehmen.

Ihr Ziel ist klar: Innerhalb der nächsten vier Jahre sollen alle Bewohner von Kawangware mit sauberem Wasser und der frohen Botschaft versorgt werden. Die Arbeit ist herausfordernd, das Gelände schwierig – doch die Vision bleibt mutig und voller Gottvertrauen.

Inmitten von Armut, offenen Abwasserkanälen und oft vergessenen Menschen hat sich still und leise eine geistliche Erweckung entfaltet. Eine Erweckung, die nicht nur mit gefiltertem Wasser, sondern mit dem lebendigen Wasser des Glaubens fliesst. Ein Eimer. Eine Seele. Eine Geschichte nach der anderen.

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Datum: 19.09.2025
Quelle: Joel News / The Bucket Ministry

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