Trauer verarbeiten

Glaube an Schicksal hilft

Deutsche Wissenschaftler haben die Erfahrungen von Menschen analysiert, die ihren Partner verloren haben. Dabei zeigte sich, dass es manchmal von Vorteil ist, an das Schicksal oder übergeordnete Zufälle im Leben zu glauben.
Wer glaubt, dass ein übergeordnetes Schicksal das Leben beeinflusst findet sich eher mit dem Tod eines Partners ab.

Die Wissenschaftler Jule Specht aus Mainz und Prof. Dr. Stefan Schmukle von der Universität Münster fanden in ihrer jüngst veröffentlichten Studie heraus: Menschen, die in ihrem Leben mit Zufall oder Schicksal rechnen, können den Tod ihres Partners besser verkraften als andere, die unkontrollierbare Einflüsse auf das Leben unterschätzen.

«Der Tod eines nahestehenden Menschen ist eines der einschneidendsten Ereignisse im Leben der Betroffenen und bedeutet eine enorme Belastung», sagt die 24-jährige Diplompsychologin Jule Specht. Die ganz unteschiedlichen Reaktionen dieses Ereignis führt sie auf die grundsätzliche Lebenseinstellung zurück, «also was die Menschen ganz allgemein als Ursache für Ereignisse in ihrem Leben ansehen: das eigene Verhalten oder unbeeinflussbare Faktoren wie Zufall oder Schicksal».

Studie mit Witwen und Witwern

Für die Studie konnte das Institut für Psychologie in Münster auf 414 Personen zurückgreifen, die ihren Partner verloren haben. Sie wurden über einen Zeitraum von 9 Jahren begleitet. Es zeigte sich, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit der Verwitweten durch den Einschnitt stark abfiel und selbst vier Jahre nach dem Tod noch deutlich geringer war als vor dem Tod des Partners.

Die Lebenszufriedenheit derjenigen, die glaubten, dass nicht sie selbst, sondern der Zufall oder das Schicksal ihr Leben beeinflusst, sank allerdings deutlich weniger stark.

Dies ist aus Sicht der Psychologen äusserst interessant. Frühere Studien hatten gezeigt, dass der Glaube an ein Schicksal häufig von Nachteil sei. Solche Menschen seien beispielsweise generell unzufriedener mit ihrem Leben, weniger erfolgreich im Beruf und häufiger krank, wurde ermittelt. «Unser Ergebnis zeigt nun, dass der Glaube an das Schicksal in bestimmten Situationen auch vorteilhaft sein kann», sagt Specht.

Schutzfaktor Glaube

Diese Menschen akzeptieren unbeeinflussbare Faktoren im Leben: «Ihre Lebenseinstellung wirkt also wie eine Art Schutzfaktor. Menschen jedoch, die diese Einflussmöglichkeiten unterschätzen, müssen nicht nur den Tod des Partners bewältigen, sondern sie stellen darüber hinaus wahrscheinlich auch ihre Weltanschauung in Frage», meint die Wissenschaftlerin.

Datum: 21.10.2010
Quelle: Social Psychological and Personality Science

Werbung
Livenet Service
Werbung