Sittenwächter

Der FIFA laufen die Nicht-Beter davon

Der Weltfussball-Verband FIFA verbietet das Beten auf dem Rasen. Die Stars der Elfenbeinküste kümmerte das wenig: Nach dem Spiel betete das Team samt Ersatzspieler und auch andere Kicker bekunden ihre Sicht der Dinge.
Didier Drogba, Spieler der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste. (Foto: Mark Freeman)

Inbrünstig beteten die Brasilianer nach ihrem Triumph am Confederations-Cup 2009 in Südafrika. Solche Bilder will der Weltfussball-Verband FIFA nicht mehr sehen. «Sie haben uns gebeten, dass wir die Regeln einhalten», sagte Rodrigo Paiva, Sprecher der «Seleção» laut der «Süddeutschen Zeitung». Den Profis ist es verboten, sich auf dem Rasen religiös oder politisch zu äussern. Vor der Weltmeisterschaft erinnerte der Verband die Brasilianer noch einmal daran, berichtet die Zeitschrift «idea».

FIFA's Sittenwächter

Auf die «Anti-Religionspolizei» der FIFA wartet noch viel Verbotsarbeit: Nicht nur, weil Nigerias Star-Goalie Vincent Enyeama nach seiner Paraden-Show kaum einen Satz begann oder beendete, in dem er sich nicht bei Gott für dessen Hilfe bedankte. Und auch nicht weil Ghanas Penalty-Held Asamoah Gyan (Schütze zum 1:0 über Serbien) ebenfalls die Hilfe des Allmächtigen erwähnte. Sondern weil der Weltverband ganz offensichtlich an der Realität vorbei politisiert. Wenn sich Didier Drogba nach einer heiklen Situation bekreuzigt, und Emmanuel Eboué das gleiche tut wenn er den Platz verlässt, ja, wenn nach dem Abpfiff das ganze Team der Elfenbeinküste einen Kreis bildet und gemeinsam betet, scheint dies ein natürliches, ein menschliches Bedürfnis zu sein, dem ein Verbots-Regelwerk wenig dienlich ist.

Däne protestierte

Laut der Süddeutschen hatte 2009 Jim Stjerne, Präsident des dänischen Verbandes, bei der FIFA protestiert: «Es gibt keinen Platz für Religion im Fussball. So, wie wir es nicht erlauben können, dass sich die Politik in den Fussball einmischt, sollte auch die Religion draussenbleiben.»

Cacau, der deutschen Nationalspieler mit brasilianischen Wurzeln schaut nach seinen Toren gen Himmel und zeigt mit erhobenen Armen nach oben. Seit religiöse Botschaften verboten sind, jubelt er auf diese Weise, «um meine Dankbarkeit zu zeigen, weil Gott mir
sehr viel gegeben hat».


Zum Thema:
Das WM-Dossier von Jesus.ch

Datum: 17.06.2010
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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