Aargauer Töffgottesdienst auf der Staffelegg

Töffgottesdienst
Bühne
Zuhörer
Jo Scharwächter

Rund 300 Personen haben trotz Dauerregens am Sonntag auf der Staffelegg den vierten Aargauer Töffgottesdienst gefeiert.. Die reformierte Kantonalkirche, die Freie Christengemeinde Aarau und verschiedener Motorradclubs hielten trotz der widrigen Wetterumstände am Treffen auf der Passhöhe oberhalb der Kantonshauptstadt Aarau fest.

Ein Ausweichen in eine bereit stehende Kirche kam nicht in Frage. Wer bei diesem Wetter aufs Töff steigt, sagte sich das Organsiationskomitee, der will auch lieber unter freiem Himmel als in einer Kirche Gottesdienst feiern. Allerdings fiel die am Nachmittag vorgesehene Korsofahrt dem Wetter zum Opfer.

Statt der erwarteten 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen nur rund 300. Am Treffen berichtete ein Ehepaar über die Erfahrungen mit der Tochter, die an Cystische Fibrose leidet. Diese Krankheit verändert Körperflüssigkeiten in lebensbedrohlicher Weise.

Die Kollekte und andere Einnahmen des Töffgottesdienstes kommen der Schweizerischen Gesellschaft für Cystische Fibrose zugute.

Quelle RNA

Ausführlicher Bericht im Wortlaut des Veranstalters

Rund 300 Personen trotzten am Sonntag dem ununterbrochenen Regen und feierten auf der Staffelegg den vierten Aargauer Töffgottesdienst. Trotz der schlechten Wetterverhältnisse hatten die Organisatoren der Reformierten Landeskirche Aargau, der Freien Christengemeinde Aarau und dem Töffclub GospelRiders beschlossen, den Gottesdienst wie geplant durchzuführen. Ein Ausweichen in die bereit stehende Kirche Densbüren kam nicht in Frage. Wer bei diesem Wetter aufs Töff steigt, sagte sich das Organsiationskomitee, der will auch lieber unter freiem Himmel als in einer Kirche Gottesdienst feiern.

Es kamen dann zwar statt der erwarteten 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur ca. 300, die dafür einen Gottesdienst der besonderen Art erlebten. Eine halbe Stunde vor dem ersten Gebet heizte auf einem als Bühne dienenden Lastwagenanhänger die Country-Rock-Band von Jenny White den unter Schirmen und in Regenmontur fröstelnden Gästen richtig ein. Die Begeisterung der Aargauer Sängerin und ihrer Musiker sprang schnell auf die zunächst noch etwas verloren zwischen den vielen Bänken herumstehenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer über. Als dann der Moderator, Pfarrer Thomas Strehler, den ersten Witz rausliess - irgendetwas mit kollidierenden Smarts und "Tupperware-Party" - und im Gebet für die Sonne dankte, die so freundlich schien, auch wenn man sie nicht sehen konnte, wurde den ersten langsam "warm ums Herz".

Nicht nur der Ort auch die Sprache und der Ablauf des Gottesdienstes waren ungewöhnlich. Eine Gruppe junger Leute aus der Freien Christengemeinde stellte in drei Szenen Bewerberinnen und Bewerber für eine Wohngemeinschaft in Big-Brother-Manier dar. Die Frage, welche von den dreien, die wilde Töfffahrerin, die brave Gelegenheitskirchgängerin oder die vom Leben enttäuschte Ehefrau es "am besten" gemacht hatte, blieb offen. Jo Scharwächter, ein ehemaliger Zuhälter, heute Prediger und Lebensberater, nahm die Frage nach dem "richtigen" Lebensweg in seiner zupackenden Art in der Predigt auf. Anhand der Geschichte von den zwei Söhnen im Lukasevangelium, einer davon der so genannt "Verlorene", erzählte er von verschiedenen Lebenswegen und Entscheidungen. In seiner Arbeit für die Heilsarmee, in Gefängnissen und auf der Gasse hat er die verrücktesten Lebenswege gesehen. Die wichtigste Entscheidung sei die, betonte Scharwächter, die einen wieder zurück führe zu dem Vater im Lukasevangelium, zu Gott, der allen uneingeschränkt seine Liebe anbiete.

Anschliessend stellte Thomas Strehler im Interview ein Elternpaar vor, dessen Tochter die angeborene Krankheit Cystische Fibrose hat, die Körperflüssigkeiten in lebensbedrohlicher Weise verändert. An CF erkrankte Kinder sind in vielerlei Hinsicht sehr eingeschränkt. Die Eltern sind bei der Begleitung ihrer Kinder in besonderer Weise gefordert. Die Kollekte und andere Einnahmen des Töffgottesdienstes kommen der Schweizerischen Gesellschaft für Cystische Fibrose zugute.

Wenn sich auch die Wiese nach eineinhalb Stunden vielerorts in eine Schlammlandschaft verwandelt hatte, nahmen doch viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Gottesdienst die Gelegenheit wahr bei einem der vielen rund um die Wiese aufgebauten Informationsstände der beteiligten Kirchen, der Rolling Church und der Biker Church zu informieren. Drei runde Zelte des speziell für Jugendliche entwickelten Gewaltpräventionsprojekts Peacecamp der Aargauer Landeskirchen luden zur Auseinandersetzung mit der Entstehung von Gewalt und dem Stiften von Frieden ein.

Nach einem guten Imbiss machten sich die meisten Angereisten dann angesichts des nicht abreissenden Regens auf den baldigen Heimweg. So fiel die am Nachmittag vorgesehene Korsofahrt dem Wetter zum Opfer. Dieses Opfer blieb aber die einzige Konzession der Organisatoren an einen Himmel, der für einmal kein Einsehen mit dem Aargauer Töffgottesdienst hatte.

Datum: 23.08.2005

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