Gottes Perle im Mittelland

Für viele Werke ist Aarau die Hauptstadt der Schweiz geblieben

Die Stiftung Wendepunkt, die Allianz-Gebetswoche, das TdS, das Blaue Kreuz und vieles mehr sind innerhalb einer einzigen Gemeinde entstanden. Nun feiert die Minoritätsgemeinde Aarau an diesem Wochenende das 150-jährige Bestehen. Livenet sprach mit OK-Mitglied Hansjörg Leutwyler über die Geschichte einer einzelnen Gemeinde mit grosser Wirkung.
Minoritätsgemeinde Aarau (Bild: zVg)
Hansjörg Leutwyler
Minoritätsgemeinde Aarau

Livenet: Hansjörg Leutwyler, die Minoritätsgemeinde Aarau gehört keinem Verband an und bewirkt dennoch Grosses.  Wie ist es möglich dass so viele Häuser – zum Beispiel ein Frauenhaus, Frauenheim, Blaukreuzheim – alle von dieser Gemeinde aus entstanden sind?
Hansjörg Leutwyler: Es fällt auf, dass aus der Gemeinde immer wieder einzelne Personen mit einem grossen Herzen und einem grossen persönlichen Engagement hervorgegangen sind. Visionäre mit einem tiefen Gottvertrauen. Mir scheint, dass es die DNA unserer Gemeinde ist, solchen «Unternehmern» Freiraum zu geben, ihre «Vision» aus der Gemeinde heraus zu verwirklichen und Hilfestellung zu geben. Es ist kaum einmal die Kirche als Institution gewesen, welche grössere oder visionäre Projekte verwirklicht hat, als vielmehr einzelne Personen, die dies mit und aus der Gemeinde heraus getan haben. 

Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Reni Heiniger ist eines der jüngsten Beispiele. Sie hat vor über 15 Jahren mit einem Mittagstisch für Jugendliche begonnen. Sie als Köchin und Organisatorin, unsere Senioren als Helferinnen und Helfer. Alle ehrenamtlich. Jeden Dienstag sind so über diese Jahre Woche für Woche zwischen 90 und 220 Mittagessen – Vorspeise, Hauptgang und Dessert – für sieben Franken an die Jugendlichen gegangen. Die Schüler wussten: Ein Franken davon kommt den Menschen in einem Drittweltland zu gute. In diesem Jahr ist der Mittagstisch mit der beruflichen Veränderung der Leiterin wieder zu einem Ende gekommen.   

Wie ist es dann bei Initiativen wie der Stiftung Wendepunkt oder dem TDS?
Da hat sich die Initiative eben aus dem ehrenamtlichen Engagement hin zu einer eigenständigen Organisation entwickelt. Bei der Stiftung Wendepunkt kam die Idee beispielsweise aus einer Renovation der Gemeindegebäulichkeiten heraus. Der Architekt hat mit den lokalen Handwerkern ein System der ehrenamtlichen Mitarbeit entwickelt. Darauf hat Hanspeter Lang in einem ersten Projekt das TDS-Wohnhaus unter Miteinbezug von Randständigen und Arbeitslosen renoviert. So ist die Idee der Stiftung entstanden, zu der die Gemeinde 1'000 Franken Stiftungskapital und die Bürgschaft für eine Kreditlimite von 100'000 Franken gab. Das war alles.

Gibt es ein neues Projekt oder Werk, das demnächst aus der Gemeinde heraus entsteht?
Das ist immer schwierig zu sagen, denn grössere Projekte entstehen eher aus Notsituationen oder Betroffenheiten heraus. Im Moment führt die Gemeinde jeden Mittwoch das Café «Sein» oder es sind Initiativen im Bereich der Hilfe an Flüchtlingen im Gespräch. Die Gemeindeleitung hat in diesen Tagen aber auch einen neuen Leitspruch für die nächsten Jahre adoptiert: «Zeit für Gott – Zeit für Menschen.» Da sind wir selber gespannt, was sich daraus ergeben wird.

Was steht beim Jubiläum im November im Zentrum?
Es sind verschiedene Konzert- und Theater-Veranstaltungen während der Woche geplant und zwei Festgottesdienste, die am kommenden Sonntag um 9.00 und 10.45 Uhr stattfinden.

Sind Gründungen in anderen Orten angedacht?
Es gab in der Vergangenheit immer wieder Zeiten, in denen solche Gedanken ein Thema waren. Im Moment ist dies aber nicht der Fall. Wir sehen uns hauptsächlich als eine Gemeinde in Aarau mit Standort an der Bahnhofstrasse 30. Mit unserem pastoralen Team unter der Leitung von Jonathan Schwab weiss man aber nie…

Wie ist die Allianz-Gebetswoche ins Leben gerufen worden?
Mit Heinrich Knecht kam ein Missionar der Basler Mission als Prediger nach Aarau. Er muss einer dieser visionären Typen gewesen sein. Unter seiner Leitung entstand die erste Sonntagsschule der Gemeinde mit bis zu 400 Kindern. Er gründete einen Missionsarbeitsverein, einen evangelischen Jünglingsverein, einen Männerverein, das Blaue Kreuz … und initiierte 1867 eben auch die erste Allianzgebetswoche in Aarau.

Wie sieht die Mino in der Adventszeit aus?
Wir haben die Kirche zur 150-Jahr-Feier mit einem etwas speziellen Kleid umgeben. Dieses Kleid wird eine Woche nach der 150-Jahr-Feier in eine Adventsbeleuchtung umgewandelt.

Die beiden Jubiläums-Gottesdienste finden am Sonntag, 15. November 2015 um 9.00 sowie um 10.45 Uhr statt. Dies in der Minoritätsgemeinde an der Bahnhofstrasse 30 in Aarau.

Zur Webseite:
Minoritätsgemeinde

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Datum: 13.11.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / factum / IURD

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