Gegensätze ziehen sich an?!
Können zwei unterschiedliche Menschen zu einer Harmonie finden? Diese Frage stellen sich viele Ehepaare – manchmal schon in der Kennenlernphase, aber manchmal auch erst nach ein paar Wochen, Monaten oder Jahren Ehe. Dann nämlich, wenn beide sich in ihrer Unterschiedlichkeit im Alltag entdecken, darüber erstaunt oder sogar entsetzt sind. Eine Frau äusserte sich mal so: «Am Anfang hat mich das fasziniert, dass mein Mann so eine Gemütlichkeit und Ruhe ausgestrahlt hat. Aber nach einiger Zeit des Zusammenlebens mit ihm wurde mir klar, dass das sein Typus ist. Er ist immer so gemütlich und ruhig. Inzwischen ärgere ich mich darüber immer wieder auch.»
Solche Erfahrungen kennen vermutlich viele Verheiratete. Unterschiede bei Ehepaaren gibt es zur Genüge. Ein paar Beispiele:
- Er kommt immer auf den letzten Drücker aus dem Haus, sie ist überpünktlich – eher immer zu früh.
- Sie ist unordentlich und er möchte alles penibel geordnet haben.
- Er will sich erst nach langem Überlegen und Prüfen für eine Sache entscheiden, sie sagt spontan ja oder nein – oft ohne nachzudenken – aus einem Bauchgefühl heraus.
Die Reihe liesse sich endlos fortführen. Und dann kommen ja im Miteinander die grundsätzlichen Unterschiede von Mann und Frau auch noch zum Tragen. Das kann sehr häufig auch zu Auseinandersetzungen oder Streit führen.
Frauen sind schon von der Hirnstruktur komplexer als Männer, was in den Augen der Letztgenannten oft zu Wirrwarr und Durcheinander führen kann. Frauen sind tendenziell eher auf der persönlichen und der emotionalen Ebene und Männer eher auf der sachlichen Ebene orientiert. Ganz egal, wie sich die Unterschiede in den einzelnen Beziehungen darstellen – es gibt sie auf jeden Fall und sie können im schlimmsten Fall zu grossen Konflikten oder sogar zu Trennungen führen.
Aber was, wenn wir diese Verschiedenartigkeit als grosse Chance für uns entdecken und uns mehr und mehr daran freuen können?
Ein Abbild Gottes
Das war die Grundidee unseres Schöpfers. In der Bibel heisst es: «Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie... Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.» (1. Mose Kapitel 1, Verse 27ff). Mann und Frau miteinander sind Abbild Gottes, sie zusammen zeigen stärker die Art und das Wesen Gottes als ein Geschlecht allein dies könnte. Gott ist in seiner Art so vielfältig, dass er zwei gegensätzliche und unterschiedliche Wesen geschaffen hat. Diese Vielfältigkeit spiegelt sich auch in der Verschiedenartigkeit von Mann und Frau.
Gott wollte diese Vielgestaltigkeit. Gott sagte zu seiner gesamten Schöpfung: Siehe, es war sehr gut. Er gibt dem Miteinander von Mann und Frau die Note 1. Gott hat Mann und Frau miteinander und füreinander geschaffen. Er wollte mit dieser Unterschiedlichkeit keinen Dauerkonflikt, sondern eine faszinierende und spannende Ergänzung.
Die Ehe als Spannungsfeld
Mich hat im Physikunterricht einmal ein Experiment sehr fasziniert und dieses Experiment ist mir immer wieder zum Bild geworden für die Ehe: Unser Physiklehrer hat ein elektrisches Feld aufgebaut. Nun kann man das mit dem blossen Auge ja nicht sehen. Um das Feld anzuzeigen, hat er feine Metallspäne auf ein Papier geblasen und dieses zwischen die beiden Pole gelegt. Und dann ist das Erstaunliche passiert: Die elektrische Spannung wurde sichtbar und die Metallspäne haben sich zu einem wunderschönen Muster sortiert.
Die Ehe ist auch wie solch ein Spannungsfeld. Da begegnen sich zwei Pole, zwei Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit als Mann und Frau, in ihrer Unterschiedlichkeit der Charaktere und Temperamente. Wenn die Pole auf einem Punkt sitzen, dann entlädt sich zwar die Spannung, aber es gibt kein Feld, keinen Raum dazwischen. Damit ein lebendiger, spannender Raum entsteht, damit die Gegensätzlichkeit zum Tragen kommt, müssen sich die Pole etwas voneinander entfernen, müssen Pole sein können. Und dann kann ein Raum entstehen. In dem Wechselspiel der Pole entsteht Schönheit.
Im übertragenen Sinn: Dieser Raum dazwischen soll die Schönheit der Versöhnung sichtbar machen, ein Raum der Liebe Gottes, ein Raum, in dem deutlich wird, dass wir uns freuen an unserer Verschiedenartigkeit und trotz aller Unterschiedlichkeit einander annehmen und liebhaben. Harmonie der Gegensätze entsteht dadurch, dass wir einander anschauen, einander wahrnehmen in unserer Unterschiedlichkeit und uns darin achten. Dass wir von der Unterschiedlichkeit des anderen lernen und profitieren und dann auch in tiefer Weise uns gegenseitig zum Segen werden.
Immer wieder braucht es dazu auch Versöhnung oder Vergebung, manchmal einen neuen Anfang nach Streit. Aber Gott selbst ist der Garant für das Gelingen. Wenn er in der Mitte steht, verbindet er die Gegensätze zu einer Harmonie. So wie das Wort E-H-E es sagt: Ehepartner – Herr – Ehepartnerin. Wenn der Herr in der Mitte steht, wird daraus etwas Gutes und es entsteht Harmonie.
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Datum: 09.10.2025
Autor:
Cornelia Mack
Quelle:
Magazin LebensLauf 05/2025, SCM Bundes-Verlag