Dankbar für Religionsfreiheit

«Christen sind notwendige Stimme in der Wüste»

Valeriu Ghilețchi wurde zum Vizepräsidenten der EVP-Fraktion im PACE gewählt
Valeriu Ghilețchi wuchs in der Sowjetunion ohne Religionsfreiheit auf. Heute ist er dankbar für die Glaubensfreiheit und er ist überzeugt, dass die christliche Stimme im säkularen Europa unverzichtbar ist.

Der 65-jährige Valeriu Ghilețchi ist mittlerweile Politiker auf europäischer Ebene und setzt sich für christliche Werte zum Wohl der Gesellschaft ein.

Geboren und aufgewachsen im moldawischen Pînzăreni, erlebte Valeriu Ghilețchi die sowjetische Besatzungszeit. Sein Traum war es, Theologie zu studieren – doch das war damals unmöglich.

Erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion konnte er diesen Traum verwirklichen und er wurde Pfarrer im Bund der Baptisten. Später spürte er den Ruf Gottes, in die Politik zu gehen; er war 13 Jahre lang Abgeordneter im Parlament und Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE).

Heute ist er Assistenzpastor der Baptistengemeinde «Jesus der Retter» in Chișinău, der Hauptstadt Moldawiens, und Präsident der Europäischen Christlich-Politischen Partei (ECPP).

Auf Umwegen zur Theologie

«Mein Grossvater war der erste baptistische Pastor in meinem Heimatdorf, doch damals herrschte keine Religionsfreiheit», erinnert sich Valeriu Ghilețchi. Da dies für ihn nicht möglich war, absolvierte er ein Studium der Radio- und Telekommunikationstechnik an der Universität in Odessa.

«Als die Sowjetunion zusammenbrach und sich das Regime in Rumänien änderte, erhielt ich die Möglichkeit, an der Emanuel-Bibelschule in Oradea Theologie zu studieren. Nach meinem Abschluss kehrte ich nach Moldawien zurück und gründete in Chișinău das Theologische Kolleg.»

Glaube soll Rolle spielen

Valeriu Ghilețchi betont, «dass Kirche und Staat zwar getrennt sind, der Glaube aber dennoch eine Rolle in beiden Bereichen spielen sollte. Einer meiner ersten Berichte im Europarat befasste sich mit der Bekämpfung der Diskriminierung von Christen in Europa. Ein zentraler Punkt der Resolution war, dass Christen ermutigt werden müssen, aktiv am öffentlichen Leben teilzunehmen.»

Sein christliches Weltbild beeinflusst seine Entscheidungen, sein Denken und Handeln. «Deshalb habe ich 2025 die ‘Akademie für Integrität und Führung gegründet’; eine NGO. Ich sehe es als meine Verantwortung, junge Menschen zu motivieren und auszubilden, damit sie sich aktiv ins öffentliche Leben einbringen.»

Säkularisierung, ein zweischneidiges Schwert

Die Säkularisierung bezeichnet Valeriu Ghilețchi als ein zweischneidiges Schwert: «Einerseits ist sie für uns Christen schwierig, weil die Gesellschaft ihren Glauben verliert. Andererseits eröffnet sie die Möglichkeit, über christliche Werte zu sprechen und ihren Unterschied zu den gängigen Meinungen aufzuzeigen.»

Mit der Zeit zeigt sich, dass gewisse politische Entscheide der Gesellschaft schaden. «Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir Christen weiterhin präsent sind – auch wenn wir manchmal nur als ‘Stimme in der Wüste’ wahrgenommen werden. Diese Stimme wird im säkularen Europa gebraucht. Natürlich bedauern wir, dass das christliche Europa so säkular geworden ist. Doch zugleich sehen wir darin eine hervorragende Gelegenheit, unsere Werte neu zu betonen und einzubringen.»

Dankbar für Glaubensfreiheit

Sein Ziel sei es, die ECPP zu stärken und in der europäischen Politik sichtbarer zu machen. «Wir sind die kleinste, aber die einzige offen christliche Partei im Europäischen Parlament.» Diese wuchs von vier auf sieben Abgeordnete.

Er sei Gott dankbar für die Religionsfreiheit in Moldawien. «Gerade im Vergleich zur Sowjetzeit, als Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Im Moment sehe ich keine Bedrohung für Christen in Moldawien, aber natürlich gibt es Herausforderungen. Insbesondere die Einflüsse aus den EU-Institutionen. Moldawien ist noch kein EU-Mitglied, bewegt sich aber in diese Richtung. Themen wie die traditionelle Ehe oder die Erziehung der Kinder nach eigenen Überzeugungen könnten künftig zu Konflikten führen.»

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Datum: 11.11.2025
Autor: Nathalie Giorgio / Daniel Gerber
Quelle: CNE.news / gekürzte Übersetzung: Livenet

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