Sterbehilfe in der Schweiz unter Willkür-Verdacht

Sterbebett

Schon jedem zweiten Todesfall in der Schweiz geht eine Entscheidung zur Sterbehilfe voraus. Aber die Kriterien für diese schwierige Entscheidung fehlen weithin.

In den meisten Fällen handle es sich bei dieser Entscheidung um Leben und Tod um so genannte passive Sterbehilfe, schreibt das Institut „Dialog Ethik“ in Zürich. Passive Sterbehilfe heisst, dass auf eine weitere Behandlung verzichtet wird, oder dass eine so hohe Dosis an Schmerzmitteln verabreicht wird, dass das Leben dadurch verkürzt wird.

Willkürentscheide nicht ausgeschlossen

Diese Form der Sterbehilfe befindet sich aber laut „Dialog Ethik“ in einer rechtlichen Grauzone. Ausserdem sei bei 0.4 Prozent aller Sterbehilfefälle aktive Sterbehilfe ohne explizite Zustimmung der PatientInnen angewandt worden, eine Praxis, die illegal ist. „Dialog Ethik“ beruft sich dabei auf eine Studie*, bei der die Sterbehilfepraxis in verschiedenen europäischen Ländern untersucht wurde.

Solche Zahlen sind nach Meinung von „Dialog Ethik“ beunruhigend. Sterbehilfe finde heute in einer Grauzone statt, wodurch Willkürentscheide nicht auszuschliessen seien. Dieser Willkür könne etwas entgegen gesetzt werden. Dialog Ethik setzt sich seit Jahren für verbindliche Entscheidungsfindungsverfahren in der Medizin ein. Diese Verfahren sollen sicher stellen, dass Entscheidungen begründet und nach verbindlichen Kriterien getroffen werden müssen. Mit verschiedenen, unter Federführung von Dialog Ethik entwickelten Leitfäden würden diese Verfahren in vielen Spitälern schon heute angewandt.

Bessere Rahmenbedingungen gefordert

„Dialog Ethik“ fordert nun aber auch Rahmenbedingungen, die eine Entscheidung am Lebensende überhaupt erst ermöglichen. Zahlen belegten, dass bei einer erschreckend hohen Zahl von Patientinnen und Patienten die Schmerztherapie nicht ausreichend wirke. Professionelle Palliativpflege, oft als dritter Weg zwischen Lebenserhaltung um jeden Preis und Sterbehilfe bezeichnet, werde in der Schweiz nicht flächendeckend angeboten. Immer wieder sei auch von Missständen in einzelnen Pflegeheimen zu hören, die den Wunsch nach Sterbehilfe begünstigten. Dialog Ethik will sich daher für ein Gesundheitswesen einsetzen, in dem die Mittel fair verteilt werden.

Quelle: Dialog-Ethik

Datum: 18.09.2003
Autor: Fritz Imhof

Werbung
Livenet Service
Werbung