«Kirche Kunterbunt wächst wie Unkraut»
«Ich lebe zwischen den Polen Chaos und Gnade», beschrieb Daniela «Jele» Mailänder ihre Situation an der Explo. Chaos bedeute für sie Mut, Innovation und den Aufbruch zu etwas Neuem. Gnade stehe für Fehlerfreundlichkeit, Vergebung und das immer wieder Neu-Aufstehen. Als Theologin, Pädagogin und Organisationsentwicklerin verbindet sie diese Erfahrungen mit ihrer Arbeit. Angestellt bei midi, der Zukunftswerkstatt von Kirche und Diakonie, arbeitet sie mit einem innovativen Team an Themen wie der Fresh X Initiative Kirche Kunterbunt und dem Kirchenentwicklungsprogramm M.U.T. der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Ihre Leidenschaft gilt der missionarischen Kirchenentwicklung, der christlichen Mystik und der Persönlichkeitsentwicklung. Sie lebt mit ihrer Familie bei Nürnberg.
Pionierpflanzen
«Aus dem Senfkorn wächst kein Baum», stellt Mailänder in ihrer Explo-Predigt klar. Sie zeigt eines in ihrer Handfläche. Doch sie habe erfahren, dass sich die Samen des Senfkorns vermehren wie Unkraut. Juden war es lange verboten, es im Garten auszusäen, weil es andere Pflanzen verdrängt. Auf einer Reise im Yukon sei sie an einem verbrannten Wald vorbeigekommen. Auf der riesigen schwarzen Fläche standen noch verkohlte Baumstümpfe. Und es wuchs Fireweed (schmalblättriges Weidenröschen), eine fleischige grüne Pflanze mit pinkfarbenen Blüten. Ein Förster habe ihr erklärt, dass es sich dabei – wie beim Senf – um eine Pionierpflanze handle. Sie gedeiht unter unwirtlichen Bedingungen, ist widerstandsfähig und breitet sich rasend schnell aus. Dabei lockert sie die Erde und ermöglicht so, dass die durchs Feuer aufgebrochenen Samen von Mammutbäumen in der hellen Brache wachsen können. Wie Senfsamen versorgt sie die Erde mit Nährstoffen. Unterirdisch verbinden sich die Wurzeln der Pionierpflanzen mit Pilzen und bilden so ein riesiges Netzwerk.
«Sie wächst wie Unkraut»
Jele Mailänder träumt von Kirchen, die über die Denominationen hinweg Synergien bilden, wie Pilze ein Netzwerk aufbauen. Wenn sie Kirchen in Deutschland besuche, treffe sie auf sinkende Besucherzahlen, leere Kassen, Ideenlosigkeit, viel Brachland. Doch es wachse etwas unter den abgestorbenen Träumen. «Unterschätze nicht, was Gott daraus entstehen lässt!», ermutigt sie. Kirche Kunterbunt habe sie zuerst mit Chaos-Kirche assoziiert, mit klebrigen Türklinken, Horden von Kindern, die am Basteln sind. Es gibt dort keine Trennung von Erwachsenen und Kindern, sie erleben gemeinsam etwas, beten auf dem Ponyhof, bauen etwas, braten Würste – zusammen essen gehört immer dazu. «Nein danke», sei ihre erste Reaktion gewesen, als sie von Initianten in England aufgefordert worden sei, die Idee nach Deutschland zu bringen. Doch diese Kirche zum Anfassen für die ganze Familie wachse wie Unkraut. «Ich hätte es nie gedacht», gibt sie zu. Auch «Unchurched people» seien begeistert dabei. Und inzwischen ist ihr klar: «Ich habe Lust, mich in diese Senfkornrevolution hineinnehmen zu lassen.»
Trotzig sein
«Wenn jemand sagt, das ist hoffnungslos, daraus wird nichts, dann bleibt trotzdem da», fordert sie auf. Wie Pionierpflanzen sollen Christen Zeitfenster nutzen, die ihnen gegeben sind. Trotzig stehen bleiben, darauf vertrauen, dass Gott wirkt. «Lasst uns zu Menschen werden, welche die Kultur der Gesellschaft aufbrechen, die Gebet, Humor, Kunst, Hoffnung einbringen.» Wir dürften darauf vertrauen, dass nach der Brachzeit wieder etwas wächst. «Lasst uns einander den Glauben glauben und den anderen lieben lernen.» Dabei sei es Gottes Vision, was nach der Brachzeit kommt, nicht unsere Aufgabe. «Wir wollen Gottes Senfkornrevolution sein.»
Alphalive YOUTH
Dan Blythe betete als Jugendpastor für Erweckung. Damals legte ihm ein Senior-Pastor die Hand auf und ermutigte ihn, dranzubleiben. «Ohne die älteren Personen meiner Kirche wäre ich heute nicht da, wo ich bin», so Dan. Seit 20 Jahren setzt sich der Engländer nun für die Verbreitung des Glaubenskurses Alphalive ein. Die heutige Jugend sei mit zahlreichen negativen Labels behaftet. Sie hätten viel Angst und mentale Probleme. Doch Dan stellt klar: «Sie sind Töchter und Söhne Gottes!» Er erlebe ihre Suche nach Spiritualität. «Sie sollen mit ihren Fragen nicht zu ChatGPT gehen, sondern zu uns. Sie sollen nicht gerichtet werden, sondern geliebt.» Und sie bräuchten keine Influencer, sondern Rollenvorbilder. Mit dem Alphalive YOUTH werden weltweit jungen Menschen zu Jesus eingeladen. Und sie kommen. Dazu brauche es nicht nur Junge, es brauche alle. Gebet über Jahrzehnte zeige heute seine Auswirkungen. «Erweckung ist Gottes Sache, wir haben keine Kontrolle darüber. Aber wir sollen beten.»
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Datum: 31.12.2025
Autor:
Mirjam Fisch-Köhler
Quelle:
Livenet