„Abendmahl-Sketch im TV hat religiöse Gefühle verletzt“

Abendmahl

Die Unabhängige Beschwerdeinstanz von Radio und Fernsehen (UBI) hat die Beschwerde gegen einen Sketch in einer Satiresendung von Schweizer Fernsehen DRS gutgeheissen. Der Sketch über das Abendmahl verletzte religiöse Gefühle.

Die gutgeheissene Beschwerde richtete sich gegen die Sendung "Comedy im Casino" auf Schweizer Fernsehen DRS vom 14. November 2004. Damals kaute Oliver Hepp in einem Sketch als "Pater Harald" provokativ auf einer Hostie herum. Auch der Messwein schien ihn nicht zu begeistern. Der laut UBI "negative Höhepunkt" war erreicht, als sich der "Pater" mit den Fingern Hostienreste aus dem Mund klaubte und einen Mundspray benutze - offenbar gegen üble Gerüche.

Angesichts der Bedeutung von Hostie und Wein sei dies "besonders anstössig". Die UBI teilte mit, damit habe sich der Akteur in unzulässiger Weise über zentrale Glaubensinhalte der Katholiken lustig gemacht. Grundsätzlich stelle die satirische Darstellung eines Gottesdienstes und die damit einhergehenden Verletzungen von Gefühlen Gläubiger aber keine Konzessionsverletzung dar.

Kein Strafantrag

Die UBI verzichtet entgegen dem Antrag der Beschwerdeführer auf einen Strafantrag beim Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Umwelt (UVEK). Dagegen muss SF DRS aber innert 60 Tagen einen Bericht vorlegen, wie es solches künftig verhindern will.

Eine weitere Beschwerde gegen einen Beitrag von "Comedy im Casino" wurde abgewiesen. In einem am 31. Oktober 2004 ausgestrahlten Sketch hatte Patrick Frey die Weihnachtsgeschichte nach Lukas verfremdet. Auch wenn es problematisch sei, die Weihnachtsgeschichte für dadaistische Sprachspielereien zu benutzen, sehe die UBI zentrale Glaubensinhalte nicht erheblich berührt, teilte sie mit.

Wie weit darf Satire bei religiösen Themen gehen?

Ein anderes Beispiel, wie Satire präsentiert wird: In der Sendung „Spass-partout“ an einem Mittwochabend im März sendete Radio DRS 1 Auszüge aus Kabarett-Programmen, die sich mit Kirche beschäftigten. Das war nicht gerade angenehme Kost für einen gläubigen Christen, wenn Gott als „der alte Gauner da oben“ und das Christentum mehr oder weniger als „Schrott“ bezeichnet wird. Michael Mittermaier macht sich bekanntlich immer wieder über die Weihrauch kiffenden Katholiken lustig, was man vielleicht noch durchgehen lassen kann.

Doch dann wurde es schwer erträglich: So gesehen seien die „heiligen drei Könige die ersten uns bekannten Drogendealer“ gewesen, so Mittermaier. Damit erkläre sich auch, dass ihnen – nachdem sie den Stall mit Hirten und Jesuskind zugeraucht hatten – Sterne und Engel erschienen seien.

Es geht auch anders

Demgegenüber waren die Beiträge von Hans-Dieter Hüsch, der sich selber als gläubiger evangelischer Christ bezeichnet, geradezu wohltuend – wenn auch nicht weniger satirisch. Er erzählte beispielsweise die Geschichte, „als Gott aus der Kirche ausgetreten“ sei. Die Kirchen hätte es ihm nahegelegt und er, Gott, solle auch gerade alles mitnehmen, was den Kirchen schon längst nicht mehr passe, hätten ihm die Kirchenoberen gesagt: vor allem die zu grosse Liebe und Barmherzigkeit und Langmut und so weiter. Und dann sei er ausgetreten. Da meinten die Menschen: „Das kann doch gar nicht sein, der gehört doch zur Kirche.“ Aber andere sagten zueinander: „Endlich ist er frei – kommt, wir suchen ihn.“ Soweit Hans-Dieter Hüsch.

Auf diese Weise präsentiert sich Satire während einer Radiostunde einmal billig verletzend, ein andermal auf hohem Niveau, doppelbödig, anregend.

Fasnachtsclique beleidigt Juden

Ein christlich-jüdisches Podiumsgespräch zum Thema „Religion und Satire“ fand kürzlich in Basel statt. Auslöser war eine Fasnachtsgruppe (Clique) gewesen, die im Jahr 2003 auf ihrer Laterne einen Vers auf den Reim „Kinderschlächter“ und „schächten“ malte. Es kam zu Protesten jüdischer Organisationen, Resultat des Podiums: Die Satire müsse ihren festen Platz in der Gesellschaft haben und solle auch die Religion nicht von ihrer Kritik ausnehmen. Besonders institutionell mächtige Organisationen, wie etwa der Islam oder die römisch-katholische Kirche, dürften durchaus auch „verulkt“ werden.

Es gebe aber auch Grenzen. Pfarrerin Florence Develey aus Reinach, die als Komiteemitglied im Zusammenhang mit der Fasnacht für ethische Fragen zuständig ist, sagte, Religion sei „unvertretbar persönlich“ und für die Menschen von existenzieller Bedeutung. Religion gehe, im Gegensatz beispielsweise zur Politik, im Menschen „eine Schicht tiefer als andere“. Satire, auf Religion angewandt, benötige darum ein entsprechendes Fingerspitzengefühl.

Quellen: Kipa/idea Schweiz

Datum: 25.04.2005

Werbung
Livenet Service
Werbung