Integrität gefordert

Kenias Kirchenleiter prangern Korruption an

Raila Amolo Odinga bei der Weltwirtschftsforum Jahresversammlung 2009
Während des Staatsbegräbnisses des ehemaligen kenianischen Premierministers Raila Odinga riefen christliche Leiter zu mehr Integrität und zu einem entschlossenen Kampf gegen Korruption auf.

Bischof David Kodia von der Anglikanischen Kirche Kenias hielt eine Predigt, die mit stehenden Ovationen bedacht wurde. Darin verurteilte er die Verantwortlichen, welche die Korruption weiter befeuern – ein Übel, das die ostafrikanische Nation seit Langem schwer belastet.

Vor politischen Würdenträgern aller Regierungsebenen forderte Kodia die Amtsträger auf, die Veruntreuung öffentlicher Gelder zu beenden. «Ich möchte, dass wir ein Zeugnis als Volk Kenias ablegen. Wenn hier jemand ist – ob Gouverneur, Mitglied einer Bezirksversammlung oder wer auch immer – der dieses Land bestohlen hat, dann wissen Sie: Sie stehen im Begriff, verurteilt zu werden.»

Grosser Anklang gefunden

Die Botschaft des Bischofs fand grossen Anklang bei den Tausenden, die gekommen waren, um dem verstorbenen Odinga die letzte Ehre zu erweisen. Kodia betonte, der frühere Premierminister habe stets gegen Korruption und fehlende Integrität in der Führung des Landes gekämpft. Zu seinem Gedenken sollten die Kenianer seinem Beispiel folgen, sagte er.

«Raila hat sein Portemonnaie nie als Überzeugungswerkzeug eingesetzt – er nutzte die Kraft der Argumentation. Lasst uns von Gott gebrauchen lassen.»

Die Evangelische Allianz Kenias würdigte Odingas Werte und erklärte, man wolle «einen Führer feiern, dessen Vision über die Politik hinausreichte – hin zum moralischen und geistlichen Fundament unserer Gesellschaft».

Auf göttliche Werte gründen

Die Allianz rief die Gläubigen auf, weiterhin an einem Land zu bauen, das auf Wahrheit, Gerechtigkeit und göttlichen Werten gründet. «Möge sein Leben uns daran erinnern, dass jeder Führende ein Verwalter von Gottes Gnade und ein Werkzeug seines Willens in der Geschichte ist», hiess es in der Erklärung weiter.

Raila Odinga sei eine Ausnahmeerscheinung in Kenias politischer und gesellschaftlicher Landschaft gewesen. «Sein Mut, seine Ausdauer und sein unerschütterliches Engagement für Gerechtigkeit und Demokratie zeichneten ihn als Mann von aussergewöhnlicher Überzeugungskraft aus. In Zeiten von Not und Triumph blieb er standhaft in seinem Streben nach einem freien, geeinten und wohlhabenden Kenia.»

Die lähmende Krankheit der Korruption

Die katholische Bischofskonferenz hob seinen Beitrag zum Land hervor. Sein bleibendes Ideal eines gerechten und geeinten Kenia werde, so die Bischöfe, «künftigen Generationen als moralischer Kompass dienen».

Und das ist auch nötig: Laut dem «Kenya Bribery Index 2025» sind 71 Prozent der Bürger der Ansicht, dass die Korruption im vergangenen Jahr zugenommen hat. Sie bleibt ein zentrales Problem, welches das Wachstum des Landes massiv behindert. «In Kenia wurde Bestechung immer wieder als eines der grössten Hindernisse für eine effektive öffentliche Verwaltung identifiziert», heisst es in dem Bericht. «Korruption wirkt sich nachweislich negativ auf die sozioökonomische Entwicklung eines Landes aus. Dieses Laster lenkt Ressourcen und Chancen von dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden, in private Hände – und vertieft so die soziale Ungleichheit weiter.»

«Grösstes Hindernis»

Zu Beginn des Monats betonte David Oginde, Vorsitzender der «Ethics and Anti-Corruption Commission» und früherer leitender Bischof des «Christ Is The Answer Ministries», dass Korruption nach wie vor das grösste Hindernis für Kenias Entwicklungsziele darstelle. Oginde rief zu grösserer Einheit im Kampf gegen Korruption auf und betonte, dass die Verantwortung bei allen gesellschaftlichen Akteuren liege.

Bei einer Entwicklungskonferenz im August 2025 sprach er offen über ihre verheerenden Folgen: «Korruption durchdringt alle Bereiche unseres Lebens – die Beschaffung, die Zoll- und Steuerbehörden, das Parlament, wo Geld verschwendet wird, die Gerichte und sogar die Medien. Sie ist eine nationale Krise», sagte er. Solche Worte zogen sich wie ein roter Faden durch seine gesamte politische Laufbahn.

Raila Odinga verstarb in Indien, wo er sich in Behandlung befand. Die Behörden gaben seinen Tod am 15. Oktober bekannt, woraufhin der Staat eine siebentägige Trauerzeit ausrief, um seiner herausragenden Bedeutung für die politische Geschichte Kenias zu gedenken.

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Datum: 27.10.2025
Autor: Vincent Matinde / Daniel Gerber
Quelle: Christian Daily International / gekürzte Übersetzung: Livenet

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