Stammeskriege konnten durch Pastoren beigelegt werden
Ruedi Meier, PNG feiert 50 Jahre Unabhängigkeit von Australien – wie lange ist die Mission der «GfC» nun bereits vor Ort?
Ruedi Meier: Die Arbeit begann 1954 ganz unscheinbar mit den ersten drei Missionaren. 1974 wurde die «Evangelical Brotherhood Church» (EBC) gegründet, die sich heute zu einer gut etablierten Freikirche im melanesischen Inselstaat entwickelt hat. Derzeit sind rund 30 Langzeitmitarbeitende der GfC Mission in PNG im Einsatz.
Die Gemeinde ist in vielen Regionen im Land vertreten, wie wurde das Evangelium in den Anfängen vor Ort aufgenommen, wie sah die Pionierarbeit aus?
Gott hat die Menschen in Papua-Neuguinea auf die frohe Botschaft des Evangeliums vorbereitet. Viele litten unter Stammeskriegen und Feindseligkeiten. Die Pionierarbeit begann nicht in einer Stadt, sondern im abgelegenen Dorf Mondomil im Wagital, in der heutigen Jiwaka-Provinz. Die Liebe Gottes wurde von den Missionaren praktisch gelebt: Wunden und Geschwüre wurden verbunden, Kranke behandelt und Kinder in systematischen Schulunterricht aufgenommen. Der Schöpfergott der Bibel wurde den Menschen vorgestellt. Die frohe Botschaft sprach sie an, und mehr und mehr öffneten Menschen ihre Herzen für das Wort Gottes. Die Missionare verbrachten viel Zeit mit den Neuguineern und machten ihnen die Grundlagen des Evangeliums lieb. Früh wurden neuguineische Christen geschult und mit in die Arbeit einbezogen. Gemeinsam waren sie in neuen Gebieten unterwegs, besonders in abgelegenen Regionen. Dabei war es ihnen wichtig, den Menschen in der Liebe Gottes zu begegnen. Im Zentrum der Verkündigung stand das Evangelium – die Botschaft vom stellvertretenden Tod und der Auferstehung von Jesus, die wir glauben und gerettet werden.
Heute, 70 Jahre später, sind die Türen für das Wort Gottes noch immer weit offen. Die EBC zählt inzwischen weit über 1’000 Gemeinden in allen 22 Provinzen des Landes. Neben Gemeindegründung und Gemeindebau wurden auch Angebote für Kinder und Jugendliche sowie jene unter Frauen gefördert. Diese waren anfangs vor allem durch Missionarinnen geprägt und sind stark gewachsen. Auch das Schulwesen und Gesundheitsdienste haben sich weiterentwickelt. Diese Einrichtungen werden heute von Neuguineern geleitet.
Es gibt viele Stämme und auch Stammeskonflikte. Gibt es auch Geschichten, bei denen Kriege verhindert oder beendet werden konnten, durch den Einsatz der GfC Mission und das Evangelium?
Ja, es gibt viele Berichte, wie durch die Verkündigung des Evangeliums Stammeskonflikte gestoppt oder sogar verhindert werden konnten. Obwohl Papua-Neuguinea ein stark evangelisiertes Land ist, brechen bis heute immer wieder Stammeskonflikte aus. Während der vergangenen 70 Jahre konnten Missionare in verschiedenen Konfliktsituationen als Mediatoren zur friedlichen Beilegung von Konflikten beitragen. Heute sind es oft die neuguineischen Gemeindeleiter und Pastoren, welche ihre Verantwortung wahrnehmen und vermittelnd eingreifen, um drohende Kriege zu beenden oder zu verhindern. Auch gegenwärtig ist es oft so, dass bei Gefahr eines Stammeskriegs nicht zuerst die Polizei, sondern Mitarbeiter der EBC und anderer christlicher Gemeinden um Hilfe gerufen werden. Dies zeigt das grosse Vertrauen, das den Pastoren entgegengebracht wird.
Wie haben sich die Schwerpunkte Ihrer Arbeit im Laufe der Jahrzehnte verändert?
Zu Beginn leisteten Missionare Pionierarbeit. Sie gingen voraus und leiteten die Arbeit. Eine grosse Gemeinde ist aus dieser Arbeit entstanden. Wo früher die Missionare evangelisiert und gepredigt haben, sind heute neuguineische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EBC tätig. Die Rolle der Missionare ist heute eine unterstützende. Wir sind heute als Bibelschullehrer, als Berater der Gemeindeleitung, der Frauen, Kinder- und Jugendarbeit, in der Finanzadministration, sowie in handwerklichen Betrieben tätig. Wir teilen Leben und dienen der Gemeinde mit unseren Gaben und Ressourcen.
Es ist der Mission gelungen, im Wandel der Zeit auch neuen Bedürfnissen zu begegnen. So wurde in den vergangenen zwei Jahren eine Prothesenwerkstatt aufgebaut, die derzeit noch von einem Missionar geleitet wird. Wir sind Gott sehr dankbar für die gute Partnerschaft mit der EBC. Das gemeinsame Ziel sowie das gegenseitige Vertrauen ist Grundlage unserer engen Zusammenarbeit.
Welchen Unterschied hat der christliche Glauben für die Neuguineer gemacht?
Der grosse Unterschied, den der Glaube an Jesus Christus für die Neuguineer bewirkt hat, besteht darin, dass sie sich nicht mehr vor Geisterwesen fürchten müssen. Ich habe miterlebt, wie Menschen, die von dunklen Mächten belastet waren, durch Gebet frei wurden – tiefgreifende Erlebnisse, die man nie vergisst. Wir haben einen allmächtigen und lebendigen Gott! Viele erfahren seine Kraft in ihrem Leben, um Versuchungen und Sünde zu widerstehen. Die Hoffnung und Freude auf das ewige Leben in Gottes Gegenwart schenkt ihnen Kraft, Mut und Motivation – auch in schwierigen Lebenslagen. Es ist eine grosse Freude, persönlich mitzuerleben, wie der Glaube an Jesus Christus Menschen völlig verändert: Verfeindete Menschen vergeben einander. Männer, die ihre Frauen früher misshandelten, stehen ihnen heute liebevoll zur Seite. Menschen, die einst durch Alkohol und Drogen gefangen waren, sind frei geworden und verkündigen nun selbst das Evangelium!
Gibt es inzwischen EBC-Missionare, die in andere Länder gehen?
Seit gut 20 Jahren ist eine Missionarsfamilie in Osttimor im Einsatz. Kürzlich hat die EBC PNG in Brisbane (Australien) ein Grundstück erworben. Anfang dieses Jahres konnte dort eine neuguineische Familie als Missionare ein Gemeindegründungsprojekt starten. Sie arbeiten hauptsächlich unter Melanesiern, die in Australien leben.
Welche langfristigen Projekte oder Visionen hat die GfC Mission für das Land?
Da die Gemeinde weiterhin stark wächst, planen wir die Erweiterung einer der drei bestehenden Bibelschulen sowie den Bau einer weiteren Schule. Wir sehen ein grosses Bedürfnis, neuguineische Pastoren und Laienprediger für ihren Dienst auszurüsten, und möchten deshalb verstärkt in ihre Ausbildung investieren.
Junge Menschen in Papua-Neuguinea tragen viele Herausforderungen, die durch den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Kontext geprägt sind. Unsere Vision ist es, eine Jugend zu sehen, die für Jesus brennt und einen positiven Einfluss auf ihr Land hat. Dazu wollen wir aktiv beitragen, indem wir sie ermutigen, ganzheitlich fördern und begleiten. Die EBC PNG schätzt unsere Partnerschaft sehr und betont immer wieder, wie wichtig es ist, weiterhin gemeinsam an der Arbeit im Land dranzubleiben – treu und beständig, bis Jesus wiederkommt.
Zur Website:
Evangelical Brotherhood Church
Zum Thema:
Jetzt ist es offiziell: Papua-Neuguinea bekräftigt christliche Identität
Offizielle Erklärungen: Papua-Neuguinea wird christlich, Sudan nicht mehr islamisch
50 Jahre Helimission: Durch mutigen Einsatz Stammeskrieg befriedet
Datum: 16.09.2025
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet