David Cameron: Christsein – nicht nur an Ostern und Weihnachten

David Cameron
David und Samantha Cameron mir ihren Kindern.
David und Samantha Cameron mir ihren Kindern.

David Cameron ist der neue Star der britischen Politik. Auf ihm ruhen die Hoffnungen der britischen Konservativen, die im Schatten von Tony Blair versunken sind. Kein Hehl macht Cameron aus seiner christlichen Grundhaltung. Ob und wie sie sich in seiner Politik niederschlagen wird, darüber darf gemutmasst werden.

Der Parteichef ist sich nicht zu gut, eine Einladung des christlichen Hilfswerks ‚Open Doors’, dessen Büro in seinem Wahlkreis liegt, anzunehmen. Die Verlegenheit der Anwesenden über den prominenten Gast zerstreut Cameron mit einem Witz. Nach dem Gebet hält der Open-Doors-Leiter Eddie Lyle einen happigen Vortrag über die Verfolgung von Christen in islamischen und kommunistisch regierten Ländern.

Der Besuch bei ‚Open Doors’ bildet den Eingang zu einem langen Portrait Camerons in der „Financial Times“ vom 4. März. Gegenüber dem Reporter der Wirtschaftszeitung lässt der Politiker keine Phrasen fallen (wie man es bei Personen des öffentlichen Lebens allzu oft hört).

Einmal im Monat in der Kirche

Bei der Frage, ob er ein Christ sei, weicht Cameron nicht aus. Er stellt die Whiskyflaschen weg, die er eben (als Preise für einen bevorstehenden Ball im Wahlkreis) signiert, und hält fest: „Ja, ich bin etwas mehr als ein Ostern-und-Weihnachten-Christ.“ Er gehe etwa einmal im Monat zur Kirche, erläutert Cameron, und sei damit ein typisches, „leicht zurückhaltendes“ Mitglied der anglikanischen Kirche.

Dass die britische Wirtschaftszeitung dieses Statement an die Spitze des Portraits setzt, sagt einiges über Cameron, aber auch etwas über die Atmosphäre im Land der Queen aus. Der 39-jährige Jurist ist der fünfte Parteichef der Tories in neun Jahren. Noch nicht hundert Tage im Amt, erregte er Aufsehen mit dem Vorschlag, alle Parteimitglieder sollten sich auf ein Manifest verpflichten, das unter den acht Zielen die Ausmerzung der Armut aufführt – ein Bruch mit der Hauptstossrichtung von Margaret Thatcher.

Das Portrait in der Wochenendbeilage der Zeitung trägt denn auch den Titel ‚Turning left?’ – die Frage, ob die britischen Konservativen eine Mittepartei werden, die mit den Volksparteien des Kontinents vergleichbar ist. Einer der ersten Entscheide Camerons zeigt allerdings, dass die Tories ihr europapolitisches Sonderzüglein weiter fahren: Die 26 Abgeordneten im Europaparlament in Strassburg sollen die Fraktion der Europäischen Volkspartei (zu der etwa die deutschen Unionsparteien gehören) verlassen.

Wohin wollen, wie weit kommen die Tories?

Während Parteistrategen überlegen, wie die Tories die Unzufriedenheit im Volk auf ihre Mühle lenken können, ohne dem Mann auf der Strasse zuviel zu versprechen oder zuzumuten, arbeitet Cameron an einer Imagekorrektur. Er unterstreicht, dass die Partei das Wohl aller, nicht nur der Reichen, im Auge hat, „…that we’re a compassionate party“ (eine Partei mit Mitgefühl).

Dies sagt ein Mann, dem man die Zugehörigkeit zur englischen Oberklasse abspürt und der ein hochkarätiges Team intellektueller Politiker um sich geschart hat. Freunde des Tory-Chefs heben seine Redlichkeit und Gewandtheit hervor. Die Camerons stammen beide aus gutem Haus – ein Vorfahr von Davids Frau Samantha, die eben das dritte Kind zur Welt gebracht hat, hat 1703 in London das Buckingham House errichtet…

Datum: 23.03.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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