Mission als runde Sache
Weit über 1.000 Frauen und Männer werden sich vor Stadien, auf Fanmeilen und in Einkaufszentren um die Besucher aus aller Welt kümmern. Die Initiative dazu ging von einem evangelischen Missionar aus Württemberg aus: Manfred Jung hat mit einem Team die Aktion «kickstart» gegründet, die jetzt in die heisse Phase geht.
Recht auf Religionsfreiheit
Am stärksten im Blick hat Jung Besucher aus Ländern, in denen die Bibel und ihre Botschaft bisher noch fast unbekannt sind, besonders aus Asien. «Wenn ein Fussballbegeisterter aus dem Mittleren Osten kommt, kann ich ihn ermutigen, hier in Südafrika eine Bibel zu kaufen. In seinem Heimatland wäre das vielleicht unmöglich», erläutert der 50-Jährige.Seine Motivation leitet Jung vom Menschenrecht auf Religionsfreiheit ab. «Jeder Mensch sollte die Freiheit haben, jegliche Religion kennenzulernen, zu bewerten und zu entscheiden, an welche er glauben will», sagt er. Das sei in einigen asiatischen Ländern unmöglich, weil der christliche Glaube dort in manchen Regionen verboten ist.
Servicezentrum in Johannesburg
Jung lebt seit 20 Jahren in Südafrika - zunächst in Kapstadt, seit vier Jahren in Johannesburg. Der gelernte Koch aus Biberach an der Riss hat eine theologische Ausbildung in der Schweiz absolviert und Gemeindepraktika im oberfränkischen Redwitz sowie im württembergischen Beutelsbach gemacht. Seinen Magister in Missionswissenschaft erwarb er an der südafrikanischen Universität Stellenbosch. Derzeit promoviert er über die Entwicklung des Islam in schwarzen Wohngebieten Südafrikas.Angestellt ist der verheiratete Vater von drei Kindern bei der Deutschen Missionsgemeinschaft, einer der grössten evangelischen Missionsgesellschaften in Deutschland mit Sitz in Sinsheim bei Heidelberg. Hauptamtlich leitet er in Johannesburg ein Servicezentrum, das christliche Bücher, Traktate, Kurse und Material mit Argumenten für den christlichen Glauben zur Verfügung stellt.
Einladend statt offensiv
Seit rund neun Monaten läuft in Südafrika die Trainingsinitiative «kickstart». Gruppen in Gemeinden lassen sich schulen, wie sie auf Fremde ansprechen und auf den christlichen Glauben hinweisen. «Nicht offensiv, nicht beleidigend, nicht diskriminierend, sondern freundlich und einladend», betont Jung. Rund 250 Multiplikatoren wurden ausgebildet.Der Weltfussballverband FIFA schützt sich vor unliebsamen Werbungs- und Missionsaktionen, indem er in einem Umkreis von zwei Kilometern um die Stadien das Verkaufen und Verteilen etwa von religiösen Schriften verbietet. Jung hat ein gewisses Verständnis für diese Massnahme, weil ansonsten auch viele Sekten den Ansturm der Besucher für ihre Zwecke nutzen könnten. Er glaubt ohnehin, dass die persönliche Beziehung wichtiger ist als das Ausstreuen von Gedrucktem. «Takt schafft Kontakt», lautet sein Leitspruch für die missionarische Arbeit unter Fussballfans.
Die christliche Gemeinde, der Jung vor Ort angehört, will auch einen Fanpark mit Public Viewing organisieren. Wer dabei die Bilder von einem bierseligen Fussballfest im Freien vor Augen hat, täuscht sich. «Das muss alles in geschlossenen Räumen laufen, weil hier derzeit Winter ist und die Temperaturen nachts um den Gefrierpunkt liegen», klärt der schwäbische Missionar auf.
Webseite: www.kickstart.org.za
Datum: 10.06.2010
Autor: Marcus Mockler
Quelle: Epd