NS-Thriller «Nuremberg»: Sieg über die Rache
In einer Zeit, in der moralische Überzeugungen oft verhandelbar scheinen, kommt der Film «Nuremberg» – mit Rami Malek, Russell Crowe und Michael Shannon in den Hauptrollen – als ein Werk ins Kino, das sich zutiefst mit Gewissen, Mut und der Frage beschäftigt, das Richtige zu tun, selbst wenn es weder beliebt noch einfach ist.
Der Streifen beleuchtet die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Grossmächte zusammenkamen, um die verbliebenen Führer des NS-Regimes für ihre Gräueltaten zur Rechenschaft zu ziehen. «Ich war sehr beeindruckt davon, wie all diese Menschen zusammenkamen, um etwas Gutes zu tun und sich für Gerechtigkeit statt für Rache zu entscheiden», erklärt Regisseur sagte James Vanderbilt. «Ich finde, das ist eine grossartige Lektion, die bis heute nachhallt.»
«Das meiste war mir völlig neu»
Auf die Idee stiess er beim Lesen eines Buch-Exposés vor über einem Jahrzehnt und er war sofort fasziniert. «Es war das schnellste ‘Ja’, das ich je gegeben habe. Ich war einfach überwältigt davon, wie wenig ich über ein Thema wusste, von dem ich dachte, ich wüsste alles. Alles, was ich über diese Geschichte gelernt habe – und was jetzt im Film steckt – war mir völlig unbekannt. Wir alle haben die Nürnberger Prozesse in der Schule behandelt, aber das meiste, was ich über diese Geschichte erfuhr, war mir völlig neu.»
Im Zentrum des Films steht Richter Robert H. Jackson, der die Anklage anführt. In einer der eindrucksvollsten Szenen des Films stellt Jackson den Papst wegen des Konkordats der katholischen Kirche mit Nazi-Deutschland von 1933 zur Rede und erinnert ihn daran, dass Gerechtigkeit über institutioneller Macht steht.
Nachahmenswerte Arbeitsmoral
Schauspieler Michael Shannon («Pearl Harbor»), der Richter Jackson verkörpert, sagt, er habe sich Jacksons moralischer Klarheit leicht annähern können: «Ich glaube, es ist heute sehr leicht, frustriert zu sein über den Zustand der Dinge und das Gefühl zu haben, man könne ohnehin nichts ändern. Viele Menschen sind hoffnungslos. Deshalb war es eine Ehre, Jackson zu verkörpern. Denn er beweist, dass man etwas erreichen kann, wenn man wirklich an die Notwendigkeit glaubt – aber man muss daran glauben, und man muss hart dafür arbeiten.»
Die Szene zwischen Jackson und dem Papst – in welcher der Richter den Vatikan mit seinem Schweigen während des Krieges und dem Konkordat von 1933 konfrontiert, das Hitler internationale Legitimität verschaffte – widerspiegelt Jacksons Arbeitsmoral. «Diese ist nachahmenswert.»
Fragen sind aktueller denn je
«Das ist der wichtigste Aspekt von Jacksons Charakter, den man sich zum Vorbild nehmen sollte: Seine Arbeitsethik», betonte Michael Shannon. «Nicht nur, was er dachte oder glaubte, sondern dass er unermüdlich dafür kämpfte.»
Obwohl der Film vor acht Jahrzehnten spielt, beleuchtet «Nuremberg» ein zentrales Kapitel der Geschichte und stellt Fragen, die heute aktueller denn je sind: Über Verantwortung, Mut und moralische Integrität, auch wenn sie unpopulär sind. «Viele Menschen denken, dass etwas so oder so sein sollte, aber sie krümmen keinen Finger. Jackson tat es – egal, wie oft man ihm Steine in den Weg legte, egal, wie oft er ausgelacht oder abgewiesen wurde. Er machte einfach weiter. Und er hatte recht.»
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Datum: 06.11.2025
Autor:
Leah MarieAnn Klett / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post / gekürzte Übersetzung: Livenet