Italien will strenge Gesetze gegen satanische Sekten erlassen

Satanist
Satanistin

Nachdem die Mailänder Sekte „Die Bestien des Satans“ beschuldigt worden ist, bei ihren Ritualen mehrere junge Leute auf grausamste Weise umgebracht zu haben, will Italien scharf gegen derartige Vereinigungen vorgehen. Abgeordnete der „Alleanza Nazionale“ drängen auf die Verabschiedung eines Gesetzesentwurfs, wonach der „Missbrauch esoterischer Rituale“ unter Strafe gestellt wird.

Auslöser zu diesem Gesetzesentwurf ist die kürzliche Entdeckung der sterblichen Überreste von zwei Jugendlichen: Fabio Tollis war Sänger der Gruppe „Circus of Satanis“ und Chiara Marino, seine Freundin. Die Sekte „Die Bestien des Satans“ soll dieses junge Paar umgebracht haben, welches auch Mitglied der Sekte war. Die Jugendlichen hätten im Januar 1998 an einer „schwarzen Messe“ in einem abgelegenen Wald bei Varese teilgenommen: Das Paar sei dort mit Hammerschlägen zu Tode geprügelt worden.

„Wir haben das Mädchen getötet, weil sie für uns die Muttergottes verkörperte", gestand ein Mitglied der Mailänder Sekte "Die Bestien des Satans" laut italienischen Zeitungsberichten vom Sonntag.

Weitere rätselhafte Todesfälle bringt die Staatsanwaltschaft von Varese ebenfalls mit der Sekte in Verbindung. Den Ermittlungen zufolge gehe mindestens ein weiteres Todesopfer auf das Konto dieser Satanssekte.

650 satanistische Sekten in Italien

Experten schätzen, dass es zwischen 2000 und 5000 Mitglieder satanischer Sekten in Italien gibt, welche in 650 satanistische Sekten aktiv sind. Zu den gefährlichsten Gruppen zählen 15 "Psychosekten", denen insgesamt 8500 Personen als Führungsmitglieder angehören und die ihre Mitglieder nach Ermittlungserkenntnissen "in den Wahnsinn und den wirtschaftlichen Ruin treiben".

Die Sekten suchen ihre Opfer zudem vor allem in wohlhabenden Familien. Sie werden durch Gehirnwäsche oder Erpressung dazu bewegt, der Gruppe ihr Vermögen zu "schenken". Um sich zu retten, seien viele Ex-Anhänger gezwungen, aus Italien zu flüchten und unter anderer Identität ein neues Leben zu beginnen, berichtete der Verband Favis, der Opfern Hilfe und Schutz bietet.

Der Abgeordnete Roberto Alboni fordert nun ein Gesetz, nach dem der "Missbrauch esoterischer Rituale und die Mitgliedschaft bei Sekten so streng bestraft werden muss wie die Mitgliedschaft bei geheimen Logen". Die Strafe dafür beträgt zwischen fünf und 14 Jahre Haft.

So werden Jugendliche geködert

Gespräche auf der Strasse, Internet, Broschüren - vor allem Schüler sind schnell in der Maschinerie der gefährlichen Glaubensbünde gefangen. Gesetzliche Möglichkeiten des Einschreitens gibt es bisher kaum. Freie Ausübung der Religion ist ist ein Grundrecht.

Um Nachwuchs zu "rekrutieren", schwärmen ihre Werber Tag für Tag zu Dutzenden aus, um Jugendliche auf der Strasse anzusprechen und ihnen Propagandamaterial in die Hände zu drücken. "Wie gefährlich das tatsächlich ist, hat eine Studie bewiesen. Demnach interessieren sich ein Drittel aller Jugendliche für Okkultismus, acht Prozent sind akut sektengefährdet.

Viele Jugendliche treffen sich regelmässig zu schwarzen Messen. Dabei entfachen sie ein Lagerfeuer, opfern manchmal sogar lebende Katzen und beten den Teufel an. Es handelt sich laut vor allem um kleine, lose Gruppierungen, die sich in ihren Ritualen unterscheiden und die auch keine einheitliche Ideologie verbindet.

Dem steht der so genannte Ordenssatanismus gegenüber, der hauptsächlich von Erwachsenen praktiziert wird, die nach aussen hin auch kaum durch auffällige Merkmale wie bestimmte Kleidung zu identifizieren sind.

Quellen: Repubblica/AGI/Tiroler Anzeiger/Berliner Morgenpost/Krone/Kurier

Datum: 09.06.2004
Autor: Bruno Graber

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