Ursache besser bestimmen

Kranker Körper macht Seele krank

Müdigkeit, Unlust, Konzentrationsprobleme sind klassische Anzeichen einer Depression. Doch die Ursache kann ebenso eine unentdeckte körperliche Krankheit sein.
Körperliches und seelisches Wohlbefinden hängen stark zusammen. (Foto: iStockphoto)

Für Tina gehörten Therapeuten und Psychopharmaka zu ihren ständigen Begleitern. Die junge Frau leidet unter heftigen Stimmungsschwankungen zwischen Überdrehtheit und Euphorie bis hin zu Depressionen und Weinkrämpfen. Ärzte verordneten ihr Antidepressiva und Antipsychotika, doch nichts besserte ihren Zustand.

Erst spät erkannte man die wahre Ursache ihres Leidens: «Porphyrie» – eine seltene Stoffwechselstörung, bei der sich Vorstufen des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin in sämtlichen Organen anreichern, einschliesslich dem Gehirn.

Gründlicher untersuchen

Der Somatopsychologe Erich Kasten vom Universitätsklinikum Lübeck ist überzeugt, dass jährlich tausende Menschen grundlos in psychologische Behandlung kommen. Patienten mit seelischen Beschwerden würden nicht gründlich genug nach organischen Ursachen untersucht werden, erklärt der Forscher dem Magazin «Gehirn&Geist».

Bluttest genügt

Dabei sind die häufigsten Probleme dieser Art längst nicht so exotisch wie Porphyrie: So können etwa versteckte Entzündungsherde im Körper ein ständiges Krankheitsgefühl mit Antriebslosigkeit und schlechter Stimmung auslösen, das einer Depression ähnelt. Um die richtige Diagnose zu stellen, genügt ein kurzer Bluttest. Auch Störungen des Hormonhauthalts – wie den Produkten von Schilddrüse und Eierstöcken – bringen teils schwere psychische Symptome mit sich, lassen sich jedoch ebenso schnell feststellen und behandeln.

Zusammenarbeit verstärken

Um dieser Problematik Herr zu werden, müsse vor allem die Ausbildung von Ärzten und Psychologen stärker ineinander greifen, so Kasten. Erst seit wenigen Jahren seien Grundlagen der Medizin überhaupt Teil des Lehrplans für angehende Psychologen – und umgekehrt. Mehr fachübergreifendes Wissen hiesse hier nicht nur weniger Leid für Patienten, sondern auch weniger unnötige Kosten für das Gesundheitssystem.

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Datum: 10.02.2011
Quelle: Gehirn & Geist

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