„Das Christentum ist keine Religion; es ist Leben“

Strassenszene aus Nigerias neuer Hauptstadt Abuja (aus Sicherheitsgründen wird kein Bild von Yakubu Pam veröffentlicht).
Afrikanisches Flair in der Stadt Durbar.
In der Stadt Jos arbeitet Pastor Yakubu Pam.
Lagos, die frühere Hauptstadt Nigerias

Islamisten brannten seine Kirche nieder. Aber Jesus konnten sie ihm nicht wegnehmen: Yakubu Pam blieb standfest. Und seine Gemeinde wuchs. Wie steht er selber zum christlichen Glauben?

Yakubu Pam war Augenzeuge, als Islamisten im September 2001 die Stadt Jos heimsuchten, die überwiegend christliche Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Plateau. Es war eines der brutalsten Massaker in dem religiösen Konflikt mit militanten Moslems, die oft als Dschihhad-Söldner aus anderen Ländern kämen. Über 2000 Menschen kamen bei den Angriffs- und Vergeltungsschlägen ums Leben. Auch Yakubus Kirche wurde niedergebrannt.

Die Verfolgung brachte aber auch Erweckung und Einheit, verschert Pam. Seine Gemeinde sei in dieser schwierigen Zeit auf heute 1000 Mitglieder angewachsen. Umso aufschlussreicher sind darum die Auskünfte, die Pam Yakubu gibt.

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Als ich noch nicht Christ war, hatte ich wenig Selbstvertrauen. Und ich sah keinen Sinn im Leben. Ich lebte in den Tag hinein. Jeden Morgen schaute ich aufs neue, was ich wohl machen würde. Ich hatte keine Pläne. Als ich mein Leben Christus gab, kriegte ich Freude und Frieden. Ich spürte, dass etwas Neues begann. Ich konnte meinen Hass überwinden und wählte auch meine Freunde besser aus. Vorher machte ich überall mit und kümmerte mich auch nicht so darum, was ich tat. Das Grösste aber ist, dass ich nun einen Sinn für mein Leben habe.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Die Bibel sagt, dass die Gemeinde durch den Glauben leben soll. Ohne den Glauben kann ich nicht stark sein. Wenn der Glaube auch so klein wie ein Senfkorn ist, kann man doch zu einem Berg sagen, er solle sich erheben und ins Meer fallen. Nach der Bibel wird er einem gehorchen! Ohne Glaube an Christus bin ich schwach. Ein neugeborenes Baby ist dann stärker als ich. Aber durch den Glauben an ihn werde ich jeden Tag stärker. Denn ich weiss, dass ich es nicht selber tun muss. Sondern Gott in mir. Ich schere mich nicht um das, was die Leute sagen, sondern was Gott sagt. Ich schlag die Bibel auf, und Gott redet zu mir. Das macht mich stark – nicht das, was in der Zeitung oder im Radio kommt.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Wenn ich im Auto sitze, spüre ich ihn. Wenn ich in der Gemeinde bin und ihn anbete, dann spüre ich ihn. Das gibt mir eine grosse Freude. Wenn Gott nicht mit mir ist, fühle ich mich sehr schlecht. Wenn er nicht zu mir spricht, bin ich verwirrt. Ich frage: «Gott warum? Habe ich etwas falsch gemacht?» Am schlechtesten geht es mir, wenn er nicht mit mir ist. Ich kann es nicht beschreiben, aber diese Zeiten kommen manchmal. Ich weiss nicht, warum, aber sie kommen. Er weiss, warum.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Seine Gegenwart. Man kann da hineinkommen. Darum wird Jesus Christus «Emanuel» genannt: «Gott ist mit uns.» Das ist das Grösste, das Gott mir je gegeben hat. Wenn er mit mir ist, habe ich Frieden, und meine Gebete werden beantwortet. Das ist ein Mysterium. Gott will mit mir zusammen sein, mit mir gehen, mit mir sprechen. Das macht mich sehr glücklich.

Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
Ich lebe mit ihm in einer Beziehung. Als Kind stellte ich ihn mir vor als einen alten Papa mit langem Bart und Stecken, und wenn man etwas falsch macht, haut er einem damit auf den Kopf. Aber ich weiss jetzt, wer Gott ist. Er ist ein Vater, und ich bin sein Sohn. Manchmal frage ich ihn: «Warum hast du das und das getan?» Oder: «Gott, warum ist mir das passiert?» Vieles widerfährt uns, das in unseren eigenen Augen nicht gut ausschaut. Aber in seinen ist es das Beste für uns, denn er will uns damit aufbauen. Ja, manchmal frage ich «Warum?». Im nachhinein sehe ich dann, dass es gut war, denn es hat mich aufgebaut. Und dann sage ich: «Ohhhhh sooorry, Vater!»

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Wenn ich etwas zu fragen habe, lese ich in der Bibel. Sie beantwortet viele Fragen. Wenn ich in den Himmel gebe, werden alle Fragen beantwortet. Aber jetzt habe ich nicht so viele Fragen.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Ich bin sehr stark am Beten und Bibellesen interessiert; ich bin so froh, mich ihm hinzugeben. Am Morgen lese ich und bete. Das gibt mir Kraft. Das Mass deines Gebets ist das Mass deiner Kraft. Das Mass deines Bibellesens ist das Mass deiner Kraft. Wenn du nicht betest, bist du ein kraftloser Christ. Wenn du nicht in der Bibel liest, bist du ein kraftloser Christ, ein Taufschein-Christ. David sagt etwas, das mich herausfordert: Das Wort Gottes ist in meinem Herzen drin, ich kann nicht gegen ihn sündigen. Am Morgen bete ich, im Auto bete ich, wenn ich ins Büro gehe, bete ich. Das hat mir Schutz gebracht und Kraft.

Wie sind Sie Christ geworden?
Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, aber ich hatte Jesus nie als meinen Retter aufgenommen. In der Sekundarschule dann hat mir ein Klassenkamerad das Evangelium erklärt. Ich ging in die Gemeinde und wurde Christ. Da erhielt ich diese Freude. Ich begann, hauptsächlich christliche Bücher zu lesen, und brachte sie auch anderen Menschen näher, bevor ich Prediger wurde. Ich wurde dann ein Leiter in meiner Gemeinde und dann auch für ganz Nigeria. Es gibt nichts Besseres als die Freude an der Erlösung.

Warum sind Sie Christ?
Das sind sehr viele Gründe. Erstens ist das Christentum nicht einfach eine Religion. Das Christentum ist Leben. Es schenkt eine Freiheit, wie sie keine Religion gibt. Ich wuchs mit heidnischen Ritualen auf, mit Mächten und Dämonen und viel Druck. Aber es gibt keine Kraft, die an die von Jesus herankäme. Ich spürte, dass ich zur richtigen Kraft kam. Warum sollte ich die Sonne oder einen Baum anbeten, wenn Gott derjenige ist, der den Baum erschaffen hat? Warum soll ich Steine oder das Firmament anbeten? Sie sind unbrauchbar. Aber wo die Kraft von Jesus ist, werden Leute geheilt von chronischen Krankheiten. Ich sah Menschen, die keine Kinder kriegten. Aber durch das Gebet geschah dieses Wunder, und es gab Kinder. Ich sah Menschen, die von der Polizei und dem Militär nicht geändert werden konnten. Aber als Jesus in ihr Leben kam, legten sie ihre Sünden ab und Jesus änderte sie. Diebe, Strassenjungen und Bandenführer kamen zu Jesus und änderten ihr Leben. Aus ihnen wurden christliche Leiter. Jesus ist grösser. Das sind die Gründe, warum ich Christ wurde.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben:
Wir waren zu Hause sehr arm. Meine Eltern hatten kein Geld für die Schule. Ich bat Gott, dass ich sie trotzdem besuchen kann. Aber wenn man das Geld nicht hat, muss man aber wieder nach Hause. Wir gingen hin, und mein Vater wollte bezahlen. Sie sagten aber: «Sorry, es hat schon jemand bezahlt.» Mein Vater antwortete: «Ich will nicht gegen Gott sündigen», und wollte ihnen das Geld reichen. Aber es hatte tatsächlich bereits jemand bezahlt. Ich weiss bis heute nicht, wer es war. – Ich habe so vieles mit Gott erlebt. Ich sehe, dass er lebt. Die Geschichte mit dem Schulgeld ist eines von vielen Erlebnissen.

Welche Seite von Gott verstehen Sie nicht?
Die Bibel sagt, dass es nicht leicht ist, Gott zu verstehen, und sie sagt uns auch nicht alles über Gott. Es gibt so vieles, das wir erst verstehen, wenn wir eine Beziehung mit ihm haben. Aber wir wissen damit nicht schon alles über Gott, nicht an einem Tag, und auch nicht in einem Jahr. Oder in einer Million Jahren. Denn Gott ist grenzenlos und wirklich allmächtig. Ich kann sein Mysterium nicht beschreiben. Oder wie er die Welt geschaffen hat oder den Menschen. Aber das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist meine Beziehung zu ihm. Als Baby im Glauben sagte ich zu einem Freund: Wenn wir bei ihm in der Ewigkeit sind, können wir ihm viele Fragen stellen. Er sagt, meine Schafe hören seine Stimme. Wir müssen ihn kennen, das ist das Wichtigste.

Welche Situationen bringen Sie zum Zweifeln?
Zweifel gibt es natürlich. Das ist bei jedem Menschen so. Aber wenn man mit Gott zusammen ist, verschwinden die Zweifel. Wenn er handelt, werden die Zweifel weggewischt. Ich glaube, dass Gott alles tun kann, und zweifle nur noch an Menschen. Gott gegenüber habe keine Zweifel mehr wegen dem vielen, war ich mit ihm erlebt habe. Ich habe Vertrauen zu ihn.

Warum denken Sie, dass sich ein Leben als Christ auf Dauer lohnt?
Christentum ist ein Leben, das Opfer fordert. Wer ein Leben mit Jesus lebt, muss vieles aufgeben. Die Bibel sagt: «Wer sein Leben gewinnen will, verliert es. Wer mir sein Leben gibt, der gewinnt es.» Der Preis ist, dass man das Leben verliert. Aber man kriegt es zurück. Der Preis, den du bezahlst, ist mehr als Geld. Es ist dein Eigenleben. Man verliert es nicht für nichts. Man kriegt es wieder, das rechte Leben. Das Christentum ist keine Religion; es ist Leben.

Weiterführender Link:
Aus Unterdrückern wurden Christen

Steckbrief

Zivilstand: Verheiratet, vier Kinder (10, 8, 6 und 3 Jahre alt)
Gemeinde: Assemblies of God
Arbeit in Gemeinde: Pastor
Hobbys: Tischtennis, Schwimmen, Boxgitarre, Lesen.
Beruf: Pastor, Vorsitzender der Christlichen Vereinigung im Bundesstaat Plateau und anderes.
Werdegang: Bibelschule, Pastor, Vorsitzender der Assemblies of God in seinem Distrikt und weitere Dienste. «Ich spreche nicht über Funktionen, sondern was ich für Gott tun kann. Wenn man um Positionen kämpft, verliert man das Ziel aus den Augen. Ich schaue, was ich für eine Beziehung zu meiner Frau und den Kindern habe.»
Wohnort: Im Bundesstaat Plateau
Herkunft: Nigeria
Lieblingsbibelstelle: Psalm 1,1: «Wer zu Gott gehört, soll nicht mit den Gottlosen zusammengehen.» Das hat mir geholfen.
Lieblingsmusikgruppe: Keine bestimmte. In Nigeria singen wir viel, und wir tanzen viel. Ich mag Worship-Songs, die mein Herz berühren.

Datum: 07.10.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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