Original und Nachahmer auf dem Montmartre
Wer die Klopfstein-Gässchen zur Basilika Sacré-Coeur hochmarschiert, durchwandert zuerst das lauschige Quartier, welches sich zu einem hektischen Rummel auftürmt, je weiter man sich dem Plateau der Anhöhe nähert. Restaurants buhlen mit einfachen und preislich nachgeworfenen Dreigang-Menüs, Souvenirs werden an jeder Ecke «vertickt» und pro Meter, den man zurücklegt, wird man einmal gefragt, ob man sich nicht malen lassen will – zumindest fast. Die Konkurrenz ist gross geworden auf dem Hügel, von dem aus die pulsierende Stadt überblicken kann. Die Mitbringsel, die man in den engen, überladenen, kitschigen und doch ins Strassenbild passenden Läden besorgen kann, stammen teils vom – geografisch gesehen – anderen Teil der Welt, aus Ostasien. Und auch auf der Strasse ist die Konkurrenz gross geworden, auch durch illegal arbeitende Künstler.
Markt und Ruf leiden
Die Montmartre-Maler bangen um ihre Tradition, schreibt die «Berner Zeitung». Auch wenn es für die begehrten 300 Konzessionen eine lange Warteliste gebe. Viele Touristen würden durch illegale Künstler abgefangen, die mit Billigpreisen und teils schlechter Qualität Markt und Ruf verderben.
Originalmaler
Der zunehmende Pinselstreit vor dem malerischen Monmartre und dem Sacré-Coeur ist ein Abbild unseres Lebens. Oft lassen wir Schmierfinken an die Staffelei unseres Lebens, die dort nicht hingehören. Statt dass wir den Künstler ungestört arbeiten lassen, der den Regenborgen entworfen hat, die Flecken des Jaguars genauso wie die Muster des Schwalbenschwanz-Schmetterlings und die Zacken der Ahornblätter.
In Psalm 139 in der Bibel dokumentiert Gott, dass er sogar die Anzahl der Haare auf dem Kopf eines jeden kennt. Zudem bringt er zwischen den zwei geschichtsträchtigen Buchdeckeln zum Ausdruck, dass er unser Leben, deines und meines, malen will; so wie er es sich’s gedacht hat. Es macht Sinn, den ans Werk zulassen, der das Farbenspektrum erschaffen und Leben hineingehaucht hat. Er malt ein überirdisches Porträt – nicht aufs Papier, sondern in die Gegenwart hinein.
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Datum: 18.08.2010
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch