Zürcher Kirchensynode

«Den Glauben bewusster und freudiger leben»

Die Megatrends fordern die Reformierten heraus, den Kern ihres Kirche-Seins freizulegen und neu zu gestalten.  Gottfried Locher vom Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK plädierte am Dienstag vor der Zürcher Kirchensynode für den «Willen, das Wesentliche zu tun und auch zu sagen».
«Diakonie ja - Evangelium nein?» Gottfried Locher am 14. Juni vor der Zürcher Kirchensynode.

Der Gottesdienst müsse so gestaltet werden, «dass Menschen gern kommen». In dem, was sie tun und sagen, sollen Christen Christus erkennbar machen. Gottfried Locher, seit Januar Ratspräsident des SEK, erteilte dem «kirchenfürstlichen Zweckoptimismus» eine Absage. Es sei an der Zeit, innezuhalten und die «Wirklichkeit schonungslos, aber auch präzise wahrzunehmen», sagte er am 14. Juni 2011 im Zürcher Rathaus. Locher nahm Bezug auf das neue Buch des Münchner Theologen Friedrich Wilhelm Graf und die Studie «Die Zukunft der Reformierten» von Jörg Stolz und Edmée Ballif. Graf empfindet die Evangelische Kirche in Deutschland aktuell als bildungsfern, sprachlos und banal. Laut Stolz sind die Schweizer Kirchen daran, ärmer, älter und kleiner zu werden.

«Umbrüche zu gross»

Locher forderte mit Verweis auf Zwingli dazu auf, in den Anfechtungen die Chance zu suchen und «bewusster und freudiger den eigenen Glauben zu leben». Zurück zur Tagesordnung könnten die Reformierten nicht; «zu gross sind die Umbrüche, zu wichtig der Auftrag der Kirche». Im Hinblick auf das soziale Image der Landeskirchen fragte der neue SEK-Ratspräsident: «Darf es uns genügen, wenn man unsere Diakonie zwar schätzt, aber das Evangelium nicht mehr hören will?» Nachdem der Kirche in der pluralistischen Gesellschaft viele Konkurrenten in der Sinnstiftung erwachsen seien, könne sie wieder zu einem klareren Profil finden.

Tagungszentrum Boldern vor dem Aus?

Kirchenrätin Jeanne Pestalozzi informierte über die Situation Bolderns. Auf Grund der schwierigen finanziellen Lage des Tagungszentrums über dem Zürichsee favorisiert derBoldern-Verein die Rentabilisierung der Liegenschaften und die Gründung eines Fördervereins für den Bildungsbereich. Die Landeskirche, die Boldern bisher jährlich mit rund einer halben Mio. Fr. mittrug, könne nicht einen neuen Förderverein unterstützen und gleichzeitig die eigene Bildungsarbeit vorantreiben, sagte Pestalozzi. Die Landeskirche plant in Zürich eine Stadtakademie.

Zwei neue Kirchenräte gesucht

Im September wird die Kirchensynode zwei Sitze im Kirchenrat zu besetzen haben. Jeanne Pestalozzi und Helen Gucker treten zurück. Kirchenrat Andrea Marco Bianca, der am 15. Märzdem Thalwiler Pfarrer Michel Müller bei der Wahl ins Präsidium des Kirchenrates unterlag, will weitermachen. Er sicherte Müller vor der Synode seine Unterstützung und kollegiale Mitarbeit zu.

Datum: 17.06.2011
Autor: Peter Schmid

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