Trauer kann Herz angreifen
Weitere Zusammenhänge blieben jedoch weitgehend unklar. «Bisher gab es keine aussagekräftigen Studien, die die Gesundheitssituation der Hinterbliebenen in den ersten Wochen nach einem Todesfall genauer untersuchten», so Studien-Leitautor Thomas Buckley. Jetzt sei die erste derartige Untersuchung, die quer durch alle Altersgruppen beider Geschlechter ging gemacht worden.
Heftige Reaktion im Körper
Emotionen und Stimmungswechsel waren während dieser Zeit am stärksten. Generell litten die Studienteilnehmer während dieser Zeit an Ängsten, Depressionen, Zornsymptomen, erhöhten Stresshormon-Werten sowie an verringertem Schlaf und Appetit. Bei den Untersuchungen von Buckley und seinem Team zeigten sich bei den Trauernden zudem auch eine Zunahme des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Verändert waren auch die Immunantworten sowie die Blutgerinnung. All diese Veränderungen gebe es auch bei Menschen, die vor einem Herzinfarkt stehen.
Zustand kann lange dauern
Ungefähr ein halbes Jahr nach dem Todesfall sei bei den meisten eine Verbesserung des Gesundheitszustands aufgefallen, obwohl einige Werte immer noch deutlich höher waren als in der Vergleichsgruppe der Nicht-Trauernden. Buckley berichtet auch über einige Fälle, bei denen sich der Gesundheitszustand auch nach längerer Zeit nicht verbesserte.
Aufarbeitung wichtig
«Vielen Angehörigen hilft zunächst die Information über die genaue Todesursache des Verstorbenen», meint der Gemeindearzt Christian Lehner. Es sei wichtig für die Trauerarbeit. «Je mehr man sich mit der Aufarbeitung eines Todesfalles beschäftigt, desto besser ist es», erklärt Lehner.
In der traditionellen Medizin der meisten Völker gibt es eine intensive Auseinandersetzung nach dem Verlust eines Familienangehörigen. Das sei Teil des philosophischen Unterbaus. «Im Prinzip wäre das auch hier dringend zu empfehlen. An wen man sich hier wendet, ob es sich um eine Selbsthilfegruppe oder einen Psychologen handelt, ist egal, solange es gelingt das Thema aufzuarbeiten», meint Lehner.
Datum: 23.09.2010
Quelle: pte