Beim umstrittenen Plakat ging es um die Darstellung einer jungen Frau, die mit knappem Bikini bedeckt breitbeinig auf einem von Wellen umspülten Stein sitzt. Ihre Hände hinter dem Kopf haltend schaut sie selbstbewusst in die Kamera und wirbt so für Bademode. Zu sexistisch, fanden die Behörden, die Pose zu einladend. Die Frau werde so zum "lüsternen Sexobjekt". Dass aber gleichzeitig Plakate des String-Herstellers Sloggy nicht beanstandet wurden, bei denen vier wie Barby-Puppen aussehnde Mädchen dem Betrachter ihre fast nackten Hinterteile entgegenstrecken, verwundert den Konsumenten. Dagegen ging eine Beschwerde gegen die Werbung der Automarke Seat ein, auf der eine Ex-Miss-Schweiz in zwar hautengen Jeans, aber immerhin bedeckt, ihren Po präsentiert. Das Thema war nach dem Verbot der Zürcher Behörden gesetzt. Die Zeitungen bemühten Werber, Psychologinnen, den Konsumentenschutz, Leute vom Gleichstellungsbüro und der Lauterkeitskommission um Stellungnahmen. Der "Club" des Schweizerfernsehens lud ebendiese zum Wortgefecht ein. Was ist bei der Diskussion herausgekommen? Gemäss der Eidgenössischen Lauterkeitskommission gilt eine Werbung dann als "sexistisch", wenn zwischen der das Geschlecht verkörpernden Person und dem beworbenen Produkt kein natürlicher Zusammenhang besteht, wie etwa bei der Seat-Werbung. Dann gehe es vor allem um die abgebildete Körperhaltung. Als besonders störend empfindet Dore Heim vom Gleichstellungsbüro der Stadt Zürich, wenn Frauen einen "Hasch-mich-pflück-mich-Eindruck" hinterlassen und als dümmlich dargestellt werden, wie dies eben bei der Sloggy-Werbung der Fall sei, sagte Heim gegenüber dem "Tages-Anzeiger". Die Lauterkeitskommission erhält pro Jahr rund 20 Klagen wegen Sexismus. Wird eine Klage gutgeheissen und zeigt sich die betreffende Firma uneinsichtig, veröffentlicht die Kommission den Fall. Strafrechtlich bleiben fast alle Plakate und Inserate mit angeblich oder tatsächlich sexistischen Darstellungen folgenlos. Einig waren sich die Kontrahenten in der Fernsehdiskussion des "Club" bei SF DRS weitgehend darin, dass sich die Darstellung von knapp bekleideten Supermodels negativ auf Jugendliche auswirkten. Die in der Werbung posierenden Frauen gälten für junge Mädchen oft als Identifikationsfiguren. Diese empfänden einen Anspruch – nicht nur der Männerwelt – , auch so aussehen zu müssen. Die Persönlichkeiten von 15- bis 25-Jährigen sei noch nicht reif genug, diesem Druck standzuhalten,, gab eine Psychoanalytikerin zu bedenken. Bedrohlich ansteigende Fälle von Magersucht sowie Schönheitsoperationen oder gar Prostitution, um sich das nötige Geld für die teuren Markenprodukte zu beschaffen, seien die Folge. Die sexuell befreite Gesellschaft sei für den Jugendlichen in seiner sexuellen Entwicklung keine Hilfe sondern eigentlich ein Stress, sagte ein junger Arzt. Interessant lauteten die Antworten auch auf die Frage der Gesprächsleiterin, ob der Höhepunkt des Schönheitswahns und der Sexualisierung der Gesellschaft wohl bald erreicht und ein Trendwechsel in Sicht sei. Ja, meinten insbesondere die jungen Teilnehmer. Die Gegenbewegung werde wohl bald einsetzen – ein Silberstreifen am gesellschaftlichen Horizont? Zunächst die verzweifelte Suche nach ethischen Eckwerten. Die Tabus sind gebrochen, das Schamgefühl des Geschlechts weg und die Sexualmoral der Kirchen, welche die Gesellschaft Jahrhunderte lang geprägt hat, wirkt nur noch leise im Hintergrund. Wer sich ihr noch verpflichtet weiss, macht sich der Prüderie verdächtig. Doch was ist die Alternative? Die totale Freiheit? Ratlosigkeit am Diskussionstisch. Ja, jeder muss selbst wissen, wo seine Grenzen liegen, sagen die einen, selbst nicht ganz davon überzeugt. Es braucht (neue) Regeln, verbindliche Richtlinien für Behörden und Berufsverbände. Der Mensch als sexuelles Wesen und insbesondere die Frau braucht Schutz, sagen die andern, ohne zu wissen, wie man einen Konsens finden könnte. Zweitens: Die sexuelle Liberalisierung wirkt auf Jugendliche zerstörerisch. Die Psychoanalytikerin Monika Gsell wies darauf hin, dass die vielen Verbote früher dem Menschen auch geholfen hätten, die eigenen Probleme der Sexualität nach aussen zu verlagern. Die Liberalisierung nehme den Jugendlichen diese Möglichkeit der Konfliktbewältigung weg, denn in der Aussenwelt gebe es kaum mehr Grenzen. "Die persönlichen Konflikte fallen auf das Individuum zurück und dieses kann damit nicht umgehen", so Gsell im "Club" des Fernsehens. Diese Feststellungen sollten Kirchen und Christen Mut machen, das Wertevakuum in der Gesellschaft zu füllen. Es sind genau die Werte des Evangeliums von Jesus, die der Welt fehlen, nur weiss sie es nicht. Es gilt diese neu zu kommunizieren, sensibel, verständlich und klar. Eine vordringliche Aufgabe aller Menschen in unserem Land, welche die biblischen Eckwerte in der Sexualität selber hilfreich erfahren haben.KOMMENTAR
Vordringlicher Auftrag für Christen
Das Verbot des Plakates hat eine wichtige Diskussion ausgelöst. Aus christlicher Sicht fallen einem zwei Bereiche auf:
Datum: 30.05.2003
Autor: Fritz Herrli
Quelle: idea Schweiz