Am Ende – und darüber hinaus

Keim

Als ich diese Woche in Ruedis Dorfladen trat, wusste ich, dass es ihm nicht gut ging. Statt der fröhlichen Stimmung, die er immer verbreitete, war eine gedrückte Atmosphäre zu spüren. Ruedis Frau liegt mit Krebs im Spital. Er macht sich keine Illusionen. „Sie kommt wahrscheinlich nicht mehr heim“, sagt er gerade heraus, mit traurigem Blick. Seit dem Schock-Bescheid des Arztes sind keine vier Wochen vergangen.

Ruedi und seine Frau haben Zwillinge in der Oberstufe. „Nun kommt Einiges auf mich zu: Sie brauchen eine Lehrstelle.“ Was soll ich ihm sagen? Er hat nichts dagegen, dass ich für ihn bete. Ich bitte, dass Jesus Christus ihm Kraft gibt, ihm und ihr nahe ist, dass er der Familie hilft, damit sie dies bewältigen kann.

Was tun wir, wenn wir ans Ende unserer Möglichkeiten kommen? Die Ärzte sind machtlos gegen heimtückische Krankheiten. Ein Familienvater, der seinen geliebten Beruf durch Verleumdung verloren hat, findet nach jahrelangem Kampf eine neue Stelle – und verliert sie gleich wieder, weil eine gesundheitliche Schwäche ans Licht kommt. Ans Limit kommen auch Eltern, wenn sich ihnen die Teenies entziehen und in eine Szene abtauchen. Konflikte zwischen Volksgruppen und Völkern laden sich auf, bis alle versöhnlichen Stimmen im Lärm der Waffen untergehen.

Es liegt für manche nahe, Gott anzuklagen für das Leid in der Welt. Es tut weh, es führt zum Tod – warum verhindert er es nicht, greift er nicht ein als Helfer und Retter? Hat er, der Allmächtige, es nicht in der Hand, Unheil und Tod abzuwenden??

In diesen Fragen kommt ein Gespür für das urspüngliche Design der Schöpfung zum Ausdruck. Gott hat uns – und alle Lebewesen – nicht in die Welt kommen lassen, damit wir hier verzweifeln und untergehen, sondern damit wir sie, seine Welt, pflegen und in vertrauensvoller Gemeinschaft mit ihm und mit anderen Menschen leben. Tief innen wissen wir: Das wäre, das ist unsere eigentliche Bestimmung – Trennung, Tod und Verderben sind uns dagegen fremd.

Diese Ahnung von Gottes gutem Ur-Design kann uns helfen, den Kräften standzuhalten, die uns niederhalten oder ein rücksichtloses „Vogel friss oder stirb“ vermitteln wollen. Aber wir brauchen, um wirklich zu leben, mehr als diese Ahnung – wir brauchen Kraft von dem, der stärker ist als der Tod. Stärker als alle bösen Mächte, die Verderben mit sich führen. Stärker als die Kräfte, die Alter, Schwäche und Tod bringen.

Jesus ist durch das Reich des Todes hindurch gegangen und dann von Gott zu einem Leben auferweckt worden, das jenseits dieses Reichs liegt, das vom Tod nicht mehr berührt und verzehrt werden kann. Ewiges Leben voller Kraft, voller Glanz und Schönheit. Jesus Christus ist der Auferstandene, der Sieger über den Tod und alle seine Macht. Dies ist die Freude und die sensationelle Botschaft der Christen – aufregend heute so wie vor 2000 Jahren.

Der Apostel Paulus, einer der ersten Christen, schrieb an die Christen in Korinth Sätze, die noch immer zu den strahlendsten gehören. Es sind Sätze, die mit dem Bild vom Samen und der Frucht die Gewissheit der künftigen Auferstehung ausdrücken – und darin liegt auch Kraft, Leiden jetzt zu ertragen. Paulus weiss – und freut sich darauf –, dass er auferstehen wird:

„Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib… Denn das Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. Wenn dies geschieht, dann wird erfüllt werden, was die Propheten angekündigt haben: ‚Der Tod ist verschlungen vom Sieg.’ … Gott sei Dank – er gibt uns den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus!“

Datum: 10.07.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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