Depressionen treten bei Querschnittsgelähmten nicht häufiger auf
Laut einer Studie des Universitätsspitals Balgrist treten depressive Symptome bei Querschnittsgelähmten nicht viel häufiger auf als in der Normalbevölkerung. «Es ist unumstritten, dass Personen, die aufgrund eines Unfalls querschnittgelähmt sind, eine sehr schwere Zeit erleben», wird der Chefarzt des Zentrums für Paraplegie am Universitätsspital Balgrist, Armin Curt, zitiert. «Die meisten kommen mit der neuen Situation aber erstaunlich gut zurecht.» Für die Studie habe man 130 Querschnittsgelähmte aus verschiedenen europäischen Zentren im ersten Jahr nach der Lähmung befragt. Hierzu diente ein Fragebogen, der zur Früherkennung von depressiven Symptomen eingesetzt wird.
Die Auswertung der Fragebögen habe gezeigt, dass durchschnittlich 65 Prozent der untersuchten Personen im ersten Jahr nach der Querschnittslähmung frei von depressiven Symptomen waren. Nur bei 30 Prozent habe man Anzeichen leichter Depression gefunden, bei 5 Prozent mittlere bis schwere depressive Symptome. Die Höhe der Rückenmarksverletzung habe dabei keinen Einfluss auf das Auftreten einer Depression gehabt. Die durchschnittliche Punktzahl der querschnittgelähmten Personen in den Depressions-Fragebögen lag damit nur geringfügig höher als in der Normalbevölkerung, berichtet die «NZZ».
Im Vergleich dazu zeigten Patienten, die zusätzlich unter Hirnverletzungen leiden, deutlich ausgeprägtere Depressions-Symptome. Warum rückenmarksverletzte Patienten offensichtlich so viel positiver mit ihrer veränderten Lebenssituation umgehen, ist laut Armin Curt unklar. Wichtig sei nach schweren Rückenmarksverletzungen aber die Rehabilitation. «Die spezialisierten Zentren arbeiten rasch nach dem Unfall an einer gezielten Wiedereingliederung der Betroffenen in die Familie und den Beruf.» Dies sei eine wichtige Stütze.
Datum: 05.07.2013
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / NZZ am Sonntag