Maggie Thatcher

«Christentum Grundlage meiner Politik»

Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher geht nach ihrem Tod am Montag als umstrittene Figur in die Geschichtsbücher ein. Für ihre harten Wirtschaftsreformen wurde sie von vielen geliebt – oder gehasst. Die «Eiserne Lady» bekannte sich immer wieder zum christlichen Glauben und betonte dessen Wichtigkeit für eine funktionierende Gesellschaft.
Margaret Thatcher

«Ich glaube an das, was man gemeinhin die 'jüdisch-christlichen Werte' nennt – in der Tat ist meine ganze politische Philosophie auf ihnen aufgebaut», schrieb Thatcher 2002 in ihrem Buch «Statecraft». Bereits 1988 schilderte sie in einer Rede vor der Generalversammlung der Kirche Schottlands ihre Auffassung davon, wie der christliche Glaube eine Gesellschaft zum Besseren verändern kann: «Wir dürfen den christlichen Glauben nicht einfach nur ausleben, weil wir uns Reformen, Sozialleistungen oder ein besseres Verhalten wünschen», erklärte sie, «sondern wir weil wir die Heiligkeit des Lebens akzeptieren, eben die Verantwortung, die mit der Freiheit und dem höchsten Opfer, Christus, einhergeht.» Es sei unwahrscheinlich, dass etwas anderes als das Christentum den Bürgern westlicher Staaten das Handwerkszeug geben könne, um der Gesellschaft die moralischen Werte zu geben, die nötig seien, um ihre Probleme anzugehen, sagte sie an anderer Stelle.

Papst lobte Maggie

Papst Franziskus lobte Thatcher am Montagabend als «Politikerin mit christlichen Werten». Diese Werte hätten ihren Dienst für das öffentliche Wohl und für die Förderung der Freiheit geprägt. Der Papst versprach, für die Familie der Verstorbenen zu beten.

Thatcher war von 1979 bis 1990 die erste und bis heute einzige Frau an der Spitze Grossbritanniens. Ihre harten wirtschafts- und sozialpolitischen Reformen setzte sie gegen heftigsten Widerstand durch – grösstenteils mit Erfolg. Sie privatisierte staatliche Betriebe wie die British Airways und kämpfte gegen die Übermacht der Gewerkschaften, die für die am Boden liegende britische Industrie zum handfesten Problem geworden war. 

Dem Projekt Europa stand sie, wenig ungewöhnlich für eine Britin, mit Skepsis gegenüber, wie auch der Wiedervereinigung Deutschlands, die sie ablehnte. Für Alt-Kanzler Helmut Kohl war Thatcher dennoch eine «grossartige Frau»: «Ich habe Margaret Thatcher wegen ihrer Freiheitsliebe, ihrer unvergleichlichen Offenheit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit sehr geschätzt», hiess es aus Kohls Büro am Montag. Der frühere Bundeskanzler bezeichnete seine Beziehung zu Thatcher als «Wechselbad der Gefühle». Trotz unterschiedlichen Auffassungen in manchen Sachfragen sei der Umgang miteinander von Respekt geprägt gewesen.

Gefeierte «Iron Lady»

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sagte, Thatcher sei eine «zuverlässige Freundin Israels und des jüdischen Volkes» gewesen.

Der amtierende US-Präsident Barack Obama teilte mit, die Welt habe am Montag eine «Verfechterin der Freiheit und der Unabhängigkeit, eine wahre Freundin der USA», verloren. Gemeinsam mit Ex-Präsident Bill Clinton gehört Obama zu den Vertretern des linken Spektrums, die warme Worte für Thatcher finden. Auf CNN lobte auch Sozialdemokrat Tony Blair die Errungenschaften seiner Vor-Vorgängerin. Der linksliberale Moderator Piers Morgan kritisierte zahlreiche politische Massnahmen Thatchers, distanzierte sich jedoch auch von Kritikern der Iron Lady, die in sozialen Netzwerken über die Verstorbene schimpften.

Thatcher selbst empfand Kritik als Bestätigung: «Ich freue mich, wenn ein persönlicher Angriff besonders weh tut, denn ein persönlicher Angriff bedeutet, dass sie kein politisches Argument gegen dich haben», soll sie einmal gesagt haben. Ihre konservative und wirtschaftsliberale Politik begründete sie in ihrem Buch «The Path to Power» einmal mehr mit dem Glauben: «Obwohl ich die Argumentation, ein Christ müsse ein Konservativer sein, immer abgelehnt habe, habe ich niemals meine Überzeugung verloren, dass es eine tiefe Verbindung zwischen der von mir favorisierten Wirtschaftspolitik und den Erkenntnissen des Christentums gibt.»

Datum: 11.04.2013
Quelle: Pro

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