Christentum florierte einst im Arabischen Golf
Forscher entdeckten in den Ruinen einer Kirche und eines Klosters auf Sir Bani Yas eine 1'400 Jahre alte Gipsplatte, die ein Kreuz zeigt. Das Kreuz weist eine stufenartige Pyramide auf, die an Golgatha erinnert, aus dessen Basis zudem Pflanzen spriessen.
Der Fund deutet an, dass zu einer Zeit, als der Islam sich schnell ausbreitete und heidnische Traditionen weiterhin praktiziert wurden, in der Region eine blühende christliche Gemeinde existierte. Entgegen der langgehegten Annahme, dass das Christentum zurückging, weist der Fund darauf hin, dass der christliche Glaube hier nicht nur präsent war, sondern florierte.
«Es blühte und florierte»
Maria Gajewska, die leitende Archäologin vor Ort, erklärte: «Jedes Element des Kreuzes integriert regionale Motive. Es zeigt uns, dass das Christentum in dieser Region nicht nur existierte, sondern blühte und sich visuell an den lokalen Kontext anpasste. Wir hatten christliche Siedlungen, die eindeutig florierten.»
Das Kreuz, das etwa 27 auf 17 Zentimeter misst und weniger als zwei Zentimeter dick ist, dürfte als sakrales Objekt gedient haben, möglicherweise an einer Wand montiert, vor der Gläubige beteten.
«Kraftvolles Zeugnis»
Weitere Funde umfassten Keramik, Glasgefässe und eine kleine seeblaue Flasche, die vermutlich Öl oder Rosenwasser enthielt.
Hager Al Menhali, Archäologin des «Department of Culture and Tourism», bemerkte «einen deutlich sichtbaren Fingerabdruck auf der Rückseite» der Platte, der möglicherweise vom Hersteller vor über einem Jahrtausend hinterlassen wurde.
Mohamed Khalifa Al Mubarak, Vorsitzender des «Department of Culture and Tourism», bezeichnete den Fund als «ein kraftvolles Zeugnis für die tief verwurzelten und dauerhaften Werte der Vereinigten Arabischen Emirate in Bezug auf Zusammenleben und kulturelle Offenheit» und er betonte, dass er die Geschichte friedlicher religiöser Vielfalt in der Region unterstreiche.
Einfluss bis nach Indien
Archäologische Beweise zeigen, dass die Gemeinschaft auf Sir Bani Yas mit der «Kirche des Ostens» verbunden war, einer Konfession, deren Einfluss vom Nahen Osten bis nach Indien und China reichte.
Die Siedlung scheint hochrangige Mönche beherbergt zu haben, die in gut gebauten Innenhofhäusern aus Kalkstein lebten, welche mit Zisternen ausgestattet waren.
Zeichen der christlichen Präsenz auf der Insel wurden erstmals Anfang der 1990er-Jahre entdeckt. Jüngst wurde 2022 in den Emiraten, in Umm Al Quwain, ein zweites Kloster gefunden, während weitere verwandte Stätten in Kuwait, Iran und Saudi-Arabien identifiziert wurden.
Friedlich nebeneinander gelebt
Die Gründe für den späteren Niedergang der Siedlung auf Sir Bani Yas bleiben unklar. Die Gebäude zeigen kaum Anzeichen von Einsturz oder Gewalt, was die Forscher vermuten lässt, dass die Bewohner möglicherweise freiwillig gegangen sind – mit der Absicht zurückzukehren.
Historische Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass frühe Christen und Muslime in der Region oft friedlich nebeneinander lebten, Handel trieben und ohne Konflikte interagierten.
Die Entdeckung bietet einen aussergewöhnlichen Einblick in die östliche Ausbreitung des Christentums und hebt die Rolle des Arabischen Golfs in der grösseren Geschichte der Verbreitung des Glaubens in Asien hervor.
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Datum: 31.08.2025
Autor:
Duncan Williams/Daniel Gerber
Quelle:
Christian Today/Übersetzung: Livenet