Christen bilden Menschenkette bei Synagoge
Eine pro-palästinensische Demonstration hatte die Genehmigung erhalten, am 18. Juli 2025 in München direkt an der Hauptsynagoge der Stadt vorbeizuziehen – eine Bedrohung für die jüdische Gemeinde. Neben der Polizei bildeten mehrere Hundert Personen eine Menschenkette.
Die Demonstration skandierten unter anderem «Tod der IDF» und schwenkten palästinensische Fahnen. Laut dem «Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus» wurde der Terror der Hamas als «palästinensischer Widerstand» verherrlicht, während deutsche, israelische und französische Geiseln der islamistischen Terrorgruppe erschreckenderweise als Kriegsverbrecher diffamiert wurden, berichtet die «Jerusalem Post». Weiter waren Parolen wie «Zionisten sind Faschisten, Kindermörder und Rassisten» und «Es gibt nur einen Staat: Palästina» zu hören.
Holocaust-Überlebende sprach
Zu den Rednern auf dem nahegelegenen St.-Jakobs-Platz gehörten unter anderem Holocaust-Überlebende Charlotte Knobloch, Ex-Oberbürgermeister Christian Ude, die frühere Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler sowie die SPD-Stadträtin Micky Wenngatz, Vorsitzende des Bündnisses «München ist bunt».
Knobloch äusserte gegenüber der «Süddeutschen Zeitung», dass sie davon ausgehe, dass die Route und der Zeitpunkt der Demonstration gezielt auf den Beginn des Schabbat-Gottesdienstes abgestimmt wurden. Sie kritisierte zudem die Polizei dafür, dass der Protest in dieser Form genehmigt wurde. Auf Nachfrage des «Bayerischen Rundfunks» (BR) erklärte die Stadt, es habe keine ausreichende Gefährdungslage gegeben, um ein Verbot auszusprechen.
«Unverständliches Ärgernis!»
Bernhard Liess, Stadtdekan des evangelischen Dekanats München, schrieb auf Instagram: «Warum eine pro-palästinensische Demonstration mit lauten antiisraelischen Parolen ausgerechnet am Freitagabend zu Beginn des Schabbat direkt an der Münchner Jakobsynagoge vorbeiziehen muss, bleibt ein Ärgernis und ist unverständlich.»
Schwester Gisela, die Teil der Menschenkette war, schrieb auf «X»: «An der Seite unserer jüdischen Schwestern und Brüder zu stehen, ist das Mindeste, was wir angesichts dieses Hasses auf unseren Strassen tun können.»
Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle erklärte gegenüber dem BR: «In diesem Land werden Juden wieder verfolgt – allein deshalb, weil sie Juden sind. Es geht längst nicht mehr um die Frage, ob in Israel alles richtig läuft oder nicht – das sind reine Demonstrationen gegen Juden.» Denn gleichzeitig kritisieren gegenwärtig die katholischen Hilfsorganisation «Misereor» und das evangelische Hilfswerk «Brot für die Welt» Israel durchaus wegen der humanitären Lage in Gaza, wie das Medienmagazin «Pro» berichtet.
Pro-Hamas statt National
Hinter der Demonstration steht die Gruppe «Palästina Spricht». Der «WashingtonStand.com» hielt fest: «Am Freitagabend versammelten sich Jüdinnen und Juden in München zum Schabbatgebet, während gleichzeitig eine antisemitische Menschenmenge direkt an ihrer Synagoge vorbeizog. Es klingt wie ein Vorfall aus dem Jahr 1935 – doch es geschah vergangenen Freitag. Im Gegensatz zu den Schrecken der NS-Zeit war das Motiv diesmal jedoch nicht nationalsozialistisch, sondern pro-Hamas.»
Der offen zur Schau gestellte Antisemitismus kam kaum überraschend. «Palästina Spricht» wird von «WashingtonStand.com» als eine jener antizionistischen Gruppen bezeichnet, die ihren Hass auf den Staat Israel durch Einschüchterung von Jüdinnen und Juden im Ausland Ausdruck verleihen. So versuchte sie zuletzt, mit Strassenprotesten die Eröffnung eines israelischen Restaurants in Berlin zu verhindern. Als die Eröffnung verschoben wurde, begrüssten sie diese Entscheidung – stellten jedoch klar, dass nur eine endgültige Schliessung akzeptabel sei.
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Datum: 01.08.2025
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet / Jerusalem Post / BCN