Heiraten in Sidney

In Liebe alles geben – und sich unterordnen?

Die anglikanische Kirche im australischen Sidney hat das Ehegelöbnis geändert. Die Braut soll ihrem Gatten versprechen, dass sie ihn liebt und sich ihm unterordnet: «to love and submit».
Eheringe

Der Erzbischof der Anglikaner in der australischen Metropole, Peter Jensen, begründete die Änderung damit, dass es besser sei, die Verschiedenheit von Mann und Frau anzuerkennen. Angesichts der Gleichmacherei (egalitarianism) in der Gesellschaft solle die Kirche darauf setzen, «dass wir in gewissen Punkten unterschiedliche Verantwortungen haben und dass Männer bessere Männer sein werden, wenn wir das akzeptieren».

«Freude und grosse Freiheit»

Die Synode der anglikanischen Diözese Sidney soll den neuen Wortlaut im Oktober genehmigen. Dabei fragt der Pfarrer die Braut, ob sie ihren Gatten ehren und sich ihm unterordnen will, «wie die Kirche sich Christus unterordnet».

Die Religionslehrerin Stephanie Judd, die im Januar mit der neuen Formel heiratete, sagte der Zeitung «Sidney Morning Herald», nach christlichen Verständnis verspreche der Mann, in Liebe alles für seine Frau zu geben. Sich einer solchen Liebe unterzuordnen habe nichts mit Unterdrückung zu tun, sondern bedeute vielmehr «Freude und grosse Freiheit».

Die Kompetenzfrage

Der neue Wortlaut des Ehegelöbnisses ist nicht verbindlich. Trotzdem hat die Änderung in Australien heftige Kritik hervorgerufen. Das Büro des Oberhaupts der Anglikaner Australiens liess verlauten, die Diözese Sidney müsse die Änderung auf nationaler Ebene absegnen lassen. Zwar könne ein Ortsbischof gewisse Änderungen schon vor einem solchen Beschluss genehmigen, doch dürften diese der Lehre der Kirche nicht zuwiderlaufen. Auch vonseiten des Rechtsberaters der Regierung hiess es, die ‚Anglican Church of Australia‘ sei massgebend.

Was lehrt die Kirche?

Kritiker verweisen darauf, dass das Wort ‚sich unterordnen‘ im Trauformular des Gebet- und Liturgiebuchs der Anglikaner seit seinem Erscheinen 1662 nie verwendet wurde. Robert Forsyth, der Bischof von Süd-Sidney, hielt dagegen, die Kirche halte eine Standardpredigt bereit, die die biblische Weisung im Brief des Apostels Paulus an die Christen in Ephesus zur Sprache bringe. «Ob man das Konzept (der Unterordnung der Frau -Red.) mag oder nicht mag – es steht jedenfalls nicht ausserhalb der Lehre der Kirche», sagte Forsyth. Paulus ruft in seinem Brief die Christen auf, sich einander unterzuordnen (Epheser 5,21) und führt das für die Ehefrau näher aus, während er dem Mann aufträgt, sie hingebungsvoll zu lieben.

Die Diözese von Sidney gehört zum konservativen Flügel der anglikanischen Weltgemeinschaft, der sich in den letzten Jahren eigene Strukturen gegeben hat.

Webseite:
Anglikaner in Sidney

Datum: 05.09.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Sidney Morning Herald

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