Verbot der Hinweistafeln für Gottesdienste am Ortseingang?
Ende Jahr will laut «Reformierter Presse» das Bundesamt für Strassen (Astra) ein Revisionsvorschlag zur Strassenschilderordnung der Öffentlichkeit präsentieren. Es gehe gemäss Astra nicht darum, das Schild zu verbieten oder abzuschaffen, aber es diene weder der Verkehrssicherheit noch der Verkehrslenkung und gehöre daher nicht in die Signalisationsverordnung. Es sei ein touristisches Werbeschild.
Wichtig für touristische Orte
Als solches sei es sehr wichtig, meinte Tillmann Luther, reformierter Pfarrer von Visp, Zermatt und Saas VS, in der Zeitung: «Im Wallis weiss man, dass es in jedem Dorf eine katholische Kirche hat. Das blaue Schild an der Kantonsstrasse zeigt an, wo es auch eine reformierte gibt.» Touristen gingen gerne in die Kirche, weil sie während der Ferien die Musse dazu hätten. «Die Gottesdiensttafel ist für uns eine wichtige Werbung», so der Pfarrer gegenüber der Zeitung.Sukkurs erhält der Walliser Pfarrer aus Grindelwald. Pfarrer Klaus-Dieter Hägele erklärte gegenüber der Zeitung, für ein Dorf wie Grindelwald, das massgeblich vom Tourismus lebe, sei das Schild am Dorfeingang eine wichtige und adäquate Werbung: «Wir würden uns wehren, wenn die Tafel zur Disposition stünde.»
Breites Nein der Katholiken
«Die Gottesdiensttafeln müssen beibehalten werden», fordert Lukas Amrhyn, römischkatholischer Pfarrer in Sins AG, in der Zeitung «Sonntag», «da die Präsenz der anerkannten Landeskirchen wichtig ist.» Wolfgang Kunicki, Pfarrer der christkatholischen Kirchgemeinde Baden-Brugg-Wettingen, ist sicher: «So ginge ein Stück Kultur verloren.» Verkehrsschilder in zweifacher oder dreifacher Ausführung könne man entfernen, doch mit der Idee, die Gottesdiensttafeln zu streichen, werde «das Kind mit dem Bade ausgeschüttet». Der Pfarrer ist überzeugt: «Die Landeskirchen werden dagegen protestieren.»Als «absolut berechtigt» empfindet der römisch-katholische Stadtpfarrer von Baden, Josef Stübi, die blauen Tafeln. «Gottesdienste gibt es schliesslich jeden Sonntag.» Die Schilder seien somit eine Dienstleistung, eine wichtige Information für die Autofahrer. Stefan Heim, Gemeindeleiter der katholischen Kirche in Würenlingen AG, ist überzeugt: «Die Kirche würde ohne die Schilder noch mehr verdrängt.»
Hinweis auf Freitagsgebet?
Nicht nur ein Verbot, sondern eine mögliche Ausweitung könnte viel zu reden geben. In Deutschland haben gemäss dem Internet-Portal idea.de alle Religionsgemeinschaften die Möglichkeit, sich Hinweisschilder auf Gottesdienste und regelmässige religiöse Veranstaltungen an Ortseingängen genehmigen zu lassen, zum Beispiel auch jüdische und islamische Religionsgemeinschaften. Auf das Freitagsgebet wird in der Schweiz am Ortseingang zur Zeit nicht hingewiesen.Die Frage stellt sich aber möglicherweise nicht akut. Viele Gemeinden beispielsweise im Kanton Freiburg haben die blauen Schilder mit den Angaben zum Gottesdienstbeginn vom Ortseingang bereits entfernt. Vielerorts findet man aber dagegen die braunen Tourismus-Strassenschilder, die auch auf «Sehenswürdigkeiten» wie zum Beispiel Klöster oder wichtige Kirchen hinweisen
Datum: 26.04.2010
Quelle: Kipa