Ehepaar Hassu

«Danke Gott, alles ist gut»

Vor genau einem Jahr hatte unser Magazin erstmals über Faruq und Horiya Hassu berichtet. Die kurdische Flüchtlingsfamilie war von der Ausschaffung bedroht. Nun hat sich ihre Situation deutlich verbessert.
«Alles in Gottes Händen»: Faruq und Horyia Hassu mit Tireej.

«Danke Gott, alles ist gut!», sagt Horiya Hassu gleich zu Beginn unseres Gesprächs mit leuchtenden Augen. «Lange haben wir in der Angst gelebt, bald ausgewiesen zu werden. Jetzt können wir hier als Familie in Sicherheit leben.» Und ihr Mann Faruq fügt bei: «Es ist alles gut, weil alles in Gottes Händen ist.»

Zittern und Bangen

Unsere Leser erinnern sich: Faruq und Horiya Hassu ersuchten im Juni 2008 in der Schweiz um Asyl. Sie waren ins Visier von Syriens Polizei und Geheimdienst geraten, nachdem Horiya öffentlich die Verfolgung der kurdischen Minderheit angeprangert hatte. In der Schweiz folgte eine Zeit des Zitterns und Bangens. Eine Ausweisung hätte den sicheren Tod bedeutet.

Drei Asylgesuche wurden abgelehnt. Jederzeit war mit der Ausschaffung zu rechnen. Halt und Hoffnung fanden die Hassus erstmals, als sie im Februar 2011 von Familie Zingg in Bollodingen aufgenommen wurden. Daniel Zingg hat die Familie seither mit einem beispielhaften Engagement begleitet.

Wieder Farbe im Leben

Um den kleinen Salontisch in einer schlichten Dreizimmerwohnung sitzen jetzt die ganze Familie Hassu und auch Daniel Zingg. Tireej, zweieinhalbjähriges Juwel, nennt Zingg längst «Opa». Da ihr Fall vom Zürcher Migrationsamt behandelt wird, musste sich Familie Hassu im Kanton Zürich niederlassen. Hier erlebten sie im vergangenen Juli den entscheidenden Durchbruch: Das Bundesamt für Migration gab ihnen den sogenannten F-Status für vorläufig aufgenommene Flüchtlinge. «Nun ist die Aufenthaltsbewilligung als sehr sicher einzustufen», erklärt Zingg. «Unser Leben hat wieder Farbe bekommen», strahlt der 31-jährige Faruq. Wieder sagt seine 34-jährige Frau spontan: «Danke Gott, alles ist gut!»

Verständnisvoller Chef

Und doch gab es in den letzten Monaten auch schwierige Zeiten. Von Juni bis November konnten Hassus bei einer christlichen Familie im Zürcher Oberland eine kleine Wohnung mieten. Auf dem dortigen Bauernhof kamen sie sich aber bald wie eine Familie zweiter Klasse vor. Sie fühlten sich als wehrlose Flüchtlinge despektierlich und ohne menschliche Wärme behandelt. Seit 5. Dezember wohnen sie nun in einer kleinen Gemeinde am Zürichsee. Faruq, gelernter Cheminee- und Kaminbauer, hat in seiner Branche einen verständnisvollen und gläubigen Chef gefunden. Klein-Tireej hat sich längst mit den vier- und siebenjährigen Kindern des Chefs angefreundet.

Guetzli von der Nachbarin

Horiya kümmert sich aufmerksam um ihre kleine Familie und pflegt erste Kontakte mit ihren Nachbarinnen. Eine ältere Nachbarin bringt zum Kaffee leckere Guetzli mit und weiss Interessantes zu berichten. Nach einem abgeschlossenen Studium in Pharmazie und Kunst in ihrer Heimat will Horiya den Intellekt vorerst in einem Deutschkurs trainieren: «Ich möchte Deutsch reden, ohne Fehler zu machen.»

Immer wieder wenden sich Hassus vertrauensvoll an Daniel Zingg. Er ist Ratgeber in vielen alltäglichen Fragen, auch in Budgetfragen. Faruq erhält zwar seinen Lohn, doch den zieht das Sozialamt ein. Dieses deckt den Grundbedarf. Zingg spricht von einer «schizophrenen» Situation: «Sie bekommen vom Sozialamt gleich viel, wie wenn Faruq nicht arbeiten würde.»

Eine Tankstelle der Kraft und der Ruhe ist den Hassus ihre kleine christliche Gemeinde. Sie freuen sich auf die Gottesdienste der Heilsarmee und die Kontakte mit Schweizer Christen. Die «Bibelstunde» gehört zum Alltag. Am Abend lesen sie momentan aus den Psalmen, er in Arabisch, sie in Deutsch. Horiya öffnet ihr Herz: «Gott ist heilig, und darum ist auch Gottes Wort heilig. Die Bibel gibt mir Ruhe im Herzen und stärkt meinen Glauben.»

Schon in ihrer Heimat fühlten sich Faruq und Horiya zum christlichen Glauben gezogen. «Im Herzen war ich schon Christ», erzählt Horiya. Ein Bekenntnis aber hätte sie in Lebensgefahr gebracht. Der Onkel, ein Imam, hatte ihnen dies unmissverständlich klar gemacht. Umso wichtiger war die Taufe im vergangenen April in Langenthal für sie. Faruq strahlt: «Für mich hat sich eine Sehnsucht erfüllt. Jetzt war für alle Leute klar, dass ich Christ bin.» Das heisst aber auch, dass er nun aus Sicht des Islam für immer verloren ist. Auch Horiya spricht von einem unvergesslichen Tag: «Als ich aus dem Wasser gestiegen bin, habe ich mich heil und geborgen gefühlt.»

Kein arabischer Frühling

Meine Gastgeber werden nachdenklich, als wir auf ihr Heimatland zu sprechen kommen. Faruq sagt: «Die Situation in Syrien ist ganz schlimm. In den letzten Monaten hat das Regime 7000 Menschen umgebracht. Zehntausende sind geflohen.» Horiyas Augen werden feucht: «In Syrien gibt es keinen arabischen Frühling. Für die Christen dort wird es immer schwieriger. Wer konvertiert, hat keine Chance mehr. Wir beten, dass die Christen bewahrt bleiben.» Und sie beten auch für ihre muslimischen Familien. «Wir beten, dass ihnen Jesus begegnet», flüstert Horiya. «Gott hat auch Muslime lieb!»

Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «Idea Spektrum Schweiz» zu Verfügung gestellt, durch Livenet-Redaktion leicht gekürzt.


Zum Thema:
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Datum: 03.02.2012
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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