«Wenn der Himmel für ISIS ist, will ich in die Hölle»
Farhad Jasim. «Ihr Gott ist nicht mein Gott.»Mitglieder der kürzlich gegründeten «Church of the Brethren» im syrischen Kobane sprachen mit «NBC News» und erklärten, wie das Christentum sie angesprochen hat, nachdem sie nach der Scharia gelebt hatten.
Farhad Jasim (23), der als Mechaniker arbeitet, ist Ende letzten Jahres zum Christentum übergetreten. Er erzählte gegenüber dem Nachrichten-Magazin, dass er Anfang 2016 von ISIS für sechs Monate inhaftiert wurde, nachdem die Militanten entdeckt hatten, dass er die Grundlagen des Islam nicht kannte. Während seiner Zeit in Gefangenschaft wurde er gefoltert und gezwungen, den Koran zu lesen.
«Nachdem ich ihre Brutalität mit eigenen Augen gesehen hatte, wurde ich meinem Glauben gegenüber skeptisch», sagt Jasim.
«Danach hatte ich gesucht»
Nachdem er von dieser neuen Gemeinde gehört hatte, die im September eröffnet wurde und Teil einer Konfession ist, die auf das 18. Jahrhundert in Deutschland zurückgeht, entschied sich Jasim für einen Besuch: «Es dauerte nicht lange, bis ich herausfand, dass das Christentum die Religion war, nach der ich suchte», sagt er.
Jasim erzählt, dass seine Familie ihn wegen seines neu gewonnenen Glaubens abgelehnt hat und hofft aber, dass seine Lieben ihm eines Tages nicht nur vergeben, sondern auch das Christentum annehmen werden.
«Wenn ISIS den Islam repräsentiert, will ich kein Muslim mehr sein», sagt er. «Ihr Gott ist nicht mein Gott.»
«Ist der Himmel für ISIS geschaffen, wähle ich die Hölle»
Firas, ein 47-jähriger Landwirt, erzählte «NBC», dass er zum Christentum konvertierte, nachdem er zwei Jahre lang unter ISIS gelebt hatte. Er erinnert sich daran, dass Militante jeden terrorisierten, der sich nicht an seine besondere Art des Islam hielt.
«Ich sah, wie Männer und junge Teenager auf der Strasse geschlagen wurden, weil sie beim Rauchen erwischt wurden. Ich sah Leichen von jungen Männern, die aus hohen Gebäuden geworfen wurden, weil sie schwul waren», sagt Firas. «Das war ihr Islam.»
Firas erklärt weiter: «Wenn der Himmel für ISIS und ihren Glauben geschaffen ist, würde ich für mich selbst die Hölle wählen, anstatt wieder mit ihnen am selben Ort zu sein, auch wenn es das Paradies ist.»
«ISIS würde dich sofort töten»
Während ISIS aus der Stadt an der syrisch-türkischen Grenze vertrieben wurde, bleibt der Wechsel zum Christentum in der muslimischen Mehrheitsregion tabu und sogar gefährlich. Selbst in sichereren Teilen Syriens sind viele Christen, die sich vom Islam abwenden, dem Druck und der Diskriminierung durch ihre Gemeinschaften ausgesetzt. Kobane ist nach Schätzungen die Heimat von etwa 300 Christen.
Omar (38), der als Kirchenverwalter der neuen Gemeinde fungiert, sagt, dass es schon vor der Übernahme der Region durch ISIS strengstens verboten war, die Religion vom Islam zum Christentum zu wechseln. Aber unter ISIS sei die Bekehrung zum Christentum «nicht einmal vorstellbar» gewesen, sagt er und fügt hinzu: «ISIS würde dich sofort töten.»
Doch der Druck bewirkte das Gegenteil: Die meisten Syrer, die konvertiert sind, tun es, «weil ISIS ihnen und ihren Familien das angetan hat», sagt Omar. «Niemand ist gezwungen, sich zu bekehren. Unsere Waffe ist das Gebet, die Verbreitung des Geistes der Liebe, der Brüderlichkeit und der Toleranz.»
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Datum: 07.02.2019
Autor: Leah MarieAnn Klett / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / Übersetzung: Livenet