Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
47 Prozent glauben im Aargau, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. 43 Prozent glauben das nicht, 10 Prozent wissen es nicht oder wollen es nicht wissen. Interessanterweise glaubt eine Mehrheit der Frauen (57 Prozent), aber nur 38 Prozent der Männer, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Erstaunlich wenig unterscheiden sich die Antworten der 15- bis 34-Jährigen, 35- bis 54-Jährigen und über 55-Jährigen. Die Umfrage zeigt zudem deutlich: Je höher die Bildung, desto kleiner der Glaube an ein Leben nach dem Tod.
Politisch Interessierte glauben häufiger
Interessant ist auch der Befund, dass Menschen, die sich für Politik interessieren, mehrheitlich an ein Leben nach dem Tod glauben. «Wer umgekehrt den Glauben an die Politik verliert, verliert auch den Glauben an Gott» stellt der Theologe und stellvertretende AZ-Chefredaktor Werner de Schepper in einem Kommentar zur Umfrage fest. «Aargauer, die die Politik kalt lässt, lässt auch der Glaube mehrheitlich kalt.» Das gelte sowohl für Menschen auf dem rechten wie dem linken politischen Spektrum!
Die Umfrage stellte ferner fest, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod nicht bei älteren Menschen, sondern bei den 35 – 54-jährigen am häufigsten zu finden ist.
Rechtzeitig etwas ins Reine bringen
Regula Erb ist leitende Ärztin der Interdisziplinären Intensivstation am Kantonsspital Baden (KSB), äusserte sich über die Angst von Patientinnen und Patienten vor dem Sterben. Sie warnte: Etwas sehr Wichtiges ständig zu verschieben, was manche Menschen tun, sei ein grosser Fehler. Denn plötzlich könnte es zu spät sein. Das Bewusstsein, etwas nicht ins Reine gebracht zu haben, könne das Sterben sehr schwierig machen. Sie selbst glaubt aber nicht an ein Leben nach dem Tod.
Myrtha Schmid, Sterbebegleiterin am Kantonsspital Baden, gab der Zeitung zu Protokoll, sie könnte, was sie erlebt, nicht ertragen, wenn sie nicht selbst an ein Leben nach dem Tod glauben würde. Der Gesichtsausdruck Verstorbener sei so gelöst und friedlich, «dass ich überzeugt bin, dass sie jetzt an einem wunderschönen Ort sind», sagt Schmid.
Für Luc Humbel, Präsident des Kirchenrates der Römisch-Katholischen Landeskirche, zeigt die Umfrage den Trend zur Individualisierung, in deren Folge sich viele vom Glauben abwenden. In einer Zeit der permanenten Verfügbarkeit so vieler materieller Dinge kümmere man sich nicht um das, was man grad nicht zu brauchen glaubt.
Kirchenratspräsidentin: Das glaube ich!
Die reformierte Kirchenratspräsidentin Claudia Bandixen betonte dazu: Wer überzeugt ist, dass er nach dem Tod vor demselben Gott steht wie im Leben, lebt anders als jemand, der glaubt, dass mit dem Tod alles zu Ende ist. Bandixen ist überzeugt: Wem bewusst ist, dass er nicht zufällig hier ist, sondern dass er oder sie ein Glied in einer langen Kette von von Gott erschaffenen Menschen ist, lebt anders. Er wisse, dass auch der geringste Mensch nicht überflüssig sondern Gottes Werk sei, und er handle auch danach. Wer an Gott glaubt, für den sei es einfacher, mit dem Tod umzugehen. «Denn er weiss», so Claudia Bandixen, «ein gütiger Gott begleitet uns im Leben und auch im Tod. Das glaube ich ganz fest.»
Zum Thema:
Die Umfrage in der Aargauer Zeitung
Datum: 18.07.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch