Einigung und Aufbruch

Zwei Kirchgemeinden ziehen Rekurs zurück

Die Zürcher Kirchgemeinden Hirzenbach und Witikon wollten sich nicht ins Korsett der geplanten Stadtgemeinde zwängen lassen. Nun haben sie mit dem Stadtverband für fünf Jahre eine Vereinbarung erzielt.
Die Kirchgemeinden Witikon (im Bild) und Hirzenbach haben sich gegen den Zusammenschluss gewehrt.
Thomas Bucher vor der Stefanskirche

Die beiden prosperierenden Kirchgemeinden haben sich gegen die Einverleibung in eine städtische Kirche gewehrt, weil sie von der Eingemeindung einen Verlust an Eigenständigkeit und eine Behinderung für ihre weitere Entwicklung befürchteten. Sie hatten deshalb einen Rekurs gegen die Auflösung des Reformierten Stadtverbandes eingelegt. Andererseits hätte ein Alleingang den Verlust von bestehenden Serviceleistungen durch den früheren Stadtverband bedeutet. Zudem wäre der Zusammenschluss verzögert worden. Somit hatten beide Seiten Interesse an einer gemeinsamen Lösung.

«Sehr intensive Verhandlungen»

Die Zürcher Bezirkskirchenpflege vermittelte zwischen dem Stadtverband und den beiden dissidenten Kirchgemeinden. Am 28. September kam es «nach sehr intensiven Verhandlungen» – so Thomas Bucher, Präsident der Kirchenpflege Hirzenbach – zu einer Einigung, sodass die Zürcher Kirchgemeinden wie geplant Ende 2018 fusionieren können.

Einigung für maximal fünf Jahre

Laut der Vereinbarung können die beiden Kirchgemeinden in den kommenden fünf Jahren am städtischen Steuerertrag teilhaben wie bisher, nämlich gemäss ihrer Mitgliederzahl. Ebenso übernimmt die neue Kirchgemeinde Zürich die bestehenden Dienstleistungen des Stadtverbandes. Diese betreffen die Personaladministration und Buchhaltung sowie den IT-Support. Das Vermögen und die Liegenschaften von Witikon und Hirzenbach bleiben vorläufig ihr Eigentum, während die andern Kirchgemeinden ihre Immobilien und Vermögensbestände der Gesamtkirchgemeinde überlassen.

Vorläufig drei Kirchgemeinden

Somit wird es in Zürich vorläufig drei Kirchgemeinden geben. Ihre Leitungsgremien werden sich regelmässig treffen und das Funktionieren der Einigungsvereinbarung überprüfen. Spätestens 2023 soll der Entschluss fallen, ob die Kirchgemeinden Witikon und Hirzenbach sich doch noch der Reformierten Kirchgemeinde Zürich anschliessen oder selbständig bleiben wollen.

Lebensnah und relevant sein und bleiben

Für Thomas Bucher ist für die Kirchgemeinde Hirzenbach auch in Zukunft eine «hochvernetzte Eigenständigkeit» wichtig. Kein Alleingang, sondern Ergänzung und Korrektur durch Andere. Bucher: «In der Kirchenpflege und bei den Mitarbeitenden bewegen wir diese Frage ständig: Sind wir zugänglich? Wo und wie können wir neue Zugänge schaffen?» Hirzenbach tut dies zum Beispiel mit «COFFEE&DEEDS» (Livenet berichtete). Zudem plant Hirzenbach gegenwärtig einen Neubau. «Wir wollen, dass wir für das Quartier und darüber hinaus als lebensnah und relevant wahrgenommen werden, und was wir tun, soll eine Resonanz bei Menschen auslösen», schreibt Bucher an die Mitglieder der Kirchgemeinde Hirzenbach. Er sieht daher in der Einigung gleichzeitig einen neuen Aufbruch.

Zu den Webseiten:
Kirchgemeinde Hirzenbach
Kirchgemeinde Witikon

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Datum: 08.10.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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