Wenn sich der Verlierer 1000 mal bei Gott bedankt
«Mit der Glut seiner Augen hätte man halb Johannesburg beleuchten können, als er sagte, ach was, predigte: „Das war heute einzig und alleine Gott. Gott ist mein Geheimnis." Wenn das so ist, dann hat Gott am Wochenende im Ellis Park einen Tagessieg gegen den Fussballgott errungen.» So malerisch berichtet die «Frankfurter Rundschau» über Vincent Enyeama (27), den nigerianischen Torwart. Zwar verlor der Schlussmann der «Super Eagles», wie die Nigerianer genannt werden, gegen die Argentinier mit 0:1-Toren - ohne einen herausragenden Enyeama hätten die Südamerikaner aber weitaus höher triumphieren können. Und so musste der fast schon als «Fussballgott» gepriesene Gaucho-Star Lionel Messi mit ansehen, wie eine Chance um die andere von Nigerias Goalie entschärft wurde.
«Gott ist mein Geheimnis»
«Diesen Tag kann mir keiner mehr wegnehmen. Ab jetzt ist das der beste Tag meiner Karriere», wird Enyeama zitiert, noch Minuten nach dem Schlusspfiff soll er vor Glück gezittert haben - der Niederlage im Auftaktspiel zum Trotz.Hatte einst Maradona sich auf die «Hand Gottes» beim irregulären WM-Tor 1986 gegen England berufen, brachte Enyeama auch laut der «Rheinischen Post» Gott selbst ins Spiel: «Gott hat heute den Unterschied ausgemacht (zwischen ihm und Messi). Gott ist mein Freund und mein Geheimnis.»
Apropos Maradona, der stand wie Napoleon an der Seitenlinie befehligte seine Truppe wild fuchtelnd und gab zuletzt gemäss der «Frankfurter Rundschau» geschafft zu Protokoll: «Wir hätten mit drei oder vier Toren gewinnen müssen. Aber wir haben bis zum Ende gelitten. Wissen Sie, das ist sehr, sehr anstrengend, wenn man so überlegen spielt und so lange zittern muss. Das haben wir diesem Torhüter zu verdanken.»
Gott und die Katze
Wo auch immer Messi hinzielte, Enyeama schwebte herbei und fuhr seine gummihaften Greifarme aus, berichtet die «Frankfurter Rundschau» und zitiert den Keeper: «Messi ist der beste Fussballer der Welt. Ich danke Gott, dass er mir geholfen hat, seine Schüsse zu halten.»Es sei irritierend, einen Verlierer so glücklich zu sehen. Nach seinem beherzten Auftritt dürfte der Hechtsprung zu einem europäischen Top-Verein bald erfolgen. Derzeit ist er in Israel bei Hapoel Tel Aviv engagiert, wo er 2009 zum Fussballer des Jahres gewählt wurde und von den Fans «Die Katze» genannt wird. Fünf Elfmeter hat er als Schütze verwertet und ebenso viele gehalten. Nach seiner Leistung gegen Argentinien wurde er zum «Mann des Spiels» gewählt.
Datum: 16.06.2010
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch