Für eine Beschränkung der Intensivmedizin bei Frühgeborenen

Zürich - Kinder, die vor der 24. Schwangerschaftswoche geboren werden, sollen in der Schweiz künftig nicht mit intensivmedizinischen Massnahmen am Leben erhalten werden. Dies sehen neue medizinisch-ethische Richtlinien vor, auf die sich die Schweizer Fachärzte verständigt haben. Die Empfehlungen sollen die Betreuung von Kindern, die viel zu früh geboren werden, vereinheitlichen. Kinder, die vor der 24. Schwangerschaftswoche geboren werden, haben nur geringe Chancen, ohne gravierende Schäden zu überleben. Bei ihnen stehen schmerzlindernde Massnahmen wie etwa die Gabe von Morphium im Vordergrund.

In andern Ländern wie den USA, Deutschland oder Japan werden auch Frühgeborene unter 24 Wochen routinemässig reanimiert und intensivmedizinisch behandelt. Die neue Regelung bedeutete, dass erstmals in der Schweiz für eine definierte Patientengruppe Grenzen für technische Hilfsmittel festlegt werden.

Bei Frühgeborenen zwischen der 24. und der 26. Schwangerschaftswoche sehen die Richtlinien vor, dass das behandelnde Team im Gebärsaal über den Sinn einer intensivmedizinischen Therapie entscheidet. Kommt kein eindeutiges Ja oder Nein zustande, kann das Kind auch erst einmal auf der Intensivstation behandelt werden.

Von der vereinheitlichten Betreuung von Frühgeborenen an der Grenze der Lebensfähigkeit erhoffen sich die Autoren mehr Gerechtigkeit, was einem ethischen Grundprinzip entspricht.

Datum: 26.07.2002
Quelle: NZZ

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