Proklamation und Fürbitte auf dem Gipfel
Im Kreis, so gross wie die südliche Plattform des Alpsteingipfels ihn erlaubt, flattern gegen hundert Fahnen: von Ostschweizer Gemeinden und Kantonen, der Eidgenossenschaft und den fünf Nachbarländern, die vom Säntis zu sehen sind, darunter das Rote Kreuz und Israels Davidsstern. Seit dem Christustag 2004 beten Christen als ‚Fahnenträger‘ für einzelne politische Gemeinden. Am Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag treffen sich die Ostschweizer Fahnenträger und weitere Beter dort, wo ein buddhistischer Stupa die Offenheit der Gesellschaft für allerlei geistliche Mächte anzeigt. «Mir wänd Jesus über allem gseh – er isch de Wäg zum Himmel», proklamieren sie im frischen Wind, unterstützt von Bläsern. Ein Team um die Rheintaler Pfarrfrau Esther Beerle leitet mit dem Megaphon. Die Grösse Gottes über den Gipfeln wird besungen: «Du bist erhoben, für immer gehört dir der Thron.» Andere Besucher bleiben stehen, fotografieren die farbenreiche Schar, erhalten Liedzettel. Der Anlass figuriert inzwischen im Säntis-Programm.
Rettung und Schutz
Psalm 121 ruft in Erinnerung, wie kostbar der Schutz Gottes ist, der «deinen Eingang und Ausgang bis in Ewigkeit behütet». Die Versammlung betet das Unser Vater, singt das Appenzeller Landsgemeindelied und die Nationalhymne; bei zwei Strophen senken die Fahnenträger ihre Fahnen, viele knien. In Anlehnung an den Kampf um Jericho ziehen die Versammelten sechs stille Runden auf der Plattform und steigen dann mit Jauchzern die Treppen zum Gipfel hoch.
Politisch verantwortlich
Im Eventraum treffen sich anschliessend gegen 150 Personen zu Lobpreis und Fürbitte. Eine Thurgauerin erzählt den Traum, den sie bei der Übernahme der Gemeindefahne hatte: Das Mühlrad, das sie ziert, wird von Feuerflammen von oben erfüllt und in Bewegung gesetzt. Die Frau ruft zum anhaltenden Gebet auf. Die Appenzeller Pfarrerin Christa Heyd deutet den Schofar, das Widderhorn, mit dem die jüdischen Herbstfeste eingeblasen werden, als Zeichen für Gottes rettendes Handeln und als «Weckruf auch für uns». Der letzte Schofar werde bei der sichtbaren Rückkehr von Jesus zur Erde geblasen. «Sömmer parat?»
Die Versammlung betet für die Schweiz, nachdem ihre Schönheit und viele Qualitäten aufgezählt worden sind. «Alle diese Werte kann man brauchen fürs Reich Gottes – oder missbrauchen.» Die Beter sollten auf der positiven Seite bleiben, heisst es. «Wir tragen Verantwortung für das uns Anvertraute.» Christian Keller vom Vorbereitungsteam betet für einen guten Ausgang der anstehenden Bundesratswahl und dankt, dass die Nationalhymne, ein Ruf zum Gebet, von Radio DRS immer vor Mitternacht gespielt wird.
Über Grenzen hinaus
Das Gebet geht weit über die Schweizer Grenzen hinaus: Für die Nachbarländer wird gebetet, für den bedrängten Staat Israel, messianische Juden und verfolgte Christen. Und man singt: «Dein Reich komme, o Herr, erhebe dich in deiner Macht!» In der zweiten Stunde der Versammlung steht das Gebet für die Ostschweizer Kantone und ihre Gemeinden und für die Fahnenträger, die jahraus jahrein beten, im Mittelpunkt. (Man registriert einen höheren Männeranteil.) Mit Segen werden die Versammelten entlassen, und viele geniessen auf der Terrasse – die Nebelschwaden kommen und gehen – den Blick über Churfirsten und Glärnisch hinüber zum Tödi.
Weitere Berichte zum Bettag 2010: Datum: 20.09.2010
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Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch