Glaube und Krankheit

«Wer nicht kämpft, hat schon verloren»

Der Glaube an Gott kann das Leben mit einer schweren Erkrankung erträglicher machen, sagt der herzkranke «Spiegel»-Autor Joachim Mohr. Er wäre für ihn gut, wenn er intensiver daran glauben könnte, erzählt er in einer Reportage der Reihe «Gott und die Welt» beim SWR.
Joachim Mohr: Leben zwischen Zuversicht und Bedrohung.

Joachim Mohr leidet schon als Kind an Herzrhythmusstörungen, die mit zunehmendem Alter immer schwerer werden. Trotz mehrerer Operationen studiert er und arbeitet heute als Journalist beim Wochenmagazin «Der Spiegel» in Hamburg.

Sein Herz wird in der Zeit immer schlechter. Inzwischen muss er fürchten, dass beim nächsten grösseren Anfall selbst ein Elektroschock nicht mehr hilft. Seine Krankheit bedrückt ihn sehr. Manchmal ist er verzweifelt und mutlos. Doch es gelingt ihm immer wieder, aus den schwierigen und dunklen Gedanken und Zeiten herauszufinden.

In der Sendereihe «Gott und die Welt» geht die Reporterin Irene Klünder der Frage nach, wie Mohr es geschafft hat, trotz all dem seinen Humor nicht zu verlieren – und welche Rolle der Glaube in seinem Leben spielt.

Keine Antwort auf das Warum?

«Manchmal denke ich tatsächlich, es wäre mir leichter, wenn ich auch so Glauben haben könnte, so einen Art kindlichen religiösen Glauben, es würde mir manches erleichtern», sagt Mohr in der Sendung. «Aber es ist mir leider nicht gegeben.»

Er überlegt: «Die Frage nach dem 'Warum?' – warum bin ich krank, warum hat dieses Leid mich erwischt? – diese Frage habe ich ganz früh aufgegeben. Und das muss man auch, weil diese Frage gefährlich ist, diese Frage ist im Grunde böse, weil sie einen beschäftigt und keine Antwortet bietet. Es gibt keine Antwort auf die Frage 'Warum?'».

Zuversicht und Hoffnung

Mohrs Eltern Lisbeth und Josef hingegen haben diesen tiefen Glauben, finden Trost und Stärke in ihrer Beziehung zu Gott. Auch sie kommen in der Reportage zu Wort. «Das hat man schon immer wieder in einer stillen Minute gesagt – lieber Herrgott, ich will eine Antwort haben, warum muss das so sein? Aber das ändert ja die Situation nicht», meint Josef Mohr. «Das Problem bleibt halt manchmal in so einem Fall. Dann hilft nur Zuversicht und Hoffnung.»

Über sein Leben mit der Krankheit schreibt Mohr regelmässig Kolumnen für «Spiegel Online». In seinem Buch «Das Loch in meinem Herzen» hat er sie gesammelt. Er lobt darin die moderne Medizin, erkennt jedoch auch an, dass die Einstellung des Patienten zur Heilung beiträgt: «Diese Erkenntnis ist heute selbst in der Schulmedizin nicht mehr umstritten.» Verzweiflung dürfe nicht zu einer «Flucht ins Irrationale» führen: «So segensreich ein bejahender Glaube, vor allem auch an die eigenen Kräfte, wirken kann, so nutzlos hingegen ist Aberglaube.»

TV-Hinweis
«Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Leben mit einem kranken Herzen». Sonntag, 1. April, 2012, 10.30 Uhr, auf SWR.

Buch zum Thema:
Joachim Mohr - Das Loch in meinem Herzen

Das Buch wendet sich an Menschen, die mit Schwierigkeiten kämpfen oder einen Angehörigen, Freund oder Bekannten haben, der verzweifelt ist. An Kranke und Mediziner, an alle, die sich oder anderen helfen wollen.

Kolummen zum Thema Krankheit von Joachim Mohr im Spiegel.

Datum: 22.03.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet/ARD/pro

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