Therapeuten respektieren, die mit veränderungswilligen Homophilen arbeiten
Synodeleitung und Kirchenrat taten alles um zu vermeiden, dass die Wogen nochmals hochgingen. Denn etliche Synodalen leiden noch immer darunter, dass die Kirche etwas segnen soll, was die Bibel nicht segnet. Andere sind des Kämpfens müde. Der nach hartem Ringen erzielte Kompromiss, der jetzt im Schlussbericht festgehalten wird, sieht vor, dass Homophile ihre Partnerschaft in einem speziellen Gottesdienst segnen lassen können. Dies ist aber nur möglich, wenn sowohl die Kirchenpflege wie die angefragte Pfarrperson einer Kirchgemeinde dieser Handlung zustimmen. Ausserdem muss sich eine Segnungsfeier deutlich von einer Trauung unterscheiden. An der Synode wurde aber auch betont, dass die Nachfrage nach solchen Segenshandlungen offenkundig marginal sei.
Für die Reformatorisch-evangelische Fraktion war klar, dass sie das Rad nicht mehr zurückdrehen konnte. Sie wollte aber die Gelegenheit nutzen, einige Dinge zu klären und richtete deshalb drei Anfragen an den Kirchenrat:
Sie verlangte eine Klarstellung, dass die Bedenken gegen kirchliche Segnungsfeiern für Schwulen und Lesben nicht nur aus „evangelikalen und biblizistischen Kreisen“ kommen, wie im Papier beschreiben, sondern von andern Mitarbeitenden und Kirchenmitgliedern geteilt würden. Dies wurde von Kirchenrats-Präsidentin Claudia Bandixen denn auch bestätigt. Sie räumte ein, die Begriffe, mit der die Gegner der Segnungshandlungen bezeichnet werden, seien nicht eben glücklich gewählt. Sie wandte sich damit auch gegen die Schubladisierung der Gegner von Segenshandlungen für Homophile.
Weiter wollte die Fraktion wissen, ob der Kirchenrat auch bereit sei, Menschen zu unterstützen, die eine homophile Ausrichtung als konflikthaft erleben und therapeutische Hilfe suchen, und ob er dazu beitrage, dass solche Therapeuten und Therapeutinnen nicht diskriminiert würden. In der Vergangenheit sind solche Therapeuten immer wieder verdächtigt worden, Schwule und Lesben „umpolen“ zu wollen, statt ihnen ihre sexuelle Identität zu belassen. Kirchenratspräsidentin Bandixen sprach sich jetzt dafür aus, dass Homophile, die therapeutische Hilfe suchten sowie deren Therapeuten mit Respekt behandelt und nicht diskriminiert werden dürften.
Im Bericht heisst es ausserdem, dass viele Diakone sich gegen solche Segnungshandlungen ausgesprochen hätten. Ins Visier kam damit das Theologisch-Diakonischen Seminars (TDS), mit dem deshalb ein Gespräch geführt werden solle. Die Fraktion fragte deshalb den Kirchenrat: „Soll mit diesem Gespräch Einfluss auf die theologische Ausrichtung und die Überzeugung der Leitung und der Dozentenschaft genommen werden?“ Bandixen sagte dazu, ein Gespräch mit dem TDS sei zwar nötig. Sie versicherte jedoch gleichzeitig, dass dabei auf Leitung und Dozentenschaft kein Druck ausgeübt werde.
Datum: 29.11.2003
Autor: Fritz Imhof