Endzeit-Perspektiven in Winterthurer Konferenz
Gottes Eingreifen in die Geschichte der Völker und die besondere Bestimmung des jüdischen Volks.
Am Samstag Nachmittag referierte Marcel Rebiai, der Gründer und Leiter der „Gemeinschaft der Versöhnung“, über das Einssein der Christen. Es sei als Vermächtnis Jesu an seine Gemeinde eine zentrale Angelegenheit im Reiche Gottes. Denn nur wenn die Mauern zwischen den Christen abgebrochen würden, werde die Welt erkennen, dass Jesus der von Gott gesandte Erlöser sei. Gott wolle „Einheit auf allen Ebenen“, sagte Rebiai: „zwischen Juden und Heiden, Juden und Juden, Juden und Arabern“.
Marcel Rebiai fasste die Geschichte der Menschheit seit dem Sündenfall im Bild eines wilden Ölbaums. „Der erste Ölbaum wurde gestochen von Anmassung, Hochmut und dem Stolz, sein zu wollen wie Gott. Dies hat ihn verdorben.“ Gott habe darauf, beginnend mit Abraham, einen neuen Baum gepflanzt, „mit unvorstellbarer Leidenschaft für seine Schöpfung“.
Läuterung, damit Wände fallen
Aufgrund von 1. Korinther 1 betonte Rebiai, wenn Gott erwähle, dann gerade, „weil nichts Besonderes da ist!“ Er konfrontierte die Israel-Begeisterten in der Winterthurer Eulachhalle mit meist verschwiegenen dunklen Seiten der dortigen Gesellschaft (eine der höchsten Abtreibungsraten, Geschäfte mit Stammzellen, Sexsklaverei).
Juden wie Nichtjuden müssten durch einen Zerbruch und eine Läuterung gehen, sagte Rebiai, „damit die Wände anfangen zusammenzufallen... Einheit heisst: dass ich lerne, das Angesicht Jesu im Leben meines Bruders zu sehen, auch wenn da noch so viel Ungeheiltes und Unerlöstes ist.“ Die geistliche Erneuerung Israels ist gemäss Rebiai der Schlüssel auch für den Wandel in der arabischen Welt.
Gott in Monaco?
„Was wäre, wenn Gott Jerusalem aufgeben und nach Monaco, nach Italien oder in die Schweiz gehen würde?“ Mit dieser Frage leitete Ofer Amitai am Sonntag Morgen eine Botschaft ein, die um die Bibelabschnitte vom Eifer Gottes für Zion (Name für Jerusalem) kreiste.
Der Prophet Sacharja kündigte am Ende der Verbannung der Jerusalemer nach Babel, um 520 vor Christus, an, Gott eifere für die Stadt und werde in sie zurückkehren (8,2.3). Siebenmal findet sich im Alten Testament der Satz: „Ich werde ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“
Gottes Leidenschaft ziele darauf ab, das Bild seines Sohnes in der Welt aufscheinen zu lassen, sagte Amitai. Er werde sie nicht dem Verderber überlassen, denn er habe die Leidenschaft zu retten. Dies gegen alle antichristlichen Widerstände: „Die Systeme dieser Welt stehen gegen Gottes Absichten.“
Die Weltkriege und die Juden
Der messianische Pastor aus Jerusalem wies auf die umwälzenden Folgen hin, die die beiden Weltkriege für das jüdische Volk hatten: Der erste beschloss 400 Jahre islamischer Herrschaft; die Briten sagten die Errichtung einer nationalen Heimstätte in Palästina zu. „Das Land wurde den Juden zurück gegeben. Der Zweite Weltkrieg endete damit, dass die Juden dem Land wieder gegeben wurden.“
Die aktuellen Konflikte deutet Amitai als Prozess, in dem die Wiederherstellung der Beziehung (restoration) der Juden zu Gott und Gottes zu den Juden geschieht. „Dies ist die Hauptursache für den Aufruhr in der Welt.“
Die Vision des Propheten Ezechiels von der Auferstehung der jüdischen Nation (Ez. 37) realisiere sich bereits physisch und werde sich auch geistlich verwirklichen, sagte der Bibellehrer, denn „Auferstehung ist das eine Kennzeichen des Sohnes Gottes, der Kirche – und Israels“.
Globale Demonstration von Gottes Güte
Gottes Güte werde sich auf der Erde zeigen und seine Kraft sich weltweit sehen lassen, fuhr Ofer Amitai fort, nämlich durch einzigartige Wohltaten an den Juden, wie dies Jeremia (33,9) prophezeit habe. „Es gibt Grösseres, Gewaltigeres als die Macht des Todes, des Terrors, der Gewalt: die Macht von Gottes Güte, die Kraft des Erbarmens und der Gnade Gottes, die Macht des Lebens, der Heilung und der Gnade.“ Mit der Demonstration seiner Güte werde Gott die Welt erschüttern.
Der Prophet Ezechiel sah voraus, dass Gott das Volk der Juden schliesslich sammeln und läutern werde. Zudem habe Gott Jesus den Thron seines Vaters David versprochen. Diese Prophezeiung hat sich laut Amitai noch nicht erfüllt.
Die Worte in Jesaja 2 verbinden Weltfrieden mit dem künftigen Richten der Völker durch den Messias. „Ich kann es kaum erwarten, dass er in die Knesset kommt und die Schlüssel übernimmt.“ Solange dies nicht geschehe, werde die internationale Politik mit Israel nicht zurecht kommen.
Amitai schloss mit einem Aufruf an die Teilnehmer der Konferenz, der Bequemlichkeit und ungöttlichen Einstellungen abzusagen. Er verwies auf Lots Flucht aus Sodom; seine Frau hing noch an der Stadt und kam deswegen um. „Du hast dich zu gut eingerichtet in der Welt. Obwohl du Jesus liebst, möchtest du nicht,dass er Unruhe schafft.“
Die Bedeutung des priesterlichen Dienstes
In der Schlussversammlung der Konferenz, die wie alle mit einer Lobpreiszeit begann, sprach Benjamin Berger über die Bedeutung der priesterlichen Berufung. Sie sei „vielleicht die wichtigste für die christliche Gemeinde in der Endzeit“. Johannes der Täufer entstammte einer Priesterfamilie. Als Jesus sich in den Jordan nieder kniete, um von ihm getauft zu werden wie die anderen sündigen Menschen, „identifizierte er sich mit Israel und auch mit der ganzen Menschheit“.
Jesus von Nazareth habe dabei und in seinem ganzen Leben die Berufung Israels erfüllt, Gottes erstgeborener Sohn zu sein, verdeutlichte Berger. Das Volk sei der Berufung seit Moses Zeiten nicht nachgekommen, doch Jesus habe sie realisiert. „Priestertum hat zu tun mit vollkommenem Opfer.“ Nicht-Juden könnten sich in einem gewissen Sinn auch priesterlich für das jüdische Volk einsetzen, sagte Berger. Sie würden dafür allerdings einen hohen Preis bezahlen müssen.
Messianische Juden als Wegbereiter
Die (wachsende, aber im Judentum noch nicht anerkannte) Bewegung der Juden, die Jesus für den Messias halten, sieht Benjamin Berger als Wegbereiter der künftigen Verwandlung des jüdischen Volks. Im messianischen Zeitalter werde es „kollektiv als Gottes erstgeborenes Volk dastehen – dass er dann erfüllen kann, was er Abraham verhiess“: die Völker durch ihn, bzw. Isaaks Nachfahren zu segnen. Und dies werde sein, nach den Worten von Paulus, wie Leben aus den Toten (Römer 11,15).
Den aktuellen Konflikt im Nahen Osten deutete der Pastor aus Jerusalem mit dem Bild, das Jesus für die Endzeit brauchte: Geburtswehen der messianischen Zeit.
Vorläufig sei dem Volk der Juden seine eigentliche Bestimmung noch verdeckt. „Im Angesicht von Jeschua haMaschiach (Jesus dem Messias) erkennen wir, wer Israel wirklich ist.“
Benjamin Berger schloss mit dem Aufruf an die Konferenz-Teilnehmer, in die priesterliche Berufung hineinzugehen, und dem Gebet für die Sammlung und Erneuerung des jüdischen Volks.
Interviews mit Benjamin Berger und Ofer Amitai folgen.
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Datum: 13.11.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch