Nichts geht mehr!
Als Erstes ist es an Ihnen, sich Folgendes zu fragen: Wollen Sie wirklich eine Klärung und eine Wiederherstellung der Beziehung? Oder haben Sie bereits damit innerlich abgeschlossen und wollen nicht mehr? Es bedarf hier einer inneren Entscheidung, auf den anderen zuzugehen und ihm das Verhalten, das mich enttäuscht oder verletzt hat, zu vergeben. Erst auf dieser Grundlage lässt sich wieder ein Weg mit dem anderen gehen. Das ist der Boden, den man braucht, um wieder aufeinander zuzugehen und miteinander sprechen zu können.
Jemandem zu vergeben, ist keine einfache Sache. «Seid freundlich und barmherzig, und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat», werden wir in der Bibel aufgefordert. Wir können uns also an Gott ein Beispiel nehmen. Durch den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus hat Gott all unsere Fehler vergeben. Vor diesem Hintergrund fällt es leichter, jemandem eine Sache nicht lange nachzutragen, sondern uns selbst einzugestehen, dass auch wir immer wieder auf Vergebung angewiesen sind und deshalb andere nicht verurteilen wollen.
Strikte Regeln für ein klärendes Gespräch
Zunächst sollte man sich auf das Thema einigen, über das man sprechen will. Es ist möglich, dass es den beiden Streitpartnern um ganz verschiedene Anliegen und Aspekte geht. Hier Klarheit zu schaffen, kann schon der erste Schritt zur Klärung sein.Um ein destruktives Wortgefecht zu verhindern, legt man genau fest, wer spricht und wer zuhört. Dazu fertigt man zwei Karten an mit der Bezeichnung «Sprechen» und «Zuhören», hilfreich ist, wenn die Karten zusätzlich verschiedene Farben haben. Erste Grundregel: Jemand redet nur dann, wenn er die Reden-Karte hat.
Wenn jemand einen Gedanken formuliert hat, wiederholt der Zuhörende (er hat jetzt die Sprecher-Karte), wie er das Gesagte verstanden hat. Das setzt voraus, dass man gut zuhört und sich bemüht, den anderen zu verstehen. Der Zuhörer reagiert also nicht zuerst auf das Gesagte oder spricht aus, was ihm wichtig ist, sondern wiederholt mit seinen Worten, was er gehört hat - das ist entscheidend! Die Wiederholung ist erst dann abgeschlossen, wenn der Gesprächspartner das Gefühl hat, dass er richtig verstanden und vollständig wiedergegeben wurde. Das kann richtig mühsam sein, aber es lohnt sich! Es zwingt dazu, sich auf das Gesagte einzulassen und es wirklich so weit zu verstehen und zu verinnerlichen, dass er es - aus der Sicht des anderen - richtig wiedergibt. Oft wird schon bei der Wiedergabe deutlich, dass man den anderen im vorangegangenen Streit - mindestens teilweise - falsch verstanden hat.
Anstrengend, aber hilfreich
In diese Art miteinander zu reden ist zweifellos zeitraubend und anstrengend - aber es nimmt das Tempo und führt aus der unseligen Spirale aus Vorwurf und Gegenvorwurf heraus. Ein solches Gespräch sollte nicht viel länger als eine Stunde dauern, höchstens eineinhalb Stunden. Was nicht in den Zeitrahmen passt, kann Thema eines weiteren Gesprächs sein. Der Zwang zur Wiederholung stellt sicher, dass das Gegenüber sich um Verständnis bemüht. Durch das Zuhören und Wiederholen wird garantiert, dass man sich wirklich mit dem anderen und seiner Sicht auseinandersetzt.Artikel zum Thema: Wenn wir reden, kracht es!
Datum: 23.09.2009
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch