Freundschaft schützt vor Depression
Entscheidend seien nicht nur Freunde, sondern der gesamte Freundeskreis, der unterstützend wirkt. «Die Frage lautet daher: Wie viel Stunden am Tag spreche ich mit anderen Menschen? Eigentlich sollten Soziologen in der Frage mitforschen, warum und wie Depressionen zu einer Volkskrankheit geworden sind», meint Fischer.
Viele Ursachen für Depressionen
Für Depressionen gibt es genetische Dispositionen, doch auch psychische Altlasten aus der Kindheit spielen eine Rolle. «Jeder kann Depressionen bekommen», so Fischer. Ein wichtiger Auslöser ist chronische Stressbelastung. «Das Burnout-Syndrom ist als eine Sonderform der Depression ein gutes Beispiel. Dabei kommt es nicht notwendigerweise auf die Menge an Arbeit an, sondern auf die Belastung. Man fühlt sich als Einzelkämpfer, der sich durch immer mehr Verantwortung Respekt verschaffen muss.» Das Problem kann bereits im Schulalter auftreten.
In der heutigen Zeit wird der Terminus «Burnout» jedoch inflationär verwendet und die Gesellschaft bringt daran Leidenden sogar Anerkennung entgegen. Hingegen ist die Diagnose «Depression» immer noch stark stigmatisiert. «Unsere Kultur sieht es offensichtlich als nicht wichtig an, wie wir mit uns selbst umgehen», meint der Psychiater. Viele Depressionen haben ihre Ursachen im Beziehungsleben. Das Defizit an sozialen Beziehungen ist ein wesentlicher Negativfaktor und Verstärker.
Begleitung von Depressiven
Um die immer grössere Zahl an Depressiven medizinisch zu versorgen, arbeiten verschiedene Berufsgruppen zusammen. Die Palette der Behandlung reicht von der Gesprächspsychotherapie zur psychiatrischen Behandlung. In schweren Fällen ist sogar stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig. Der Mediziner rät dazu, jedenfalls einen Experten aufzusuchen, wenn man sich seelisch für eine gewisse Zeit nicht wohlfühlt. «Wir müssen endlich begreifen, dass zum Gesundsein auch das psychische Wohlfühlen dazugehört», erklärt Fischer abschliessend.
Datum: 09.09.2010
Quelle: pte