«Heilandsack»? Gibt’s bei Christen seit Jahren!
Mit 17 Sujets wirbt die «Migros» für das Einsiedler Welttheater. Für vortreffliche Unterhaltung sorgt nun im Vorfeld eine Einkaufstasche des Grossverteilers. Auf dieser steht «Heilandsack». Ein Sujet, das wie die 16 anderen mit dem Kloster Einsiedeln abgesprochen wurde – das Theater wird seit 1924 traditionell auf dem Klosterplatz aufgeführt. Das Wort kommt auch in der Inszenierung vor.
Die «Migros» kam nun in den Genuss von 250 Beschwerdebriefen, die sich zusammengefasst so lesen: «Als Christen werden wir dadurch aufs Tiefste in unseren religiösen Gefühlen verletzt. Wir fordern Sie auf, das Projekt sofort zu stoppen. Ansonsten müssen wir andere Verkaufsketten bevorzugen.» Das bietet Stoff für Verschwörungstheoretiker, zumal viele der Schreiben anonym sind: die Verfasser könnten atheistische Angestellte von Coop, Denner oder Aldi sein, die beim Konkurrenten für Unruhe und den Christen für Ärger sorgen wollen.
Die «Migros» beschwichtigt jedenfalls schon mal mit ungeahnter theologischer Kenntnis: «Heilandsack» sei nicht negativ gemeint, sondern bedeute ursprünglich «Heiland Sakrament». Damit habe man früher seine Leiden und Nöte Gott vorgetragen.
Vineyard tut’s seit Jahren
Seit etlichen Jahren verteilen Christen Lebensmittel an Bedürftige mit Tragtaschen auf denen – man getraut es sich fast nicht zu sagen – «Heiland Sack» steht. Die Vineyard Bern stand durch diese Papiertüten (und deren Inhalt) armen Menschen bereits vor dem 25-Jahre-Jubiläum anno 2006 bei. Die Vineyard Basel tut es ebenfalls. Jeden Dienstag. Mit Papiersäcken. Und mit Plastiktüten. Die Aktion heisst «Heiland Sack». Schriftfarbe in beiden Fällen: Orange auf weiss. Die Farben der Migros. Gibt es da etwa eine geheime «Heiland-Sack»-Allianz? Gemeinsame Nutzung der Druckerpresse? Dann könnten die 250 Protestbriefe sogar von der Migros-PR-Abteilung stammen, um Aufmerksamkeit zu erwirken.
Denkbar ist nämlich, dass der Grossverteiler nicht nur für das Welttheater wirbt, sondern gleichzeitig Gratis-Werbung für die Verteilaktion der Vineyard machen will; und sich diese wiederum verpflichtet, «M-Budget»-Produkte in ihre Heilands..., Entschuldigung, in ihre Taschen zu legen.
Protestierende Christen
Sollten die Protestbriefe etwa doch aus der Feder von Christen stammen? Würden sie sich dadurch als Nörgler und Verbieter zeigen? Mitnichten. Mit einem Blick in die letzten Monate wäre es sogar vorzügliche Image-Werbung. Denn die Christen zündeten keine Petarden, warfen keine Schaufenster ein, fackelten keine Autos ab. Sie lieferten sich auch keine Strassenschlachten mit der Polizei – und vermutlich verfassten sie ihre Schreiben sogar in der Freizeit und klebten eine Briefmarke auf ihre Post.
Würde jeder Mensch bei Unzufriedenheit so reagieren, würden sämtliche Kriege beendet und der Weltfrieden ausbrechen. Das Wort «Sachbeschädigung» müsste ins Museum wandern und Abertausende neue Arbeitsstellen (für Briefträger) würden entstehen. Und die Bedürftigen würden von der Vineyard mit «Heilandsäcken» beliefert, bis niemand mehr bedürftig wäre.
Datum: 06.06.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch