Manifest gegen Euthanasie

Religionen stehen auf gegen «Angriff auf das Leben»

Linksparteien haben in Spanien und wahrscheinlich auch bald in Portugal die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe durchgesetzt. In Spanien haben Vertreter von sechs Religionsgruppen jetzt ein Manifest gegen die Euthanasie verfasst.
Die Vertreter der religiösen Gruppen, welche das Manifest unterschrieben haben. (Bild: ReligionEnLibertad)

Spanien wird wahrscheinlich das vierte Land in Europa (und das sechste weltweit) sein, das aktive Euthanasie legalisiert. Vorbehaltlich der Zustimmung des Senats, könnte das Gesetz in der ersten Jahreshälfte 2021 in Kraft treten. Nach Informationen von Radio SRF haben sich «die linken Parteien durchgesetzt und beeilen sich zu betonen, dass sie tun was die Gesellschaft Umfragen zufolge längst verlangt». In Spanien seien es 85 Prozent der Bevölkerung, die die Sterbehilfe bejaht, in Portugal immerhin noch 50 Prozent.

Letzte legale Hürden

Es wird erwartet, dass in Spanien der Senat im Januar der grossen Kammer folgt. In Portugal sagte das Parlament schon letzten Februar im Grundsatz Ja zur aktiven Sterbehilfe, nach bereits erfolgter Detailberatung dürfte es im Januar definitiv Ja sagen. Ob das Sterbehilfegesetz in Portugal, dem das Parlament im Grundsatz bereits im letzten Februar zustimmte, allerdings in Kraft tritt oder ob es abgeändert werden muss, könnte Portugals Präsident, ein überzeugter Katholik, am Verfassungsgericht überprüfen lassen.

Protest: «Regierung des Todes»

Der Prozess der Legalisierung wurde von religiösen Gruppen stark bekämpft. Vor dem Parlamentsgebäude demonstrierten Protestierende gegen die «Regierung des Todes». Die Evangelische Allianz Spaniens erklärte, wenn sich die Regierung darauf konzentrierte, Kranken in Hoffnungslosigkeit und Schmerz zu helfen, würde die Anzahl der Menschen, die den Tod als Ausweg wählten, «drastisch zurückgehen». Die Allianz warnte davor, dass das neue Gesetz «spezielle Ideen über den Tod» im Volk verbreite: «Es ist gefährlich, eine soziale Meinung aufzubauen, die todkranke Menschen zu einer Belastung erklärt.»

Auch die bioethische Kommission Spaniens, einer unabhängigen Expertengruppe, die mit dem Gesundheitsministerium verbunden ist, sprach eine eindringliche Warnung aus: «Es gibt solide gesundheitsmässige, ethische, legale und sozio-ökonomische Gründe, die es verbieten, Euthanasie zu einem subjektiven Recht zu erheben und sie dem öffentlichen Dienst zu übergeben. Die Legalisierung der Sterbenshilfe öffnet den Weg zur Abwertung des menschlichen Lebens. Ist dieser Weg einmal beschritten, sind weitere Grenzen sehr schwer vorauszusagen, wie Erfahrungen im europäischen Kontext zeigen.»

Breite Allianz von Religionen: Manifest des Lebens

Am 11. Dezember stellten Vertreter von sechs religiösen Gruppen in Spanien ein Manifest vor, in dem sie den Gesetzesentwurf als «Angriff auf das Leben» brandmarken und ebenfalls den Weg der Palliativmedizin statt des assistierten Selbstmords verlangen. Das Dokument wurde von der römisch-katholischen Kirche, der Episkopalen Reformierten Kirche Spaniens (Anglikanische Gemeinschaft), drei orthodoxen Denominationen, der islamischen Kommission von Spanien, der Hindu-Gemeinschaft und dem Rat der Rabbiner des Landes verfasst und unterzeichnet. «Wir bitten unsere Regierung, eine Gesellschaft zu fördern, die auf dem unverletzlichen Recht auf Würde und Menschenleben aufbaut, und wir lehnen Gesetze ab, die das angreifen. Wir sind heute sehr besorgt über die Entwicklung des Euthanasie-Gesetzes» erklärt das Manifest. Der orthodoxe Vertreter Demetrio brachte es auf den Punkt: «Der menschliche Körper gehört nicht dem Staat», während der Präsident der Hindu-Gemeinschaft betonte, dass das Thema «dringend genug sei, um theologische Unterschiede beiseite zu lassen».

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Datum: 22.12.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / SRF / Evangelical Focus

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