Besser lesen

Worte nähren

In der Informationsflut die wegweisenden Worte herauszuhören, ist eine Kunst. Zu viel stürmt auf uns ein; Bilder und Worte gehen, kaum vernommen, gleich vergessen. Die US-Autorin Marilyn Chandler McEntyre unterstreicht die Bedeutung des sinnierenden Lesens für einen zielgerichteten Lebensstil. 
Sinnierendes Lesen für zielgerichteten Lebensstil.

Worte nähren – wenn man sie Wurzeln schlagen und aufgehen lässt. Im Lesen nehmen wir Information auf und wir entscheiden, was die Worte bewirken. Marilyn Chandler McEntyre erinnert in ihrem Beitrag auf ‚Christianity Today‘ an den Literaturtheoretiker Kenneth Burke, der Literatur «Ausrüstung fürs Leben» genannt hat. Schon in der Antike haben Christen das Lesen kultiviert, welches die Wörter im Innenraum der Seele hallen lässt, sie im Herzen bewegt. Die Bibel, das Buch der Bücher, empfiehlt sich für die spirituelle Übung der ‚lectio divina‘. Ein Text der Heiligen Schrift wird aufmerksam gelesen und ein Vers daraus meditiert. Die daraus erwachsenden Gedanken münden in ein Gebet und ein sinnendes Verweilen vor Gott.

Worte mit Wirkung

Neben das Buch der Bücher sind im Lauf der Jahrhunderte hunderttausend andere getreten; heute fluten Radio und Fernsehen, das Internet und Social Media unsere Sinne. In der Hektik der unablässigen Aufnahme und Verarbeitung von Informationen ist die alte Weise des Lesens, die nach der tieferen Bedeutung für mich fragt, wieder zu entdecken und einzuüben. «Die Fähigkeit des guten Lesens besteht nicht bloss darin, dass wir bemerken, was wir bemerken, sondern dass wir uns davon ansprechen lassen», schreibt Chandler McEntyre. «Dass wir es persönlich nehmen. Wir können bitten, auch beim Lesen weltlicher Texte, dass der Heilige Geist uns fähig macht aufzunehmen, was immer da für unsere Entwicklung nützlich ist.»  

Weg in der Wüste

Gedruckte, gesprochene und elektronisch übermittelte Wörter dringen en masse auf uns ein. Die US-Autorin vergleicht sie einer Wüste, in der wir den Weg suchen. Dafür brauchen wir Weisung. Es gilt laut Chandler McEntyre, jene Botschaften, jene Worte aufzunehmen, die uns weiterhelfen, die weise machen in einer Kultur, in deren Info-Flut unterschiedliche Denkansätze auf verwirrende Weise miteinander konkurrieren. Bücher können (wenn sie nicht verschlungen, sondern sinnierend gelesen werden) als ein Training gelten: Sie fördern die Fähigkeit, in Situationen und Begegnungen den Kern zu erfassen, Wesentliches zu erkennen und Schlüsse zu ziehen.

Gehaltvolles aus Zürich

Wie die ganze Buchbranche weiss Marianne Stauffacher, Leiterin des Theologischen Verlags Zürich TVZ, dass dieses aufmerksame Lesen, das Worten Zeit zu wirken gibt, «Teil des Lebens vieler Menschen ist». Das Verlagsprogramm umfasst neben fachlich anspruchsvollen Werken auch Titel, die es ermöglichen, sich in nützlicher Frist über theologische und religiöse Entwicklungen zu orientieren. Die neu übersetzte Zürcher Bibel, unter dem Dach des TVZ 2007 verlegt, bleibt das Buch der Bücher – mit der Weisheit von Jahrhunderten in zeitgemässer, gut verständlicher Sprache. Lassen wir sie zu uns sprechen?

Datum: 25.02.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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