Laut Johannes heilte Jesus hier den Blinden
Eine in Jerusalems Altstadt freigelegte, massive Mauer wurde als Teil der ursprünglichen Baukonstruktion identifiziert, die den Teich von Siloah bildete. Forscher bezeichnen den Fund als seltenes physisches Zeugnis für einen Schauplatz, der im Johannesevangelium erwähnt wird.
Die 12 Meter hohe Struktur, die vor etwa 2'800 Jahren errichtet wurde, war Teil eines ausgeklügelten Wassersystems, welches das Wasser der Gihon-Quelle in den Teich leitete.
Archäologen, die die Stätte untersuchten, konnten mithilfe der Radiokarbonmethode organisches Material im Mörtel – darunter Zweige und Äste – datieren und damit eine Entstehung in der Zeit des Ersten Tempels bestätigen.
«Ein greifbares Relikt»
Grabungsleiter Itamar Berko von der «Israelischen Altertumsbehörde» (IAA) erklärte, die Mauer sei ein «greifbares Relikt» eines Ortes, der bisher nur aus der Schrift bekannt gewesen sei. Er bezeichnete den Fund als massive Stau- beziehungsweise Dammwand, die während der Regierungszeiten der Könige Joasch und Amazja errichtet wurde.
Die Grösse und der Erhaltungszustand der Anlage belegen laut Itamar Berko die technischen Fähigkeiten der damaligen Jerusalemer eindrucksvoll.
Der Damm ist über acht Meter breit und mehr als 20 Meter lang. Er diente dazu, Regenwasser in ein zentrales Becken zu leiten; dies sowohl als Reservoir in Dürrezeiten als auch als Schutz vor Sturzfluten im Tyropöontal.
Ohne diese Vorrichtung wäre das Wasser ungehindert ins Kidrontal abgeflossen und weiter ins Tote Meer gelangt.
Die Stätte entspricht dem im Neuen Testament beschriebenen Teich von Siloah, an den Jesus einen Blinden hinschickte, damit er seine Augen wusch und wieder sehend wurde.
Reaktion auf damalige Klimakrise möglich
Vermutlich wurde der Teich durch genau diese Dammkonstruktion gespeist, die nun freigelegt wurde. Obwohl der Ort seit Langem in der religiösen Tradition verankert ist, fehlten bislang greifbare Belege für seine ursprüngliche Entstehung.
Die Datierung des Bauwerks fällt in eine Zeit extremer Wetterverhältnisse: Phasen geringer Niederschläge wechselten sich mit kurzen, heftigen Unwettern ab. Damit liefert der Fund auch Hinweise auf die klimatischen Herausforderungen, mit denen das Königreich Juda zu kämpfen hatte. Der Damm könnte eine strategische Reaktion auf diese Klimakrise gewesen sein.
Kulturminister Rabbiner Amichai Eliyahu erklärte, der Fund zeige die technische Genialität der Ingenieure im alten Jerusalem und untermauere historische Berichte über die Umweltprobleme jener Epoche: «Die Freilegung des grössten jemals in Israel gefundenen Damms, mitten im Herzen des antiken Jerusalem, ist ein greifbarer Beweis für die Stärke des Königreichs Juda und für die Kreativität seiner Könige im Umgang mit natürlichen und klimatischen Herausforderungen. Schon vor 2'800 Jahren fanden die Bewohner Jerusalems hochentwickelte technische Lösungen, um auf eine gravierende Klimakrise zu reagieren.»
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Datum: 02.09.2025
Autor:
Anugrah Kumar/Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post/gekürzte Übersetzung: Livenet