Zur Faszination von Fussball gehört das Zusammenspiel von Individuum und Equipe: Ausnahmekönner und Glückspilze erzielen Tore, doch ohne Teamgeist zappelt der Ball im eigenen Netz. Die Latinos zeichnet Kompaktheit aus; Afrikaner brillierten zwar individuell, ihre Teams konnten aber mit Ausnahme Ghanas den Gegnern nicht Paroli bieten.
Es ist derzeit leichter, sich mit elf Playern zu identifizieren als mit sieben Bundesräten - weil sie als Team für ihr Weiterkommen kämpfen. Was Spieler wert sind, wenn sie nicht füreinander laufen, haben die Franzosen vorgeführt. Dass die Bundesräte unkollegial agieren, schadet der Schweiz. Der Verrat von Staatsgeheimnissen beunruhigt.
Nun ist Konkordanz - dass alle Beteiligten sich zum Bewahren und Gestalten der Eidgenossenschaft zusammenraufen, trotz Meinungsgegensätzen Vertrauen wagen und transparent agieren - anspruchsvoller als ein Fussballturnier. Der Reiz einer WM besteht darin, dass sich ganze Nationen mit ebenso klaren wie vorläufigen Zielen ihres Teams eins machen und friedlich mitfiebern können. Die globale Competition mit simplen Regeln unterhält umso mehr, als ein David nacheinander auf mehrere Goliaths trifft - und manche Riesen schrumpfen.
Konkordanz braucht mehr als Kicker-Teamgeist und Fairplay. Unter der Bundeskuppel tut offensichtlich Versöhnung Not - dass das mit linker Arroganz und rechtem Eigensinn produzierte und mit der Blocher-Abwahl injizierte Gift entfernt wird. Dann können auch die Eidgenössischen Räte Trauerspiele wie jenes um den Staatsvertrag vermeiden. Klarer als das Parlament, das streiten soll und uneins bleiben kann, versinnbildlicht indes der Bundesrat die Willensnation.
Was ist zu tun? Christen sollten beten, dass die Regierung des Landes seine Interessen über alles stellt, sich wieder den wahren Problemen zuwendet und mit Augenmass regiert. In den Zehn Geboten haben die zerstrittenen Magistraten bewährte Wegweiser zum Team-Erfolg, der damit beginnt, dass sie anständig miteinander umgehen.
Derweil treibt die WM im Südwinter auf die Knockout-Matches zu. Nehmen wir die Tore auf dem Rasen nicht zu ernst. Die dort vertretene Menschheit, so gern sie sich dem Spiel hingeben würde, hat höhere Hürden zu überspringen als die Achtel- oder Viertelfinalqualifikation. Die Missachtung der Menschenrechte lässt immer mehr Leidende nach Gerechtigkeit schreien. Hören wir - vor und nach dem Endspiel - den Schrei?
Zum Thema:
Das WM-Dossier von Jesus.ch
Datum: 26.06.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch